Gier frist auch in der Krypto-Welt das Hirn

Sam Bankman-Fried
Eine Jury sprach den einstigen CEO von FTX Sam Bankman-Fried schuldig. (Bild: WSJ)

Es ist einer der grössten Betrugsskandale der Welt. Für viele Geschädigte kommt nun etwas Gerechtigkeit und eine Warnung.

Es wäre lustig, wenn es nicht so traurig wäre. Die ehrwürdige US-Wirtschaftszeitung «Wall Street Journal» hat vor nicht allzu langer Zeit den Krypto-Star Sam Bankman-Fried umgarnt, als gäbe es kein Morgen mehr.

Milliarden veruntreut

Am heutigen Freitag meldete das «Wall Street Journal», dass genau dieser Bankman-Fried einer der grössten Betrüger des Landes sei.

Der einstige CEO der Krypto-Plattform FTX, die weltweit und somit auch in der Schweiz agierte, ist in den USA von einer Jury in allen sieben Anklagepunkten für schuldig befunden worden, Milliardengelder seiner Kundschaft veruntreut zu haben.

Leben in Saus und Braus

Er selbst, dessen Eltern berühmte Rechtsprofessoren sind, hatte auf unschuldig plädiert.

Doch die Geschworenen sahen es als erwiesen an, dass Bankman-Fried seine Kundschaft aus Gier betrogen habe.

Die Jugendlichen um ihn und Alameda Research machten sich mit den Geldern ein schönes Leben auf den Bahamas und lebten in Saus und Braus. Privatjets, Mega-Parties, Champagner & Co. standen auf der Tagesordnung.

All dies war mit dem Kollaps des Krypto-Imperiums schlagartig vorbei.

Geheime Lücke

Die FTX-Plattform, die von Trading-Experten als absolut top und eine der besten Orte für den Handel um Bitcoin, Ethereum & Co. bezeichnet wird, hätte Betrug wahrscheinlich gar nicht nötig gehabt.

Aber im Hintergrund wurde Alameda Research in den Code erlaubt, Milliarden in die Verlustzone gehen zu dürfen, was seiner damaligen Freundin Caroline Ellison, der Chefin von Alameda Research, eine gigantische Kreditmöglichkeit für Spekulationen eingeräumt hatte.

Doch davon wussten nur wenige Beteiligte und mit den grossen Beträgen konnten die Krypto-Stars auch viele Geschäfte für sich entscheiden, weil viele Wetten einfach aufgrund der Grösse aufgingen. Gier dürfte aber auch dabei eine Rolle gespielt haben.

Medien halfen mit

Als die Krypto-Märkte plötzlich rasant absackten, brach es neben Alameda Research auch FTX das Genick und die Chapter-11-Verfahren laufen noch. Ellison hatte sich in dem Strafverfahren gegen Bankman-Fried gestellt und ausgesagt.

Bankman-Fried war vielerorts aber jahrelang ein gefragter Krypto-Blockchain-Experte. Selbst bei Tagungen des «Wall Street Journals» trat der FTX-Chef regelmässig auf.

Insofern ermöglichten die Medien den Betrug in gewisser Weise erst, ohne mit der nötigen Distanz die weltweiten Erfolgsmeldungen der Plattform und Alameda Research gründlich zu hinterfragen.

Hoffnung stirbt zuletzt

Das Strafmass für den gescheiterten FTX-CEO wird gemäss US-Recht separat festgelegt. Bankman-Fried drohen bis zu 110 Jahre an Gefängnis.

Selbst nach seiner Festsetzung hatte er noch versucht, Zeugen zu beeinflussen, was schliesslich zur Ablehnung seiner Freilassung auf Kaution geführt hatte.

Das endgültige Urteil soll im März 2024 verkündet werden und wird dann zumindest mental etwas Gerechtigkeit für viele Geschädigte bringen.

Letztlich steht der Betrugs-Skandal aber auch als Mahnmal da, selbst bei neuen Technologien immer eine gewisse Skepsis an den Tag zu legen und das Gehirn stets zu benutzen.

03.11.2023/kut.

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