Der Jubel der Gewerkschaft Syna unter Schweizer Coiffeuren dürfte nur von kurzer Dauer sein. Erhöhungen beim Mindestlohn um bis zu 20 Prozent brechen dem Gewerbe das Genick.
Bessere Arbeitsbedingungen im Coiffeur-Gewerbe kann eigentlich niemand ablehnen. Doch was ab Januar 2024 als Gesamtarbeitsvertrag GAV für die Schweizer Coiffeur-Branche gilt, dürfte langfristig negative Auswirkungen haben.
Rund 11 Prozent mehr
Die Erneuerung des nationalen Gesamtarbeitsvertrags für vier Jahre bringe erhebliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen von Coiffeuren mit sich, freute sich die Gewerkschaft Syna am heutigen Freitag in einem Communiqué.
Dies bedeute im Coiffeur-Gewerbe durchschnittliche Lohnerhöhungen von 11 Prozent bis 2027, was mehr als einem zusätzlichen Monatslohn im Jahr entspreche, lauten die Erklärungen.
Schneller zum Maximallohn
Für gewisse Berufskategorien werde der progressive Anstieg über vier Jahre sogar 20 Prozent betragen, was mehr als zwei zusätzlichen Monatslöhnen im Jahr entspreche.
Die Anzahl der Jahre an Berufserfahrung vor Erreichen der Lohnklassen-Obergrenze der Mindestlöhne werde für alle Berufskategorien zudem von fünf auf drei Jahre reduziert.
Coiffeusen und Coiffeure könnten somit schon nach drei anstatt bisher erst nach fünf Jahren das Maximum ihrer Lohnkategorie erreichen, hiess es weiter.
Ungelernte verdienen prächtig
Für qualifizierte Arbeitnehmer beträgt der Lohnzuwachs ab kommenden Jahr nunmehr 5280 Franken, was 440 Franken je Monat entspricht.
Selbst, wer nur als ungelernte Kraft in der Branche arbeitet, erhält enorme Lohnzuwächse, wie die Übersicht der Gewerkschaft zeigt. Am Ende kommt so eine Person bei einem Beschäftigungsgrad von 100 Prozent auf 4150 Franken je Monat.
Liegt der neue Mindestlohn, welche ein Unternehmer derzeit zahlt, unter diesen Werten, hat die Erhöhung keinen Effekt auf den Arbeitnehmer. Liegt der Mindestlohn dagegen darüber oder sogar deutlich darüber, können die Auswirkungen fatal sein.
Hohe Kosten belasten
Dies zeigt Beispielrechnung für einen Herrensalon, wohin der neue GAV ganz klar führt. Zahlt ein Kunde 35 Franken pro Haarschnitt und kommt ein guter Coiffeur auf zehn Kunden pro Tag, landet der Salon bei 7000 Franken pro Monat im Schnitt an Einnahmen. Zieht man davon die Mehrwertsteuer und allfällige Gebühren für Kartenzahlungen ab, kommt man zum Nettoumsatz.
Davon müssen die Ladenmiete, die Strom- und Wasserrechnungen, die Abschreibungen für die Geschäftsausstattung sowie die Kosten für Shampoos, Haargel, Rasierklingen, Kämme, Scheren & Co. beglichen werden.
Es bleibt unter dem Strich also wenig bis gar nichts übrig, denn all diese Sachen sind teuer in der Schweiz.
Preiserhöhungen wirken negativ
Bedenkt man noch dazu, dass zehn Haarschnitte pro Tag eher hochgegriffen ist und es viele Anbieter von 20-Franken-Herrenschnitten gibt, wird die Dramatik der Situation noch klarer.
Erhöht der Salon die Preise, kommen die Kunden vielleicht nicht mehr jeden Monat, sondern nur alle sechs Wochen, was beim Coiffeur zu Umsatzeinbussen führt.
Mehr Ferientage belasten
Alle Coiffeusen und Coiffeure haben Anspruch auf zusätzliche zweieinhalb Tage Ferien pro Jahr, geht aus dem GAV weiter hervor. Das heisst für den Beispielsalon, dass weitere Einnahmen fehlen.
Namentlich fällt damit nochmal fast ein Tausender an Umsatz im Jahr weg.
Langfristig werden durch die Erhöhungen der Mindestlöhne – und davor warnen Ökonomen regelmässig – Firmen aus dem Markt gedrängt. Langfristig dürfte der Jubel von Syna unter Schweizer Coiffeuren daher verstummen, denn sie landen durch die «Verbesserungen» auf der Strasse.
15.12.2023/kut.
Werte Damen und Herren
Wir wünschen Ihnen und dem ganzen Team ein gutes, gesundes und friedliches neues Jahr!
Weiter haben wir den obenstehenden Artikel mit grossem Interessse gelesen. Wir stimmen in vielenTeilen den Recherchen zu. Gerne würden wir mit dem Autor „kut“ in Kontakt treten und noch mehr über die Hintergründe des Berichts und das warum, woher, weshalb… etc. erfahren!
Wir führen selber seit 75 Jahren ein Coiffeurgeschäft und glauben, das die Bemühungen der Verbände, Politiker und Vereine in eine falsche Richtung zielen.
Besten Dank für Ihren Bericht und ihre Kontaktaufnahme!
Juuhui… wir dürfen immer noch arbeiten, und haargenau richtig freundliche Grüsse
Team Coiffeur Coiffure Ruckstuhl und Kurt Eberlin
Coiffeur coiffure Ruckstuhl
(Adresse und Telefonnummern folgen)
Guten Morgen
Genau davor hatte ich alle auch gewarnt, nur bin ich ein kleiner Betrieb den man sowieso keine Beachtung schenkt. Was im Artikel auch noch fehlt sind die hohen kosten beim so hochgelobten Coiffeurverband . Der Coiffeurberuf wird es bald sowieso nicht mehr geben…. die Kosten können nicht getragen werden. Nur grössere Geschäfte und die sogenannten Barbershops (die man nicht wirklich kontrolliert) werden bleiben. Für alle anderen hat die Unia und der Coiffeurverband dafür gesorgt das Sie Untergehen werden.
Der Artikel oben erklärt die Lage ganz genau. Als Sicht eines Arbeitgebers musste man sich schon vorher überlegen ob es rendiere noch ein coiffeurgeschäft zu besitzen. Denn die Mitarbeitende verdienen deutlich mehr als der Arbeitgebende selbst, der dazu noch dass ganze Risiko trägt. Mit den neuem GAV stellt sich diese frage nichtmal mehr…. denn ohne zusätzliche einnahmen wird das niemand mehr tragen können soviel ist sicher. Schade…..