
Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé bekommt seinen Mineralwasser-Skandal nicht in Griff. Nun stehen die Behörden wieder vor der Haustür.
Wasser ist ein Lebenselixier, so lange, bis es dir nicht bis zum Hals steht.
So lautet ein Sprichwort, und es dürfte anschaulich die Situation beim Schweizer Nahrungsmittelriesen Nestlé beschreiben.
Wichtiges Geschäftsfeld
Am Geschäft mit Mineralwasser will das Unternehmen aus Vevey VD auf jeden Fall festhalten.
Die Sparte sei strategisch, erklärte der neue Nestlé-Konzernchef Laurent Freixe seine Vorgehensweise.
Doch das Wasser dürfte dem Nahrungsmittelkonzern mit diesem Geschäftsfeld mittlerweile bis zum Hals stehen, denn ständig gibt es neue Hiobsbotschaften.
Kanton drückte Augen zu
So musste Nestlé in der Waadt eine Busse von einer halben Million Franken zahlen, weil der Konzern bei der Mineralwasserherstellung illegale Methoden nutzte, welche die Bezeichnung «natürliches Mineralwasser» nicht mehr rechtfertigten.
Betroffen war die Marke Henniez, bei der Aktivkohlefilter eingesetzt worden waren.
Der Verstoss gegen das Lebensmittelrecht war laut der Waadtländer Staatsanwaltschaft bereits im Mai 2020 während einer kantonalen Kontrolle aufgefallen.
Sowohl die Verbraucher als auch die Behörden seien von Nestlé getäuscht worden, hiess es.
Warum die Kantonsbehörden die Öffentlichkeit nicht über die Missstände informierten, steht wohl nochmal auf einem anderen Stern.
Perrier, Contrex und Hépar betroffen
Im Ausland kam der Schweizer Nahrungsmittelkonzern und grosse Arbeitgeber nicht so einfach mit einer vergleichsweise kleinen Busse davon.
Bei der Vermarktung von Mineralwassern um Perrier waren ähnliche Methoden um Mikrofiltrationen zur Anwendung gekommen und das Quellwasser quasi unzulässig aufbereitet worden.
Auch bei weiteren Nestlé-Marken um Contrex, Hépar, Vittel & Co. wurden solche Manipulationsvorwürfe laut.
Laut europäischen Lebensmittelrichtlinien muss das Wasser in der ursprünglichen Reinheit belassen und darf keiner Desinfektion oder Behandlung mit Ultraviolettlicht beziehungsweise Filtern unterzogen worden sein.
Haussuchung bei Paris
CEO Freixe musste im April vor einem Untersuchungsausschuss in Paris zu den Vorkommnissen aussagen. Klagen wurden eingereicht.
Selbst Regierungsstellen sollen jahrelang von der ganzen Misere gewusst haben.
Weil nicht klar ist, ob es um Vertuschung der Angelegenheiten geht und wer alles involviert war, marschierten die französischen Behörden am heutigen Donnerstag in der französischen Nestlé-Zentrale in Issy-les-Moulineaux bei Paris ein.
Sie führten eine Haussuchung mit Polizei durch.
Volle Kooperation zugesagt
Der Nahrungsmittelkonzern erklärte, die Vorwürfe um das Mineralwasser sehr ernst zu nehmen.
Nestlé würde mit den Behörden zudem in der Sache voll kooperieren.
Etwas anderes bleibt dem Unternehmen auch gar nicht übrig, denn das Wasser steht Nestlé und seinem Management schon bis zum Hals.
10.07.2025/kut.