Konzern- und Finanzchefs müssen klare Antworten geben

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Führungskräfte sollten Fragen immer genau beantworten. (Bild: G. Altmann / pixabay)

An Medienkonferenzen weichen Unternehmens- und Finanzchefs gerne kritischen Fragen aus. Doch das rächt sich sofort.

«Dazu machen wir keine Angaben», erklären Konzernkader nicht selten, wenn Analysten, Investoren oder Medienvertreter eine bohrende Frage stellen.

Auch mit «weiss ich nicht», versuchen Konzern- und Finanzchefs manchmal, sich nicht inhaltlich auf ein Thema einzulassen.

Floskeln und Versprechen

Doch das rächt sich sofort, wie Forscher des deutschen Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) in einer neuesten Studie herausgefunden haben.

Demnach sank nämlich der Börsenwert eines Unternehmens, wenn die Chefetage viele Fragen ausweichend beantwortet oder eine Auskunft offen verweigert hatte, wie der «Spiegel» in seiner neuesten Ausgabe über die noch unveröffentlichte Analyse berichtete.

Auch Floskeln an Konferenzen zu Quartalsergebnissen, wie «eine interessante Frage», oder das Versprechen, «Informationen später nachzureichen», wirkten sich negativ auf den Aktienkurs aus.

KI merkt sich alles

Die Wissenschafter untersuchten dazu rund 1,2 Millionen Aussagen von Führungskräften an Quartalskonferenzen, die Unternehmen des US-Aktienindex S&P 500 im Zeitraum von 2002 bis 2019 abgehalten hatten.

Dabei setzte die Forscher auch Künstliche Intelligenz KI zur Auswertung der Aussagen ein.

Besonders bei Nachfragen, kritisch formulierter Fragen oder Fragen zur Zukunft des Unternehmens nutzten Führungskader offenbar diese ausweichenden Kommunikationsstrategien.

Schaden beim Aktienkurs

Kurze Zeit nach einer solchen Medien- beziehungsweise Analystenkonferenz, bei der Fragen unklar beantwortet worden waren, litt aber der Aktienkurs des Unternehmens.

Der Börsenwert des Konzerns sank laut den Forschern nachweislich stärker, wenn die Chefs viele Fragen ausweichend beantwortet oder eine Auskunft offen verweigert hatten.

Versicherungsprämien steigen

Investoren seien nach der Veranstaltung unsicherer, wie sie die Zukunft des Unternehmens einschätzen sollten und waren sogar bereit, höhere Versicherungsprämien zu zahlen, um sich gegen einen weiteren Aktienkursverfall abzusichern, hiess es.

Für die Konzern- und Finanzchefs auch in der Schweiz heisst dies im Umkehrschluss, möglichst genau und nicht ausweichend auf die Fragen der Finanzanalysten oder Wirtschaftsredaktoren zu antworten beziehungsweise nicht versprechen, die Antworten nachzuliefern.

Firmen bereiten solche «Q&A»-Sessions zwar meist akribisch vor, doch manchmal eben auch an den tatsächlichen Fragen der Analytiker oder Medienvertreter vorbei.

Palavern hilft dann allerdings nichts.

22.05.2023/kut.

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