Holcim-Konzern überrascht mit ungewöhnlichen Schritten

Das Logo des Zementkonzerns Holcim
Der Holcim-Konzern passt die Strategie an. (Bild: PD)

Der Holcim-Konzern hat sich am Sonntag mit einem ungewöhnlichen Strategieschritt gemeldet. Doch das ist nicht die einzige News.

Normalerweise melden sich Unternehmen an den Wochenenden nur in Ausnahmefällen mit Communiqués in der Öffentlichkeit. Solch eine spezielle Situation war offenbar beim Baustoffhersteller Holcim am heutigen Sonntag gegeben.

Jenisch als starker Mann

Der Konzern wolle sein Nordamerikageschäft abspalten, und es als vollständig unabhängiges Unternehmen in den USA an der Börse kotieren, teilte Holcim überraschend mit. Dadurch werde der führende Anbieter von Baulösungen in der Region entstehen, hiess es weiter.

Das neu kotierte Unternehmen werde darauf fokussiert sein, langfristiges Wachstum im hochdynamischen nordamerikanischen Markt zu erreichen und Mehrwert für alle Stakeholder zu schaffen, erklärte Holcim den Strategiewechsel.

Der Verwaltungsrat von Holcim habe Konzernchef Jan Jenisch damit betraut, das Gesamtprojekt der Ausgliederung und Kotierung des Nordamerikageschäfts in den USA zu leiten.

Ausgliedern von 11 Milliarden

Die Transaktion, die für in der ersten Jahreshälfte 2025 abgeschlossen sein und auf Dollar-Basis erfolgen soll, wird als Spin-off durchgeführt.

Das Geschäft, das in die Börse gebracht werden und damit für bestehende Aktionäre von Vorteil sein soll, hat laut einer Präsentation einen Umsatz von rund 11 Milliarden Dollar erzielt.

Eventuell ist dabei der Basler Pharmakonzern Novartis ein Vorbild, der unlängst sein Generikageschäft mit Sandoz abgespalten hat.

Holcim wird nach der Börsenkotierung des Nordamerikageschäfts voraussichtlich weiterhin dem wichtigsten Schweizer Börsenindex Swiss Market Index angehören.

Doppelkotierung in Paris entfernt

Beide Unternehmen werden aber eigenständige Strategien verfolgen und massgeschneiderte Kapitalstrukturen anstreben.

Warum es dies braucht und was die genauen Vorteile sind, will der Konzern am morgigen Montag an mehreren Anlässen erläutern. Es betrifft immerhin fast 50.000 Mitarbeiter.

Gerade erst hat das Zürcher Unternehmen seine Doppelkotierung mit Paris aufgegeben und erklärt, dass dies viel zu aufwändig sei, wie auch muula.ch berichtete.

Der Baustoffkonzern hat zudem unlängst ein Viertel seines Umsatzes eingebüsst und durch viele Akquisitionen enorme Milliarden an Goodwill angesammelt.

Fakten schaffen vor Abgang

Doch das ist nicht die einzige News des Sonntages. Der Verwaltungsrat habe Miljan Gutovic mit Wirkung zum 1. Mai 2024 zum neuen Chief Executive Officer (CEO) von Holcim ernannt, teilte der Zementkonzern in einem separaten Communiqué mit.

Der bisherige CEO Jenisch werde sich zukünftig auf seine Rolle als Verwaltungsratspräsident (VRP) von Holcim fokussieren, hiess es. Er werde der Generalversammlung zur Wiederwahl vorgeschlagen.

Mit der Abspaltung des Nordamerikageschäfts schafft er aber noch Fakten für seinen CEO-Nachfolger.

Interne Lösung bevorzugt

Der Australier Gutovic ist seit 2018 Mitglied des Group Executive Committee. Der im Jahr 1979 Geborene war Leiter der Region Middle East and Africa und anschliessend der Region Europa sowie Group Operational Excellence.

Miljan Gutovic
Designierter CEO des Holcim-Konzerns Miljan Gutovic (Bild: PD)

Unter seiner Leitung konnte Holcim nicht nur seine Marktpositionen stärken, sondern branchenführende Margen generieren, lobte Holcim seinen Personalentscheid.

Der Nachfolger des vom Sika-Konzern kommenden Jenisch ist also ein Eigengewächs und der Zementhersteller setzt damit diesmal auf eine interne Lösung.

Ingenieur an die Spitze

Somit ist man extern offenbar nicht fündig geworden, denn diese Lösung hätte das Unternehmen eigentlich schon früher haben können. Machtmensch Jenisch hätte dann auch nicht CEO und VRP gleichzeitig sein müssen.

Die Personalie dürfte intern auch überraschend gekommen sein, denn die Medienstelle hatte weder den Lebenslauf noch ein passendes Foto parat.

Gutovic hält einen Abschluss der Bauingenieurswissenschaften von der University of Technology UTS in Sydney und promovierte dort in Materialwissenschaften und Ingenieurwesen.

Auf die Börsenreaktionen zu alldem am morgigen Montag darf man gespannt sein.

28.01.2024/kut.

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