Goldman Sachs rät zu Umschichtungen im Vermögen

Sharmin Mossavar-Rahmani
Die Anlageexpertin von Goldman Sachs Sharmin Mossavar-Rahmani gibt nur Ultrareichen ihren Rat. (Bild: PD)

Die Starbankerin von Goldman Sachs Sharmin Mossavar-Rahmani hat sich zur aktuellen Kapitalanlage geäussert. Auf sie hören die Ultrareichen.

Die Chefanlegerin bei der US-Bank Goldman Sachs Sharmin Mossavar-Rahmani sieht den Höhepunkt bei den Zinsen gekommen.

Daher hat die CIO für die Vermögensverwaltung nunmehr auch ihre Empfehlungen für die von ihr beratenen Ultrareichen, also die Ultra High Net Worth Individuals (UHNWI) angepasst.

Peak bei Zinsen erreicht

«Viel entscheidender als die Frage, ob die Zinsen noch mal einen Viertelprozentpunkt steigen, ist die Richtung, in dies sie sich bewegen», sagte die Anlageexpertin in einem Interview mit dem deutschen «Handelsblatt».

Die Welt sei den Höhepunkten bei den Zinsen sowohl in den USA als auch im Euro-Raum zumindest sehr nahe, führte die Wissenschafterin der US-Universität Princeton weiter aus.

Damit könnte sie richtig liegen, denn US-Notenbankchef Jerome Powell hat sich dieser Tage dahingehend geäussert, dass die Leitzinsen wohl vorerst auf diesem Niveau bleiben werden.

Vorwegnehmen von Entscheiden

Selbst ein kurzfristiges Aufflammen der Inflation aufgrund des ausufernden Nahostkonfliktes dürfte bei den Zinsen laut Goldman Sachs nur wenig bewirken, weil sich die Zentralbanken auf die Kerninflation konzentrierten.

Allenfalls könnte sich das Wirtschaftswachstum etwas verlangsamen, wenn sich Unternehmer und Konsumenten etwas zurückhaltender seien, betonte Mossavar-Rahmani weiter.

Aktien und Anleihen tendierten dazu, Entwicklungen vorwegzunehmen, sagte sie weiter. Daher dürften die Kurse von Aktien und Anleihen steigen, wenn die Investoren davon ausgingen, dass es keine weiteren Zinserhöhungen mehr geben werde, betonte die Chefanlegerin von Goldman Sachs.

US-Markt mit Vorteilen

Die Margen der Unternehmen sind laut der Expertin durch den Zinsanstieg gar nicht so stark unter Druck gekommen.

Die Firmen hätten sich nämlich günstig finanziert. «Jedes Jahr werden im Schnitt nur acht Prozent der Anleihen fällig und müssen durch Anleihen mit höheren Zinsen abgelöst werden», erklärte die Goldman-Sachs-Partnerin den geringen Einfluss auf die Gewinnmargen.

Bei Aktien rät Mossavar-Rahmani zu börsengehandelten Indexfonds ETFs auf S&P-500-Werte, die durch aktives Management ergänzt würden.

Die USA seien in vielen Punkten, wie der Wirtschaftsleistung pro Kopf, der Produktivität, der Innovationskraft und wirtschaftlichen Freiheit vielen anderen Ländern überlegen, hiess es dazu.

Wiederanlagerisiko beachten

Bein Anleihen rät sie auch zum US-Markt. «Wir raten unseren Klienten schwerpunktmässig zu US-Staatsanleihen mit einer Duration, also einer Kapitalbindungsdauer, von im Schnitt vier oder fünf Jahren», erklärte sie. Tendenziell würden die Zinsen ja sinken und daher sei es sinnvoll, jetzt die Duration im Bondportfolio zu erhöhen.

Kurzfristige Laufzeiten oder Geldmarktfonds würde sie nicht wählen, denn mit Anlagen für wenige Monate oder bei kurzlaufenden Anleihen hätten Investoren ein hohes Wiederanlagerisiko.

«Wenn das Geld relativ bald fällig wird und die Zinsen dann niedriger sind, machen Sie ein schlechtes Geschäft», so die Überlegung für längere Laufzeiten bei Bonds.

Hedgefonds beimischen

Und noch etwas verrät die Chefanlegerin von Goldman Sachs: Aufgrund der Risiken würden auch viele Ultrareiche oftmals lieber ihr Vermögen an den Geldmärkten anlegen.

«Aber wir sind überzeugt, dass sich die Geldmärkte in den nächsten Jahren schlechter entwickeln werden als Anlageklassen wie zum Beispiel Aktien, Anleihen oder Unternehmensbeteiligungen in Form von Private Equity», sagte sie.

Das Gleiche gelte für andere private Anlagen wie Fonds für Unternehmenskredite, für Immobilientransaktionen und Infrastrukturinvestitionen oder aus Hedgefonds, führte die Kapitalmarktexpertin zudem aus.

Das Musterportfolio liege bei 39 Prozent an Aktienquote und die Anleihequote bei 33,5 Prozent. Hinzu kämen Private Equity, private Kreditfonds, Anlagen in Immobilien und Infrastruktur sowie ein kleiner Anteil von 4,5 Prozent an Hedgefonds.

Tipps für Kleinanleger

Selbst für Kleinsparer sei dieses Verhältnis interessant. Vermögen von 50.000 oder 100.000 Euro würde die Chefanlegerin von Goldman Sachs genauso auf Aktien und Anleihen konzentrieren.

«Private Equity und Ähnliches bringt bei diesen Anlagesummen wenig in der Diversifikation und Risikostreuung», erklärte sie die Hintergründe. 

Und von Gold rät sie komplett ab. Es tauge laut vielen Studien nichts zur Inflationsabsicherung. Gold bringe zudem keine Zinsen, wie Anleihen und der Goldpreis steige auch nicht mit den Gewinnen, so wie die Aktien von Unternehmen.

Das Gold erfülle in einem Portfolio keinen Zweck, sagte die Chefanlegerin von Goldman Sachs zum «Handelsblatt».

20.10.2023/kut.

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