KPT spricht Konstruktionsfehler der Grundversicherung an

CEO der Krankenkasse KPT Thomas Harnischberg
Der KPT-CEO Thomas Harnischberg will Reiche stärker an der Solidargemeinschaft beteiligen. (Bild: PD)

Eine kleine Krankenkasse spielt im Gesundheitswesen ganz gross mit. Der Chef spricht zudem aus, was andere lieber für sich behalten.

Eigentlich sollten es die Chefs der grossen Krankenkassen Helsana, CSS, Swica, Visana & Co. sein, welche die Marschrichtung im Schweizer Gesundheitswesen bestimmen. Doch die halten sich meist vornehm zurück.

Fehlerhafte Umverteilung

Der Chef des kleinen Berner Krankenversicherers KPT spricht aber nun an, was am Gesundheitswesen alles im Argen liegt.

Eines der grössten Probleme ist, dass sich das so hochgejubelte System mit Kopfprämien nicht nur von Gesund zu Krank und von Jung zu Alt umverteilt, sondern die Armen auch die Reichen stützen.

Diesen Umstand haben die Linken seit der Abstimmung zum KVG im Jahr 1996 nie verstanden und die Situation daher auch nie bekämpft.

Stärkere Beteiligung verlangen

Nun forderte der CEO der Krankenkasse KPT, Thomas Harnischberg, in der Westschweizer Zeitung «Le Temps», die Franchise für Reiche stark anzuheben.

Es sei ja für eine Person, die 500.000 Franken oder eine Million verdient, kein Problem, auch eine Franchise von 10.000 Franken zu haben, sagte er.

Eine solche Massnahme würde aber die Krankenkassenprämien für alle senken und Versicherte mit hohen Löhnen stärker in die Pflicht für die Solidargemeinschaft nehmen, erklärte der Chef der Krankenkasse, die unlängst von Neukunden förmlich überrannt wurde und grosse Anbieter im Markt beim Wachstum hat alt aussehen lassen, wie muula.ch als erstes Medium berichtete.

Behandlungen selbst bezahlen

Einkommensabhängige Franchise waren zwar immer wieder mal ein Thema im Gesundheitswesen, doch haben sie sich nie durchgesetzt.

Das Problem, dass Reiche oder sogar Ultrareiche von der Grundversicherung genau gleichbehandelt werden und beispielsweise die 300er Franchise wählen können, kam bisher nie richtig auf den Tisch.

Damit belasten Vermögende aber die Versichertengemeinschaft, obwohl Millionäre und Milliardäre ihre Behandlungen eigentlich selbst bezahlen könnten und nicht auf die Solidargemeinschaft angewiesen wären.

Romandie tickt links

Harnischberg bringt nun den Umstand in die Diskussion ein, dass Menschen gemäss ihrer Leistungsfähigkeit beurteilt und nur bei Bedarf von der Solidargemeinschaft unterstützt werden sollten. Dies ist ein heikles Thema, was die grossen Krankenkassen lieber totschweigen.

Geschickt lanciert KPT die Diskussion in der Westschweiz, denn die Romands sind für gesellschaftliche Klassenunterschiede schneller zu haben als etwa Deutschschweizer.

Ablehnen der Einheitskasse

Zudem spricht der KPT-Chef zwei weitere Gegebenheiten im Schweizer Gesundheitswesen an. Das Eine sind die vielen Krankenkassen.

Es seien mit 50 zu viele Gesellschaften, sagte der einstige Mitarbeiter von Bundesrat Adolf Ogi.

Acht bis zehn Krankenkassen würden da ausreichen, sagte Harnischberg. Eine Einheitskasse lehnte der Manager aber mit Verweis auf die schlechte Wirkung von Monopolen und dem geringen Spareffekt auf die Gesundheitskosten ab.

Dänemark als Vorbild

Der andere Umstand sind die vielen Spitäler in der Schweiz.

Mit Blick auf das Land Dänemark, das für seine sechs Millionen Einwohner auch eine hervorragende Patientenversorgung hat, erklärte der KPT-Chef, dass manche Kantone mehr Spitäler als das nordische Land hätten.

Da sollte sich die Schweiz aber ein Beispiel an Dänemark nehmen, mahnte Harnischberg gegenüber «Le Temps».

03.11.2023/kut.

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