Helvetia macht mit Baloise aus 4 plus 4 gleich 14

Logo der Helvetia vor dem Campus in St. Gallen
Die Helvetia schluckt formell die Baloise. (Bild: PD)

Die Fusion der Versicherer Helvetia und Baloise hat ihre ersten Überraschungen hervorgebracht. Dabei zeigen sich hohe Kaufpreise sowie ein Sonnenfisch.

Wer führt eigentlich die Helvetia Baloise? Diese Frage könnte am heutigen Montag zur Fusion der beiden Versicherer aufkommen.

Merkwürdiger Verwaltungsrat

Offiziell sind die Personen zwar benannt. Doch wer ins Handelsregister schaut, dem kommen die Verantwortlichen wohl kaum bekannt vor.

Verwaltungsratspräsidentin der Helvetia Baloise Holding ist eigentlich Barbara Bolliger, die Generalsekretärin der einstigen Helvetia-Gruppe.

Hinzu kommen in dem Aufsichtsgremium aus drei Personen noch zwei Anwälte von Walder Wyss.

Die Firma, die im Frühjahr gegründet worden war, verlegte erst vor wenigen Tagen mittels einer ausserordentlichen Generalversammlung, die nur zwei Minuten dauerte, ihren Sitz von Zürich nach Basel. 

Verwirrung im Börsenprospekt

Eine Revisionsstelle fehlt zudem für die Aktiengesellschaft, obwohl laut der Eintragung auf die eingeschränkte Revision verzichtet wird.

Zeichnungsberechtigte sind selbst im Handelsregister des Kantons Basel-Stadt nicht eingetragen.

Die Aktiengesellschaft hiess bis vor kurzem sogar noch Sunfish Holding und wurde später in Helvetia Baloise Holding AG umbenannt.

Im Börsenprospekt von über 900 Seiten steht dann noch zur Verwirrung, dass der Vorgänger genau dieser Aktiengesellschaft die Helvetia Holding AG gewesen sei.

Fair Value bei allen Bilanzpositionen

All dies sind aber nicht die einzigen Überraschungen.

Die fusionierte Gesellschaft publizierte am heutigen Montag eine Pro-Forma-Rechnung aus Helvetia sowie Baloise, und da rieben sich viele ebenfalls die Augen.

Die Transaktion werde nach IFRS-Regeln als «Business Combination» mit Helvetia als Erwerberin behandelt, hiess es in einem Communiqué.

Somit werden alle Aktiven und Passiven von Baloise zum Fair Value in der Eröffnungsbilanz von Helvetia Baloise erfasst.

Die Differenz zum Kaufpreis ergibt den Wert, den die Helvetia für die Baloise quasi mehr gezahlt hat.

Stattlicher Kaufpreis

Helvetia hatte ursprünglich 4,3 Milliarden Franken an Eigenkapital. Baloise kam auf rund 3,5 Milliarden Franken an Eigenmitteln.

Zusammen ergibt die Pro-Forma-Rechnung nun aber ein Eigenkapital von rund 13,9 Milliarden Franken.

Durch die Integration der Baloise in die Helvetia entstanden also fast 10 Milliarden Franken an neuen Eigenmitteln, wie aus einer Präsentation für Investoren hervorgeht.

Helvetia Baloise Eigenkapitalentwicklung
Eigenkapitalentwicklung von Helvetia Baloise (Screenshot: muula.ch)

Der Kaufpreis der Baloise betrug stattliche 9,7 Milliarden Franken, davon gehen 3,4 Milliarden Franken auf das Konto von Immateriellem und 4,7 Milliarden Franken auf Goodwill zurück.

Rund 60 Prozent der Eigenmittel sind damit also nicht greifbar.

Beide Finanzchefs weg

Mit der Fusion sollen rund 350 Millionen Franken an Synergien freigesetzt werden. Wer sich die Grösse der Geschäftsleitungen ansieht, erblickt allein schon dort viel Potenzial.

Die gemeinsame Schweizer Einheit wird von sage und schreibe 11 Personen geführt. Auf Konzernebene besteht die Geschäftsleitung sogar aus 13 Personen.

Merkwürdigerweise sind aber ausgerechnet beide Finanzchefs der ursprünglichen Konzerne abgesprungen.

Aktionäre bei Helvetia Baloise
Blackrock, UBS und Patria dominieren bei Helvetia Baloise (Screenshot: muula.ch)

Zugutehalten muss man den Versicherern, dass sie bisher noch nicht viel integrieren durften. Das Schweizer Kartellgesetz sieht Strafen bei Vergehen bis zum Vollzug der Fusion von bis zu 10 Prozent des Umsatzes vor. Da bleibt man wohl lieber erst einmal auf Distanz.

Im April 2026 mehr Klarheit

An der Börse konnten Investoren auch nicht wirklich etwas mit all den Neuigkeiten anfangen.

Erst sanken die neugehandelten Helvetia-Baloise-Titel an der Schweizer Börse SIX markant gegenüber dem letzten Handelstag als separate Assekuranz-Konzerne. Letztlich erholten sich die Papiere aber wieder etwas und schlossen mit einem leichten Minus von 1,1 Prozent. Börseneuphorie sieht wohl anders aus.

Bis zum 15. April 2026, einem Kapitalmarkttag, wird dann wohl klar sein, wer die neue Gesellschaft tatsächlich führt und ob das Immaterielle sowie der Goodwill werthaltig sind, wenn es auch noch Wirtschaftsprüfer für das Audit bei Helvetia Baloise gibt.

08.12.2025/kut.

Helvetia macht mit Baloise aus 4 plus 4 gleich 14

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