Der Schweizerische Gewerbeverband sgv versucht, seine Führungsmisere zu lösen. Dabei reitet sich der Dachverband in immer neue Probleme rein.
Beim Schweizerischen Gewerbeverband sgv scheinen immer mehr Zustände einzuziehen, die man eigentlich nur von kommunistischen Ländern kennt.
Die grösste Dachorganisation der Schweizer Wirtschaft, die über 230 Verbände sowie über 600.000 KMU vertritt, versucht mit rabiaten Methoden, ihr Führungsproblem zu lösen.
Schlag auf Schlag
Der sgv teilte unlängst überraschend mit, dass der Vorstand der Organisation die Nachfolge des Direktors geregelt habe. Allein für die Bekanntgabe des internen Entscheids brauchte das Gremium fast eine Woche, was mancherorts Verwunderung ausgelöst hatte.
Der Chef der Verbände Choco- und Biscosuisse, Urs Furrer, solle an der nächsten Gewerbekammersitzung als Direktor an die Spitze des sgv gewählt werden, hiess es kurzfristig.
Die Sitzung war dann aber auch schon wenige Tage später – denn am heutigen Mittwoch teilte der sgv mit, dass die Nachfolge für den per Juni 2023 ausgeschiedenen Direktor Hans-Ulrich Bigler nunmehr geregelt sei.
Dasein als Vize-Direktor geht
Furrer trete sein Amt aber erst am 1. Mai 2024 an – warum, weiss niemand so genau, obwohl der Posten des sgv-Direktors ja schon seit Monaten vakant ist.
Die Stelle war eigentlich an den Vize-Direktor Henrique Schneider vergeben worden, bis der Vorstand des sgv eigenmächtig befand, dass er aufgrund von Plagiatsvorwürfen nicht mehr für die Direktorenstelle geeignet sei und seitdem weiterhin geeignet ist, Vize-Direktor des sgv zu sein.
Abwahl ohne Regeln
Die kommunistischen Zustände beim sgv zeigen sich nicht nur in der einstimmigen Wahl Furrers. Sie treten völlig Unschweizerisch auch zutage, weil Furrer beispielsweise nicht einmal Fragen zu seiner Kandidatur beantworten wollte. Das hat schon für weiteres Stirnrunzeln gesorgt.
Der Kandidat, den kaum jemand kennt, wird einfach kurzfristig vorgeschlagen, und es dürfen nicht einmal Fragen gestellt werden.
Auch die Abwahl Schneiders erfolgte einfach im Vorstand, obwohl es in den Statuen gar keine Regeln für die Abwahl eines gewählten Direktors gibt.
Wirtschaft braucht Juristen
Der Präsident des sgv, der Tessiner Mitte-Nationalrat Fabio Regazzi, will offenbar nach der monatelangen Hängepartie sein Führungsproblem im Dachverband mit harter Hand regeln.
Wie der sgv die Person Furrer auswählte, warum es künftig einen Juristen auf der wichtigen Stelle der Schweizer Wirtschaft braucht und was Furrer überhaupt qualifiziert, dürfen die Medien nicht kritisch erfragen. Das sind stalinistische Methoden im wahrsten Sinne des Wortes.
Hinzu kommt, dass der sgv aktuell von einem Zweierteam geführt wird, die eigentlich Untergebene von Schneider sind.
Auch solche intransparenten Führungskonstruktionen kennt man eher von diktatorischen Regimen, damit keiner die wahren Strippenzieher und Verantwortlichkeiten kennt.
Kekshersteller schröpfen Schweizer
Der sgv taumelt nun noch Monate weiter unter dieser Misere, weil Furrer erst im Mai 2024 startet. Danach laufen die Aktivitäten beim sgv bestimmt genauso, wie Furrer seit bald zehn Jahren als Geschäftsführer die Branchenverbände Chocosuisse und Biscosuisse führt.
Denn viele haben auch noch nie etwas von diesen Verbänden gehört, ausser von ihren Statistiken, denn diese zeigen, dass die Mitgliedsfirmen die Schweizer Konsumenten gegenüber jenen im Ausland benachteiligen, bis muula.ch dies unlängst aufdeckte.
Es gibt Zustände bei Schweizer Verbänden genau wie im Kommunismus und der Schweizerische Gewerbeverband handelt sich mit Furrer bestimmt neue Probleme als nur seine Hängepartie bei der Führung ein.
25.10.2023/kut.