König Charles hat in Jahrzehnten nichts kapiert

König Charles III. und Königin Camilla
Mit viel Prunkt bestieg Charles III. seinen Thron. (Bild: PD)

Lang lebe König Charles, schallt es vielerorts. Doch wenn dem König die Monarchie wirklich wichtig wäre, hätte er etwas ganz anderes gemacht.

Am Ende ist er doch noch König geworden. Jahrzehntelang musste Charles auf diesen Moment warten.

Wie ein Mensch aus einer anderen Welt schlürfte der neue britische Monarch am Samstag mit schwerer Krone und schwerer Schleppe durch die Kirche Westminster Abbey.

Queen war sparsamer

Die Massen jubeln. Die Inszenierung scheint perfekt – wenn da nicht die Kosten wären. 

Rund 100 Millionen Pfund soll laut Schätzungen die Krönungsfeier Charles III. kosten, wie Recherchen von muula.ch ergaben.

Da scheint der Betrag fast lächerlich, den Charles Mutter, Königin Elisabeth II., bei ihrer Krönung im Jahr 1953 verjubelte.

Inflationsbereinigt sollen damals zwischen 30 und 40 Millionen Pfund auf den Kopf gehauen worden sein.

Die Queen orientierte sich offenbar an ihrem Amtsvorgänger, Georg VI., bei dessen Krönung inflationsbereinigt rund 25 Millionen Pfund ausgegeben worden waren.

Bei Fuss zum 70. Thronjubiläum

Der Kostensprung zum Prunk bei Charles III. ist also schon enorm.

Der neue britische König Charles III. hatte ja auch genügend Zeit, sich zu überlegen, wie er den Thron besteigen will.

Seine Mutter, die Queen, war am 8. September 2022 in Balmoral Castle verstorben und hatte bis ins hohe Alter von 96 Jahren die britische Monarchie geführt. 

Charles stand Jahrzehnte daneben, stand bei Fuss zum 70. Thronjubiläum im Juni 2022, und hat mit dem langen Leben der Queen offenbar die «Message» seines Lebens nicht kapiert.

Besserer Monarch

Und die lautet: Er sollte nie König werden. Genau diesen Umstand hätte er eigentlich als Chance nutzen müssen.

Grossbritannien ist mit dem Brexit und der Wirtschaftskrise in einer so schwierigen Situation, dass dem Land eine erneut langjährige Stabilität zumindest im Königshaus gutgetan hätte.

Charles hätte auf seinen Thron verzichten und Prinz William, nunmehr Prince of Wales, zum König machen sollen.

William kommt mit seiner Ehefrau, Herzogin Catherine, also Princess of Wales, ohnehin beim Volk gut an.

Jeden möglichen Fehler in seinen Handlungen wäre ihm als junger Monarch verziehen worden.

Bei Charles sieht das nun ganz anders aus – er hatte ja genug Zeit, sich auf das Amt vorzubereiten, so der Tenor.

Ruhiges Leben vorbei

Wenn Charles die Monarchie Grossbritanniens wirklich wichtig gewesen wäre, hätte er also die «Macht» sofort an seinen ältesten Sohn abgetreten.

Damit hätte sich der 75-Jährige weiterhin ein ruhiges Leben gegönnt und wäre ein wahrhaftiger König mit Grösse gewesen.

Er hätte Grossbritannien wieder eine jahrzehntelange Regentschaft à la Queen zumindest ermöglicht und für Stabilität im Land während turbulenter Zeiten gesorgt.

Unnützer Kropf

Doch nun mussten Millionen mitverfolgen, wie der König in einer Kutsche durch London fuhr, mit völlig veralteten Zeremonien eine alberne, mit Edelsteinen verzierte Krone aufgesetzt bekam und letztlich doch wie ein Verlierer wirkte.

Und dabei noch 100 Millionen Pfund aus der Kasse verprasste.

König Charles III.
König Charles III. in Kutsche (Bild: PD)
Zeremonie von König Charles III.
Zeremonie zur Krönung von König Charles III. (Bild: PD)

Schnell landet man dabei bei der Frage, ob es das britische Königshaus überhaupt noch braucht. Ja, sagen da die einen. Die Monarchie sei ein wichtiger Teil der britischen Identität und Kultur.

Andere halten sie derweil aber für völlig überflüssig und sogar für eine Demokratie schädlich.

Verbindung aller Briten

Eine der wichtigsten Funktionen des Königs oder der Königin ist die Repräsentation des Landes im In- und Ausland. Bei offiziellen Anlässen und Veranstaltungen repräsentiert das königliche Oberhaupt eben Grossbritannien und ist ein wichtiger Botschafter für die britische Kultur.

Ein weiteres Argument für die Monarchie ist ihre Rolle als Symbol für die Einheit des Landes.

Der König oder die Königin steht über den politischen Parteien und wird von vielen Briten als eine Art gemeinsames Symbol betrachtet, das alle Einwohner des Landes vereint.

Während politische Führer und Parteien oft polarisieren und spalten können, wird die Monarchie oft als eine Art Verbindung zwischen allen Briten gesehen.

Undemokratisches System

Doch es gibt eben auch jede Menge an Argumenten gegen die Monarchie.

Ein zentraler Punkt ist die Frage der demokratischen Legitimität.

Da die Monarchie eine erbliche Position ist, hat der Monarch oder die Monarchin keine tatsächliche Wahl und wird nicht aufgrund seiner oder ihrer Fähigkeiten oder politischen Ansichten ausgewählt.

Einige halten dies für undemokratisch und argumentieren, dass die Führung eines Landes aufgrund von Erbfolge anstatt von Verdienst gewählt werden sollte. Es passt gar nicht mehr in die Neuzeit.

Steuerzahler an die Kasse

Ein weiteres Argument gegen die Monarchie ist die finanzielle Belastung, die sie für das Land darstellt.

Der königliche Hofstaat und die damit verbundenen Ausgaben kosten den Steuerzahler jedes Jahr Millionen von Pfund. Einige argumentieren, dass dieses Geld besser in andere Bereiche, wie Bildung und Gesundheit, investiert werden könnte.

König Charles III. und Königin Camilla
Die Krönung von König Charles III. in London (Bild: PD)

Und da sind wir wieder bei den Finanzen.

Die 100 Millionen Pfund der Krönungsfeier hätten also gut ins katastrophale britische Gesundheitswesen oder zur maroden britischen Eisenbahn gepasst.

Grossbritannien hätte das Geld auch ärmeren Ländern oder den aktuellen Krisengebieten im Sudan beziehungsweise in der Ukraine geben können.

Über 1000 Angestellte

Die königliche Familie hat aber auch noch erhebliche Ausgaben, die mit ihren regelmässigen öffentlichen Aufgaben und Verpflichtungen zusammenhängen.

Diese Ausgaben umfassen die Instandhaltung der königlichen Paläste und anderer öffentlicher Gebäude, die Entlohnung der Mitarbeiter und die Finanzierung von öffentlichen Aufgaben wie offizielle Reisen und Staatsbesuche.

Die königliche Familie beschäftigt mehr als 1000 Mitarbeiter, darunter Sekretäre, Luxusbutler, Chauffeure, Gärtner und Köche.

Diese Mitarbeiter werden aus dem Budget der königlichen Familie bezahlt und stellen sicher, dass die Königsfamilie ihre Aufgaben professionell erfüllen kann.

Vermietung und Verpachtung

Das Einkommen der königlichen Familie setzt sich aus verschiedenen Quellen zusammen, von denen die wichtigsten die Duchy of Lancaster, der Sovereign Grant und der Crown Estate sind.

Die Duchy of Lancaster ist ein Besitztum der Krone, das der Krone als persönliches Einkommen dient.

Es handelt sich um ein Land- und Immobilienportfolio, das in der Regel jährliche Einkünfte von etwa 20 Millionen Pfund generiert.

Der Sovereign Grant ist eine jährliche Unterstützung, die von der britischen Regierung zur Verfügung gestellt wird und für die offiziellen Aufgaben der Königsfamilie verwendet wird. Im Geschäftsjahr 2020/21 betrug der Sovereign Grant 85,9 Millionen Pfund.

Das Crown Estate ist ein Immobilienportfolio, das von der Krone gehalten wird und jedes Jahr erhebliche Einnahmen generiert. Ein Teil des Gewinns wird an die Regierung abgeführt, der Rest geht an die königliche Familie.

Im Jahr 2020/21 betrug der Anteil der königlichen Familie am Gewinn des Crown Estate etwa 20 Millionen Pfund.

Berset darf nicht fehlen

Neben dem Entscheid von Charles III., besser auf den Thron verzichtet zu haben, hätten sich auch besser viele Gäste anders entschieden und wären nicht zu der Veranstaltung gekommen.

Die Kosten, die für die Anreise aus Japan, Südamerika, Australien und Co. angefallen sind, kommen ja zu den 100 Millionen Pfund noch obendrauf.

Der Schweizer Bundespräsident Alain Berset liess es sich laut einer offiziellen Mitteilung des Bundes ebenfalls nicht nehmen, an der Krönung teilzunehmen.

Das ausgegebene Geld wäre in Afrika, einer Region, die Berset wichtig ist, wahrscheinlich auch viel besser aufgehoben. Aber er scheint analog zu King Charles in Jahrzehnten ebenfalls nichts kapiert zu haben.

07.05.2023/kut.

König Charles hat in Jahrzehnten nichts kapiert

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