Kurioses vom Schweizer Arbeitsmarkt

Hände mit Lebensläufen und eine Personalverantwortliche
Firmen erhalten derzeit viele Bewerbungen von Stellensuchenden. (Bild: M. Hassan / pixabay)

In der Schweiz herrscht eigentlich Vollbeschäftigung. Doch widmet man sich der Arbeitslosigkeit, kommt meist Erstaunliches zum Vorschein.

Die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren RAV der Schweiz können ihre «Kundschaft» wahrscheinlich alle einzeln begrüssen, so wenig Arbeitslose gibt es hierzulande.

Doch schaut man in die neueste Arbeitslosenstatistik, so treten fast kuriose Entwicklungen hervor.

Anstieg zum Vorjahr

Zunächst waren 105.465 Arbeitslose im Mai 2024 bei den RAV eingeschrieben, teilte das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco am heutigen Donnerstag mit.

Dies seien rund 1500 Arbeitslose beziehungsweise 1,4 Prozent weniger als im Vormonat, aber rund 17.400 Personen beziehungsweise 19,7 Prozent mehr als im Vorjahresmonat Mai.

Die Arbeitslosenquote verharrte für die Schweiz bei 2,3 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist dies aber ein Anstieg um 0,4 Prozentpunkte.

Zentralschweiz blüht

Doch schaut man auf die regionalen Unterschiede, so erstaunt, dass das Problem besonders in Genf am grössten ist. Danach kommt der Kanton Jura.

Das Wirtschaftszentrum der Schweiz, Zürich, liegt weit hinter dem Landesschnitt.

Arbeitslosenquoten nach Kantonen
Arbeitslosenquoten nach Kantonen (Quelle: Seco)

In der Zentralschweiz traut man sich fast gar nicht von Arbeitslosigkeit zu reden, weil die Quoten etwa von Nidwalden und Obwalden unter 1 Prozent liegen.

Selbst Luzern kommt nicht einmal auf 1,5 Prozent an Arbeitslosigkeit.

Jammern kaum gerechtfertigt

Ein Blick auf die registrierte Arbeitslosigkeit über einen längeren Zeitraum zeigt, dass die Schweiz schon bessere, aber auch deutlich schlechtere Zeiten durchgemacht hat.

Langzeitentwicklung der Arbeitslosigkeit in der Schweiz
Quelle: Seco

Mit rund 105.000 aktuellen Arbeitslosen ist das Land aber weit vom Höhepunkt der rund 275.000 registrierten Arbeitslosen während der Coronavirus-Pandemie entfernt.

Wohl kaum jemand hätte das gedacht.

Vorsicht walten lassen

Die Zahl der bei den RAV gemeldeten offenen Stellen verringerte sich im Mai gegenüber dem Vormonat um 1426 beziehungsweise 3,4 Prozent auf 40.105 Stellen.

Gegenüber dem Vorjahresmonat ist dies allerdings ein Minus von 11.700 Stellen beziehungsweise 22,6 Prozent.

Eine gewisse Vorsicht wegen der Konjunktureintrübung ist also nicht von der Hand zu weisen.

Schweiz bevorzugt Schweizer

Eine weitere Kuriosität ist, dass Ausländer stärker von Arbeitslosigkeit betroffen sind als Schweizer, obwohl die Gruppe der Schweizer viel grösser ist. Nur 48 Prozent der Arbeitslosen sind Schweizer; 52 Prozent sind Ausländer, wie aus den Seco-Zahlen weiter hervorgeht.

Es werden mehr Personen fremder Nationalitäten auf die Strasse gestellt, wie muula.ch unlängst bereits über die Verschiebung der Anteile berichtete.

Auch fällt an den Zahlen auf, dass 82,5 Prozent der Arbeitslosen eine Vollzeitstelle hatten.

Offenbar sind solche Personen vermehrt von Stellenstreichungen betroffen. Auf Teilzeit kommt nur ein Anteil von 17,5 Prozent.

Handel stark betroffen

Mit Auffälligkeiten ist damit noch nicht Schluss.

Wer die Tabellen des Seco der Arbeitslosen nach Wirtschaftszweigen durchforstet, sieht, dass im Gross- beziehungsweise Detailhandel sowie im Gesundheits- und Sozialwesen die Zahlen am grössten sind.

All dies kann wohl niemand richtig glauben, wer bei Migros, Coop, Manor & Co. lange an den Kassen oder vor nicht aufgefüllten Regalen steht.

Auch die Warteschlangen im Spital sowie die Zeit, bis man einen regulären Arzttermin bekommt, sprechen da wohl eine andere Sprache.

06.06.2024/kut.

Kurioses vom Schweizer Arbeitsmarkt

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