Hotelkette Beaumier beim Schummeln in Wengen erwischt

Pinocchio-Figuren aus Holz mit langen Nasen
Beim Dehnen der Wahrheit wuchs Pinocchio eine lange Nase. (Symbolbild: J. Macou / pixabay)

Firmen machen gerne grosse Ankündigungen. Doch manchmal fallen Verantwortliche beim Mogeln auf – wie nun die Hotelkette Beaumier.

Jeden Tag erhält unser Wirtschaftsnews-Portal muula.ch hunderte Medienmitteilungen.

In der Masse fallen aber dennoch Ungereimtheiten auf.

Blick auf Lauterbrunnental

So kündigte im Februar 2024 die französische Hotelkette Beaumier an, im Sommer 2024 ihr erstes Haus in der Schweiz zu eröffnen – das Grand Hôtel Belvédère im autofreien Alpendorf Wengen.

Inmitten eines privaten Waldes werde das Hotel 90 Zimmer und Suiten mit Blick auf das Lauterbrunnental bieten und das erste Fünf-Sterne-Haus im Ort sein, hiess es.

Besondere Erlebnisse bieten

Die beiden Restaurants – die Brasserie Belvedère und das Restaurant Waldrand – würden die besten Traditionen der Schweizer Küche aufgreifen und sie mit zeitgenössischen Akzenten neu interpretieren.

Der Spa-Bereich böte fünf Behandlungsräume, zwei Saunen, einen Hammam sowie einen Infinity-Pool im Innen- und Aussenbereich.

Neben dem Skifahren könnten Gäste geführte Touren, Mountainbiking und Klettern, Yoga, Meditation und Pilates sowie Live-Musik mit dem hoteleigenen DJ erleben, lautete die Eigenwerbung zu Beginn des Jahres.

Ursprünglich drei Hotels gekauft

Die Werbetrommel wurde immer weiter gerührt und mit schönen Fotos untermauert.

Der CEO der kleinen Hotelkette mit Häusern in Frankreich und Spanien, Éric Darde, erklärte in Interviews, wie toll es doch sei, im Sommer auch ein Luxushotel im Berner Oberland zu haben.

Die Hotelkette Beaumier hatte im Februar 2022 drei Hotels im Zentrum von Wengen erworben, was damals eine Sensation war.

Die Akquisition umfasste die Wengen Classic Hotels mit den Häusern Wengener Hof, Hotel Silberhorn und eben das Hotel Belvédère.

Beim Zukauf hatte die berühmte Anwaltskanzlei Baker McKenzie beraten, was zeigt, wie wichtig den Käufern die Sache war.

Allerhöchste Töne

Im Juni 2024 erhielt muula.ch nun die Medienmitteilung, dass das erste Hotel von Beaumier am 16. September eröffnet würde.

«Die Wiedergeburt eines Mythos an einem legendären Ort in den Schweizer Alpen», tönte es ganz gross zur ersten Akquisition der Beaumier-Gruppe in der Schweiz hoch über dem Lauterbrunnental.

Spa, Gastronomie und die Erlebnisse gab es erneut in den allerhöchsten Tönen.

Auch die Architektur der Schweizer Architekten von Complete Works und Clavien & Associés wurde in den Himmel gelobt.

Plötzlich grosse Änderung

Nun liegt der Zeitpunkt der Hoteleröffnung mit Mitte September gerade noch knapp im Sommer, wie es angekündigt war.

Etwas Verspätung gibt es wahrscheinlich bei solchen Renovierungsprojekten immer, könnte man meinen.

Doch muula.ch wurde stutzig, als die französische Hotelkette im Oktober 2024 plötzlich ankündigte, dass das Grand Hotel Belvedere ab der Wintersaison 2024/2025 in neuem Glanz erstrahle.

Alles im Präsenz kommuniziert

«In den Restaurants, die lokale Produkte mit Liebe zum Detail servieren, und stilvoll designten Bars sowie auf der grossen Terrasse pulsiert das Leben», hiess es sogar wörtlich, als sei die Herberge schon eröffnet.

Das Grand Hotel Belvedere biete nicht nur ein perfektes Setting für jegliche Outdoor-Aktivitäten, wie Skifahren, Eisklettern, Schneeschuhwandern oder Freeriding sondern auch ein Spa-Erlebnis der besonderen Art, lautete das Versprechen.

«Das im Stil eines Onsen erbaute Spa mit Sauna, Dampfbad und Innen- bzw. Aussenpool ist ein einzigartiger Ort, um Körper und Geist neu zu beleben», gab sich Beaumier überzeugt.

Falschangaben zugegeben

Ende Oktober fragte muula.ch dann mal bei der Hotelkette nach, was denn mit der Eröffnung des Hotels in Wengen sei.

Eine Buchung von Zimmern und Suiten war online auch erst ab 1. Dezember 2024 möglich.

Nach einigem Hin- und Her musste Beaumier zugeben, dass sich die «Wiedergeburt des Mythos» verzögerte und die Informationen bisher falsch gewesen seien.

Neues Kapital vom Asset-Manager

«Die Eröffnung des Grand Hotel Belvedere in Wengen verzögert sich aufgrund unvorhersehbarer Herausforderungen in der Baubranche und den strengen Anforderungen des Denkmalschutzes», erklärte eine Mediensprecherin auf die Anfrage von muula.ch.

Wie viele andere Bauprojekte sei auch Beaumier mit diesen Problemen konfrontiert, was in den vergangenen Monaten zu Verzögerungen geführt habe, hiess es im November weiter.

Sitzecke in einem Hotel
Das Grand Hotel Belvedere in Wengen erstrahlt in neuem Glanz. (Bild: PD)

Auf die Fragen, weshalb man die Kommunikation nicht von sich korrigiert habe, ob die Hotels zum Verkauf stünden und ob die Verzögerungen bei der Eröffnung des Hotels Belvedere mit Engpässen bei den Finanzen zu tun hätten, bekam muula.ch zwar bisher keine Antworten.

Mittlerweile erhielt Beaumier aber einen Kredit über 200 Millionen Euro von dem britischen Asset-Manager Cheyne Capital.

Resort-Idee offenbar verpufft

Von den drei Hotels, die Beaumier ursprünglich in Wengen gekauft hat, wurde das Hotel Wengener Hof mit dem Belvedere zusammengelegt.

Das Hotel Silberhorn, sei zwar geöffnet, werde aber nicht als Beaumier Hotel «gebrandet», hiess es lediglich zu den Entwicklungen.

Ursprünglich sollte im Sommer 2024 ein «Beaumier-Resort» in Wengen geschaffen worden sein, hatte Beaumier-CEO Darde jedoch in einem Interview mit «hotelinside.ch» erklärt.

CEO ausgetauscht

Recherchen von muula.ch ergaben nun, dass Beaumier auch den 1. Dezember nicht als Eröffnungstermin halten konnte.

Mittlerweile scheint zumindest das Hotel geöffnet zu sein. Eine Medieninformation darüber gab es allerdings nicht.

Beaumier-Hotel-Buchungsplattform
Warnhinweise auf Webseite (Screenshot: muula.ch)

Genauso wenig erfuhr muula.ch, dass CEO Darde ab Januar 2025 durch Billy Skelli-Cohen auf dem Chefposten bei der französischen Hotelkette abgelöst werde.

Spa, Terasse & Co. geschlossen

Wer sich bei alldem doch zum Hotel wagt, erhält auf der Webseite den Hinweis, dass bis zum 20. Januar 2025 die Brasserie Belvedere, der Belvi-Salon und die Sonnenbad-Terrasse geschlossen sein würden.

«Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass unser Spa Anfang 2025 eröffnet wird», hiess es zudem zur Situation.

Eigentlich ist so etwas in der Hotellerie eher als «Softopenning» bekannt.

Dann werden Hotels nämlich stückweise in Betrieb genommen und Bauverzögerungen sowie «Kinderkrankheiten» schrittweise behoben, die es wohl bei allen Renovationen oder Neubauten gibt.

Perle für die Schweiz

Für die französische Hotelkette wäre eine Information über eine solche schrittweise Hoteleröffnung wohl besser gewesen.

Auch hätte es zu einer guten Kommunikation wohl gehört, Falschangaben in früheren Communiqués mit Angaben der Gründe zu korrigieren.

In den Massen von Medienmitteilungen, die muula.ch jeden Tag erreichen, fallen aber nicht nur Fehlinformationen, sondern auch kommunikative Perlen auf.

Und das neue Fünf-Sterne-Haus in Wengen, das Grand Hôtel Belevédère, dürfte wahrscheinlich nach der Fertigstellung so eine Perle für die Schweizer Hotellandschaft sein.

15.12.2024/kut.

Hotelkette Beaumier beim Schummeln in Wengen erwischt

2 thoughts on “Hotelkette Beaumier beim Schummeln in Wengen erwischt

  • Dezember 18, 2024 at 11:36 am
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    Wow – der Artikel liest sich ja fast schon bezahlt (fürs negative schreiben). Wo ist die Neutralität im Journalismus geblieben? Wenn der Journalist sich mal mit Hotels beschäftigen würde, wüsste er, dass Hotels öfter Verschiebungen bei der Eröffnung haben. Wieso der, ja, nahezu Hass? Muula wird entabonniert. Komme aus dem Berner Oberland und können uns auch mal freuen, dass so ein Invest in der Region wieder vorkommt.

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    • Dezember 18, 2024 at 11:52 am
      Permalink

      Dank für Ihre Nachricht. Im Artikel steht klar drin, dass es immer zu Verzögerungen bei Bauprojekten kommen kann, weshalb viele Hotels ein sogenanntes Softopenning wählen. Die Intransparenz der französischen Hotelkette Beaumier in der Schweiz geht so jedenfalls nicht.
      Und apropos Transparenz: Ent-Abonnieren können Sie unser Medium nicht, da Sie gar kein Abo von muula.ch haben und einfach nur kostenlos unser Medium lesen.
      Freundliche Grüsse
      Rico Kutscher
      Chefredaktor von muula.ch

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