Der Hersteller hochmoderner Elektrokomponenten Carlo Gavazzi ist ein typisches Schweizer KMU. Solide geht er durch Wind und Wetter.
Auf den ersten Blick schauen die Resultate für das abgelaufene Geschäftsjahr der Carlo-Gavazzi-Gruppe, einem Hersteller von Komponenten für die Gebäude- und Industrieautomation, nicht so berauschend aus.
Zweistellige Einbrüche
Die Abschwächung der weltweiten Konjunktur sowie Währungsschwankungen setzten dem börsenkotierten Unternehmen doch relativ stark zu.
So gingen Umsatz, das operative Ergebnis auf Stufe Ebit sowie der Reingewinn mit zweistelligen Raten zurück. Der Umsatz schrumpfte um fast 20 Prozent auf 172 Millionen Franken und der Reingewinn brach um 33 Prozent auf 19 Millionen Franken ein.
Kunden bauen Lager ab
Der Auftragseingang, ein Indikator für künftigen Umsatz, halbierte sich mit 42 Prozent auf noch 134 Millionen Franken fast.
Aufgrund hoher Lagerbestände der Kundschaft in allen Regionen seien die Buchungen im zweiten Halbjahr in allen Branchen niedriger als im ersten Semester gewesen, relativierte das KMU die Entwicklungen am Donnerstag vor den Medien.
Ansehnliche Vergleichszahlen
Wer jedoch mal auf die 5-Jahres-Übersicht schaut, der sieht, dass die Entwicklungen alles andere als dramatisch sind. Klar, sind zweistellige Einbrüche nicht schön.
Aber die absoluten Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres sind deutlich höher als noch vor wenigen Jahren.
Was Schweizer KMU, wie das ursprünglich aus Italien stammende Familienunternehmen Carlo Gavazzi, dabei ausmacht, zeigt eine tiefergehende Analyse der Situation.
Einführung neues IT-System
Die Eigenkapitalquote liegt mit über 75 Prozent beispielsweise extrem hoch.
Zudem sank die Ebit-Marge «nur» um 4 Prozentpunkte auf immer noch gute 14,7 Prozent. Das Unternehmen feilte an den Kosten und sparte beim Betriebsaufwand eine Million Franken.
Ob in Kaffeemaschinen oder bei Zutrittssystemen – die Produkte von Carlo Gavazzi sind weltweit in vielen Produkten verbaut.
Der Cashflow aus operativer Tätigkeit erhöhte sich laut einer Präsentation sogar um rund 50 Prozent auf 21,3 Millionen Franken.
Trotz der Negativentwicklungen investiert die Firma in das Geschäft, insbesondere in die Weiterentwicklung der Komponenten und den Abschluss der weltweiten Einführung des neuen ERP-Systems.
Sehr europalastig
In China werden laut dem Communiqué zudem der Umzug in einen neuen Produktionsstandort und die verbundenen Investitionen vor Ende des neuen Jahres abgeschlossen sein.
Der Verwaltungsrat genehmigte auch noch einen Produktionsstandort in der Region Nord- und Südamerika, was zeigt, wie langfristig Schweizer Unternehmen ausgerichtet sind, auch wenn mal etwas Gegenwind weht.
Es zeigt sich, dass der Umsatz, der zu 70 Prozent noch in Europa anfällt, dringend eine Diversifizierung braucht. Da kommen Investitionen in Asien und Amerika gerade recht. Und Schaltgeräte, Sensoren oder Überwachungsgeräte werden doch überall gebraucht.
Kapitalbasis schonen
Last, but not least, zeigen Schweizer KMU, dass angesichts der Geschäftslage und eines noch trostlosen Ausblicks besser vorsichtig mit den vorhandenen Mitteln umgegangen wird.
Der Verwaltungsrat von Carlo Gavazzi schlägt der Generalversammlung vor, eine Dividende von 8.00 Franken pro kotierter Namenaktie und 1.60 Franken pro Stimmrechtsaktie auszuschütten.
Das sind bei den Namenaktien 4 Franken je Titel weniger und bei den Stimmrechtsaktien sind es sogar 50 Prozent an verringerter Ausschüttung. Solider geht es wohl kaum mehr.
27.04.2024/kut.