
Konsumfaule Chinesen und zollgeplagte Amerikaner lassen die Schweizer Uhrenbranche blass aussehen. Drei indische Kundengruppen geben Hoffnung.
Die Schweizer Uhrenindustrie ist in einem Tief, wie seit langem nicht mehr.
Bei grossen Anbietern, wie der Swatch Group um die Familie Hayek oder dem Richemont-Konzern, brechen die Gewinne gigantisch ein.
Lust an Luxus steigt
Als Ursache muss immer die Konsumflaute in China herhalten. Gut hatte sich dagegen zuletzt der US-Markt entwickelt, doch bei diesem machen sich nun die Strafzölle auf Importwaren von US-Präsident Donald Trump negativ bemerkbar.
In diese Gemengelage kommt aber eine frohe Botschaft für die Schweizer Horologie.
In Indien steige die Lust auf Luxus, teilte die US-Unternehmensberatung Kearney zu einer spannenden Marktanalyse mit.
Aufstieg in die Top-Ten
Angetrieben von der rasant wachsenden Volkswirtschaft Indiens mit rund 8 Prozent pro Jahr, prognostizieren die Experten ein durchschnittliches Wachstum von 18 Prozent pro Jahr für die Schweizer Uhrenindustrie.
Derzeit beträgt deren Anteil zwar nur 3 Prozent an den indischen Luxusausgaben.
Doch mit dem Wirtschaftswachstum werde Indien in den nächsten zehn Jahren in die Top-Ten der Ländermärkte für die Schweizer Zeitmesser aufsteigen, hiess es weiter.

Der indische Luxusmarkt generierte im Jahr 2023 erst Einnahmen von 7,74 Milliarden Dollar und solle bis 2028 auf fast 12 Milliarden Dollar steigen.
Dieses Wachstum werde voraussichtlich andere wichtige Luxusmärkte weltweit übertreffen, gaben sich die Kearney-Berater überzeugt.
Im Vergleich mit China, den USA oder Europa sind die Verkäufe zwar klein, aber Golfaraber um Dubai & Co. übertreffen sie allemal.
Status als Lebensstil
Geprägt ist der indische Markt von drei Hauptsegmenten an Kundschaft.
Dies sind die «Traditionell Wohlhabenden», «Aufstrebend Wohlhabende» und «Ambitionierte Aufsteiger», wie die fast 100 Jahre alte US-Consultingfirma weiter herausfand.

Die «Traditionell Wohlhabenden», die etwa 40 Prozent des adressierbaren Marktes ausmachen, legen Wert auf personalisierten Stil, Service und Investitionswert.
Sie reisen oft nach Singapur, Dubai und in die Schweiz, um die neuesten Luxustrends zu entdecken.
Für sie ist Luxus ein Lebensstil, und sie suchen nach einzigartigen, exklusiven Produkten, die ihren Status widerspiegeln.
Belohnung für Erfolg
Die «Aufstrebend Wohlhabenden», die rund 37 Prozent des Marktes repräsentieren, priorisieren Status, soziale Anerkennung und langfristigen Investitionswert.
Sie achten dabei auf ihr Budget und kaufen nicht impulsiv, sondern nur nach sorgfältiger Überlegung.
Diese Konsumenten sehen Luxus als Belohnung für ihren Erfolg und legen Wert auf bekannte Luxusmarken, die ihren sozialen Status unterstreichen.
Eintritt in höhere Sozialschicht
Die «Ambitionierten Aufsteiger», sie machen zirka 23 Prozent des Marktes aus, sind durch soziales Fortkommen motiviert und legen Wert auf Qualität.
Für sie sind Luxusgüter ein Mittel zur persönlichen Veränderung, und sie streben nach einem höheren sozialen Status.
Sie bevorzugen international anerkannte Luxusmarken, die ihnen helfen, sich in höheren sozialen Kreisen zu etablieren.
Wertentwicklung als Investition
Die Kaufmotive sind dabei in den drei Kundengruppen recht unterschiedlich. Der materielle Wert, also Handwerkskunst und Qualität, sei zwar für alle Käufergruppen zentral.
Statussymbole spielten aber vor allem für die Aufsteiger eine grosse Rolle, während diese für die «Traditionell Wohlhabenden» weniger wichtig sei, hiess es in der Analyse.
Dagegen sei es für traditionelle Ultrareiche besonders von Bedeutung, mit der Schweizer Luxusuhr ein potentielles Erbstück zu haben.
Die Wertsteigerung werde dabei vor allem von den «Aufstrebenden Wohlhabenden» geschätzt, erklärten die Experten. Begehrt seien Modelle aus Edelmetallen um Gold, Platin & Co. sowie Luxusuhren mit Edelsteinen besetzt.
25 Royal Oak aus Roségold
In Indien spielen zudem besondere Ereignisse, wie Hochzeiten oder Festivals, eine grosse Rolle, um Luxusgüter anzuschaffen.
Bestes Beispiel dafür ist Anant Ambani, der jüngste Sohn des indischen Milliardärs Mukesh Amban und Uhrenfan.
Er verschenkte an seiner Hochzeit einfach 25 Royal Oak Luxusuhren von Audemars Piguet aus 18-karätigem Roségold im Wert von mehreren Millionen an Gäste, wie muula.ch berichtete.
Die Schweizer Konkurrenz um Patek Philippe, Rolex & Co. sah da ziemlich alt aus. Nach China und den USA muss die Schweizer Uhrenbranche künftig auch nach Hochzeiten im Bollywood-Stil vermehrt Ausschau halten.
08.06.2025/kut.