Die Grossbank UBS freut sich auf die Übernahme der Credit Suisse. Im Eifer des Gefechts gab die Bank aber zu positive Informationen an Investoren.
Der entscheidende Satz kommt nach sechs Minuten und 50 Sekunden.
Der ehemalige UBS-Konzernchef Ralph Hamers holte Luft und dann sagte er ihn.
Bestimmtes Portfolio
«Alle weiteren potenziellen Verluste werden zwischen der UBS und den Schweizer Behörden zu gleichen Teilen getragen», lautete die Passage auf Englisch.
Dabei ging es um die Staatsgarantie von 9 Milliarden Franken, mit welcher der Bund der Grossbank UBS die Zwangsfusion mit der Krisenbank Credit Suisse (CS) versüsste.
Die ersten fünf Milliarden Franken an Verlusten auf einem bestimmten Portfolio, das mit dem Merger zwischen der CS und UBS zur Monsterbank gelangt, trägt die UBS.
Danach springt der Bund mit bis zu 9 Milliarden Franken ein.
Verschwundene Dokumente
Und weitere Verluste würden jeweils hälftig getragen, hiess es klar in der Investoreninformation am 19.03.2023, die noch per Audio-Sicherung des Conference-Calls nachvollzogen werden kann.
Im Nachgang waren Spekulationen um diesen Punkt aufgetaucht.
Dokumente waren zudem von der Webseite des Bundes verschwunden.
Das Wirtschaftsnews-Portal muula.ch hatte die Unterlagen des Bundes, etwa zu Fragen und Antworten, aber gesichert.
Symmetrische Beteiligung
Darin hiess es wörtlich:
«Erst nachdem die UBS Verluste getragen hat, soll ein weiterer Teil der über die Garantie des Bundes zur Verlusttragung abgedeckt werden. Für den unerwarteten Fall, dass die Verluste weiter ansteigen sollten, wird die UBS und das EFD die Schaffung eines Profit-Loss Share Agreement mit symmetrischer Gewinn- und Verlustteilung prüfen.»
Mit der Publikation des Garantievertrages am vergangenen Freitag durch die Grossbank UBS und den Bund zeichnen die Beteiligten aber ein anderes Bild.
Fehlende Gesetzesgrundlage
UBS trage die ersten 5 Milliarden Schweizer Franken des Verlusts, der Bund den diesen Betrag übersteigenden Verlust im maximalen Umfang von 9 Milliarden Schweizer Franken, teilten die Grossbank und die Eidgenössische Finanzdirektion EFD am vergangenen Freitag mit.
«Der Vertrag enthält keine Aussagen bezüglich einer allfälligen Beteiligung des Bundes an einem 14 Milliarden übersteigenden Verlust. Der Bund kann sich ohne gesetzliche Grundlage nicht zu einer Übernahme von Verlusten über 9 Milliarden Franken verpflichten. Hierzu bedarf es einer gesetzlichen Grundlage sowie der Zustimmung des Parlaments zu einem entsprechenden Verpflichtungskredit», führte der Bund weiter wörtlich aus.
Es fehlt also an einer Gesetzesgrundlage für Zusatzhilfen. Die Schaffung der entsprechenden Paragraphen fehlte demnach.
Kommunikation fehlt
Somit ist auch klar, dass die Aussage der UBS an die Investoren in der gemachten Form nicht zutraf.
In der Medienmitteilung der UBS vom 9. Juni, also dem vergangenen Freitag, gibt die Grossbank allerdings nicht an, dass sich dieser Umstand offenbar klar zugunsten der Schweiz geändert hat. Der Bund machte dies aber enorm deutlich.
Derzeitiger UBS-Chef Sergio Ermotti hätte sich wahrscheinlich keinen Zacken aus der Krone gebrochen, wenn dieser Umstand auch von dem Geldhaus klar kommuniziert worden wäre.
Ex-UBS-CEO Hamers fasste seine Ausführungen am besagten Conference-Call nach 13 Minuten und 30 Sekunden mit der Bemerkung zusammen, dass die Akquisition der Krisenbank CS durch die UBS mit attraktiven finanziellen Bedingungen einhergehe.
Ganz so attraktiv, wie dargestellt, waren sie aber offenbar doch nicht.
Portfolio macht 52 Milliarden aus
Der Bund gibt an, dass rund 3 Prozent der totalen Assets der fusionierten Bank das betroffene Garantieportfolio umfassen. Genaue Informationen zu den Assets sind in den Unterlagen aber ausgeblendet.
Legt man allerdings vereinfachend die konsolidierte Bilanz per 31. Dezember 2022 zugrunde, welche die UBS an die US-Börsenaufsicht SEC gemeldet und auch muula.ch berichtet hatte, kommt man dabei auf einen Portfoliowert von fast 52 Milliarden Franken.
Das heisst, die Teilung weitergehender Verluste als die 14 Milliarden Franken hätte sich für die UBS eventuell gelohnt.
11.06.2023/kut.