Kulanz bei Schweizer Banken im Sinkflug

Bankschliessfächer mit Nummern
Bankschliessfächer bergen so manches Vermögen. (Symbolbild: T. Evans / unsplash)

Der Bankenombudsmann kämpft täglich mit skurrilen Fällen. Dabei können Kunden kaum noch auf ein Entgegenkommen der Finanzinstitute hoffen.

Der Schweizer Bankenombudsmann Andreas Barfuss hat wieder ein geschäftiges Jahr hinter sich gebracht.

Er und sein Team erledigten 2024 mit 2475 Fällen rund 5 Prozent mehr Streitereien zwischen Banken und deren Kundschaft.

Geldhäuser folgen Empfehlungen

Die Ombudsstelle intervenierte 2024 wieder in 303 Fällen beim betreffenden Finanzinstitut.

Dabei machte Barfuss in 172 Fällen konkrete Lösungsvorschläge, wie der Bankenombudsmann am heutigen Mittwoch vor den Medien erläuterte.

Im Jahr 2023 waren es noch 207 Fälle gewesen, bei denen die Ombudsstelle nach vertiefter Faktenanalyse ein Entgegenkommen des Finanzinstituts für angezeigt hielt.

In fast allen Interventionen folgten die Geldinstitute den Empfehlungen.

Keine rechtliche Verpflichtung

Doch häufig muss Jurist Barfuss die Kundschaft der Geldhäuser enttäuschen.

Gerade bei Betrügereien stellte der Bankenombudsmann eine abnehmende Bereitschaft der Finanzinstitute fest, aus Billigkeitsgründen Kulanzleistungen zu erbringen. Dies sei wohl auf die starke Zunahme der Betrugsfälle und der involvierten Schadenssummen zurückzuführen, hiess es im Jahresbericht 2024

Kunden könnten nicht damit rechnen, dass die Finanzinstitute einspringen, wenn sie von Betrügern geschädigt werden, mahnte Barfuss gleich mehrfach. Da sei Prävention zentral.

Bankenombudsmann Andreas Barfuss
Bankenombudsmann Andreas Barfuss (Bild: PD)

Ausserdem wiederholte die Ombudsstelle, dass Betrüger meist bei den Kunden ansetzten und ohne deren Zutun kaum je in die Systeme der Banken eindringen könnten.

Eine rechtliche Verpflichtung der Finanzinstitute, die Kunden in solchen Betrugsfällen zu entschädigen, sei aufgrund der Rechtslage in der Schweiz regelmässig nicht gegeben.

Daher ist klar, dass Schadenersatzforderungen nicht selten ins Leere liefen.

Fehlinvestitionen reklamieren

Skurril sind Betrugsfälle mit gefälschten E-Banking-Webseiten in Google oder Betrügereien mit Twint.

Barfuss schilderte aber auch Fälle, wo Kunden bei Einzahlungen auf 3a-Vorsorgekonten zu spät agierten und ihren Steuervorteil verwirkten.

Selbst dann springen die Geldinstitute nicht ein. Allenfalls könnten sie einen Zinsverlust als Schaden geltendmachen.

Selbst bei Risiken, wie dem Investieren in islamische Produkte um Sukuk-Anleihen, bei denen fast das ganze Kapital verschwand, stehen die Kunden alleine da – die Banken haben sich da meist abgesichert, dass es im Falle eines Falles nicht auf die Geldhäuser geschoben werden kann.

All dies sei oft nur den wenigsten Kunden klar, weshalb es bei den Beratungen oftmals viele Erklärungen braucht, selbst wenn die ganzen Ersparnisse von Betrügern beseite geräumt wurden.

Millionen aufsprühren

Seit 1996 ist der Bankenombudsmann neben seiner Tätigkeit als Informations- und Vermittlungsstelle auch als zentrale Anlaufstelle für die Suche nach kontakt- und nachrichtenlosen Vermögenswerten zuständig.

Im Rahmen dieser Tätigkeit hat er im vergangenen Jahr 485 (Vj: 495) neue Suchanfragen erhalten.

Daraus ergaben sich Vermögenswerte von insgesamt 29 kontaktlosen Kundenbeziehungen, die zugänglich gemacht werden konnten und Konto-/Depotwerte von 5,7 Millionen Franken sowie den Inhalt zweier Schrankfächer betrafen.

Auf Goldsuche gehen

Auf die Frage von muula.ch, ob sich das Problem nachrichtenloser Vermögen, nicht langsam in Luft auflöse, antwortete Barfuss, ganz und gar nicht. Dies bleibe weiterhin erhalten. Der strukturierte Suchprozess würde sogar in anderen Bereichen für Interesse sorgen, sagte er.

Seit Einführung des aktuellen Suchsystems konnte die Anlaufstelle immerhin schon 73 Kundenbeziehungen ermitteln und berechtigten Personen Werte von 145,2 Millionen Franken sowie den Inhalt von 75 Schrankfächern ausfindig machen. 

21.05.2025/kut.

Kulanz bei Schweizer Banken im Sinkflug

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert