Japan ist für tiefe Geheimnisse und magische Rituale bekannt. Geht es um Geldwäscherei, kommt die religiöse Stätte «Zeni Arai Benten» ins Spiel.
Kaum ein Land der Welt erfreut sich seit dem Ende der Coronavirus-Pandemie so grosser Beliebtheit wie Japan.
Trotz der langwierigen Anreise aus Europa, welche derzeit das Gebiet Russlands oftmals umfliegen muss, reisen seit Aufhebung der Einreiserestriktionen jeden Tag tausende Wissbegierige in das Land der aufgehenden Sonne, wie Recherchen von muula.ch ergaben.
Fokus auf Geldwäsche
In Japan angekommen, stehen die Besucher aber vor dem Problem, dass es auch tausende von Shinto-Schreinen sowie buddhistischen Tempeln gibt und sie nicht wissen, welche der religiösen Stätten sie besuchen sollen.
Die Situation ist mit den unzähligen Kirchen im Westen zu vergleichen.
Und an dieser Stelle rückt der «Zeni Arai Benten» in den Fokus, denn dieser heilige Ort, der ursprünglich auf der Religion des Shintoismus beruht, gibt viel Einblick in die Traditionen Japans und spielt eine grosse Rolle bei Geldwäscherei der besonderen Art.
Er ist aber fast nur Insidern bekannt, weshalb ihn muula.ch hervorheben möchte.
Japaner schämen sich
Von Tokio nehmen Fremde den Zug in rund einer Stunde bis zur Stadt Kamakura, die einmal Regierungssitz Japans war, aber für den buddhistischen Tempel Kotoku-in mit seiner gigantischen Statue des «Grossen Buddha» bekannt ist.
Von dort geht es zum Zeni Arai Benten entweder durch den Wald, wobei der Weg auch für Ausländer, also den Gaijin, gut ausgeschildert ist.
Oder man erreicht den Schrein direkt vom Bahnhof Kamakura aus in einer halben Stunde zu Fuss.
Unterwegs können Fremde auch Japaner nach dem Schrein fragen und werden feststellen, dass sich die Einheimischen für den religiösen Ort fast schämen und nur mit einem besonders schönen Lächeln und fast zögerlich den Weg zeigen, was die Neugierde aber eher noch grösser werden lässt.
Aussergewöhnliche Tradition
Abseits der ausgetretenen Pfade und umgeben von üppiger Natur, verbirgt sich nämlich hier ein Ort von magischer Bedeutung und unergründlichen Legenden.
Dieser faszinierende Schrein, der der eigentlich der buddhistischen Göttin Benten gewidmet ist, zieht Besucher nicht nur wegen seiner atemberaubenden Schönheit an, sondern auch wegen einer aussergewöhnlichen Geldwäscherei-Tradition.
Lange Zeit entwickelten sich in Japan die Religionen Shintoismus, also der Glaube an tausende kleiner Gottheiten, und der Buddhismus, der Glaube an die indische Lehre Buddhas zur Erlangung von Erleuchtung, parallel und wurden sogar vermischt.
Viele Anbetungsorte verwirren daher mit Symbolen aus beiden Religionen.
Ankommen im Banktresor
Der Zugang zur Kultstätte des Shintoismus erfolgt aber immer durch einen Torii, ein heiliges, meist rotes Tor, welches den Übergang von der profanen in die sakrale Welt der Götter begrenzt.
Am Zeni Arai Benten müssen Besucher aber zusätzlich noch durch einen langen Tunnel durch einen dicken Felsen schreiten und werden das Gefühl nicht los, ins Innere eines sicheren Banktresores mit einer besonderen Stille zu gelangen.
Die vom Schrein überlieferte Entstehungsgeschichte besagt, dass Minamoto Yoritomo, ein adliger Anführer von Samurai aus dem 12. Jahrhundert, den wohltätigen Gott Ugafuku begegnet sei und der ihm sagte, falls Yoritomo eine Münze im Nordwesten der Stadt in einer Quelle wasche, sich diese vielfach vermehren würde.
Glück und Wohlstand in Sicht
Besucher wie Einheimische nehmen daher bis heute Münzen in die Hand und waschen sie in einem Brunnen an dem besagten Ort.
Anschliessend werfen sie die Münze in eine spezielle Mulde, die mit klarem Wasser gefüllt ist.
Dieser Akt des Geldwaschens soll Glück und Wohlstand bringen. Es heisst, dass die Münze, die man wirft, das ursprüngliche Geld, das man gewaschen hat, um ein Vielfaches vermehrt.
Werden Menschen tatsächlich reich oder erwirtschaften Firmen nach dem Besuch hohen Gewinn, spenden sie dem Schrein in Abhängigkeit des Erfolges unterschiedlich grosse Torbögen Torii.
Es geht also im wahrsten Sinne des Wortes um Geldwäscherei, die sonst ja Schweizer Banken um UBS, Credit Suisse, Pictet & Co. häufig vorgeworfen wird.
Gegensatz zu Tokio
Die friedliche Atmosphäre, die von den grünen Wäldern und einem klaren Bach umgeben ist, schafft eine solch spirituelle Stimmung, dass sie die Besucher meist tief berührt.
Der Gegensatz zur nahegelegenen Metropole Tokio mit ihren Hochgeschwindigkeitszügen Shinkansen, den sprechenden Leuchtreklamen und allgegenwärtiger Spitzentechnologien dürfte dabei eine Rolle spielen.
Der Zeni Arai Benten ist, quasi verborgen vor den Augen der Welt, dabei nicht nur ein Ort der Spiritualität und der Wünsche, sondern auch ein Symbol der japanischen Kultur und Geschichte.
Zwischen Tradition und Moderne
Die Legenden und Bräuche, die diesen Schrein umgeben, machen ihn zum Kulturerbe, das die Menschen bis heute in seinen Bann zieht und sie mit einer Ehrfurcht vor der Vergangenheit sowie der Natur erfüllt.
Dies stellt bis heute im auf Rationalität und Moderne ausgerichteten Land von Comics und Reiswein Sake eine fast unbeschreibliche Erfahrung dar.
Menschen, die Geldscheine und Münzen in Körbchen waschen und hoffen, dass sich das Geld vermehrt, üben eine Faszination zwischen Tradition und Neuzeit aus.
Essenz des Lebens entdecken
Der Zeni Arai Benten ist ein Ort von Magie, an dem die sichtbare Welt mit der unsichtbaren verschmilzt. Er ist ein Ort, an dem seit Jahrhunderten die Geldwäsche praktiziert wird.
Reisende aus der Schweiz sollten daher auch genau an dieser Stelle spüren, wie Göttin Benten ihre magische Macht entfaltet und wie Besucher durch die geheimnisvolle Verbindung zwischen Mensch und Natur die Essenz des Lebens entdecken.
Der Zeni Arai Benten ist allerdings ein Ort, der nicht nur Geld reinigt, sondern eben auch die Seelen der Menschen berührt; ein Ort, an dem die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen und das Unmögliche möglich wird.
In der Ruhe und Abgeschiedenheit dieses heiligen Ortes mit teils spärlichen Lichtverhältnissen können Besucher auch heutzutage noch die Verbindung zwischen Mensch und Göttlichkeit hautnah spüren.
Ein Juwel in der Masse
Wenn die Besucher den Schrein dann wieder verlassen und den Heimweg antreten, tragen sie diese Magie und die Erinnerungen dieses Ortes mit sich.
In der Fülle von Tempeln und Schreinen, die Japan zu bieten hat, ist der Zeni Arai Benten zweifellos ein Juwel, das sich von der Masse abhebt und unvergessliche Eindrücke hinterlässt.
Reich sind die Besucher dann in jedem Fall geworden – auch wenn vielleicht nicht mit Geld, so doch auf eine ganz besondere, eben japanische Art.
23.07.2023/kut.