Gefühle von Erleichterung bei Swiss Re

Hauptsitz der Swiss Re in Zürich
Der Rückversicherer Swiss Re hat einen Gewinnsprung verzeichnet. (Bild: muula.ch)

Swiss Re hat Besserungen im Geschäft präsentiert. Das Management des Rückversicherers versprüht Zuversicht, dass es so weitergeht.

Die Erleichterung über den Geschäftsverlauf ist dem Management des Rückversicherers Swiss Re klar anzumerken.

Konzernchef Christian Mumenthaler und Finanzchef John Dacey präsentierten am heutigen Freitag mit guter Laune eine enorme Gewinnsteigerung.

Grosse Zuwächse

Im ersten Halbjahr erhöhte sich der Konzerngewinn auf 1,4 Milliarden Dollar, nachdem im Vorjahressemester gerade einmal ein Überschuss von 157 Millionen Dollar angefallen war.

Das Rückversicherungsgeschäft in der Sachsparte steuerte diesmal ein Gewinnbeitrag von rund 900 Millionen Dollar bei. Im Vorjahreszeitraum waren es in diesem Segment bloss 316 Millionen Dollar gewesen.

Aus der Lebensrückversicherung kamen diesmal fast 400 Millionen Dollar. Im Vorjahressemester war diese Sparte beim Gewinn leer ausgegangen.

Und selbst das alte Sorgenkind, die Sparte Corporate Solutions, brachte 320 Millionen Dollar an Ertrag, rund 100 Millionen Dollar mehr als im Vorjahreszeitraum.

Gute Risiken herauspicken

Besonderen Aufschwung hat dem zweitgrössten Rückversicherer der Welt das Ausbleiben von richtig grossen Naturkatastrophen gegeben.

Aber auch bei kleineren Desastern war Swiss Re von Schadenbelastungen weitestgehend verschont geblieben, was sowohl Mumenthaler und auch Dacey mit der besonderen Expertise von Swiss Re bei dem Geschäft erklärten.

Profitable Vertragserneuerungen

Neben diesem positiven Effekt mit geringeren Belastungen kamen Swiss Re aber in den vergangenen sechs Monaten noch zwei weitere Entwicklungen zugute.

Einerseits erhöhte der Rückversicherer die Tarife enorm, weil die Preise für das Geschäft in der Vergangenheit viel zu gering waren. 

Das Prämienvolumen der Swiss Re erhöhte sich in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahren um fast eine Milliarde Dollar beziehungsweise um 4,4 Prozent auf 22,1 Milliarden Dollar.

Darin spiegele sich die starke Performance bei den Vertragserneuerungen im Januar und April wider, hiess es. Zu konstanten Wechselkursen wäre es sogar um 10 Prozent nach oben gegangen.

Systematisches Aufräumen

Mit diesen Steigerungen und den vergleichsweise geringen Schäden lag der Schaden-Kosten-Satz im Sachrückversicherungsbereich bei guten 94,7 Prozent, was einen versicherungstechnischen Gewinn auf das Hauptgeschäft der Swiss Re bedeutet.

Im Segment Corporate Solutions, wo der Rückversicherer direkt Erstversicherungsgeschäft betreibt und sich in der Vergangenheit regelmässig die Finger verbrannt hatte, betrug der Schaden-Kosten-Satz hervorragende 91 Prozent.

Dabei habe sich das systematische Aufräumen im Portfolio in den Jahren 2019 und 2020 ausgezahlt, erklärte CFO Dacey diesbezüglich sichtlich stolz.

Sprudelnde Börsen

Die zweite positive Entwicklung, die zum Auftrieb im ersten Halbjahr 2023 beitrug, fand bei den Kapitalanlagen statt.

Die Rendite auf die Kapitalanlagen betrug 2,8 Prozent und der Schweizer Konkurrent des Marktführers Munich Re profitierte von einer hohen Umlaufrendite bei mittlerweile 3,3 Prozent.

Die Re-Investitionsrendite auf festverzinsliche Wertschriften betrug im zweiten Quartal beispielsweise schon 4,6 Prozent.

Dass die Rendite auf die Kapitalanlagen im Vergleich mit dem Vorjahressemester nur seitwärts verlief, erklärte der Finanzchef an einer Medienkonferenz auf Nachfrage von muula.ch mit hohen Absicherungskosten auf das Aktienportfolio im ersten Quartal 2023.

Optimistischer Ausblick

Die gute Laune der zwei Manager war dann beim Blick auf die Zukunft erst recht zu spüren.

Das Gewinnziel für das Gesamtjahr von 3 Milliarden Dollar sollte – mit den üblichen Einschränkungen von Rückversicherern – nämlich kein Problem darstellen.

Die Preise für Rückversicherungsschutz blieben hoch, was CEO Mumenthaler etwa mit den Resultaten der Erneuerungsrunde vom Juli in der Sachsparte sowie damit erklärte, dass es keine Anzeichen für irrationales Verhalten der Assekuranz oder für das Auftauchen alternativer Geldgeber bei Rückversicherung am Markt gebe.

Nach zwei guten Quartalen könnte die Branche noch nicht aufatmen, sondern brauche nach den vielen Verlustjahren weiterhin positive Resultate.

Puffer bei Teuerung

Zudem sprudeln ja die Kapitalerträge.

Finanzchef Dacey lobte ohnehin das stabile Eigenkapital bei 12,7 Milliarden Franken, obwohl die Dividenden in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar abgeflossen sind und dies zusammen mit dem guten Gewinn zu einer hohen Eigenkapitalrendite von 22,8 Prozent geführt habe.

Mit den im Vorjahr gemachten Rückstellungen für Inflation bei sogenannten IBNR in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar sei der Rückversicherer in einer ohnehin komfortablen Situation, hiess es weiter.

Viele Inflationsraten sind nämlich bereits wieder markant gesunken, wie auch muula.ch berichtete.

Aktienmarkt reagiert verschnupft

Auch der Bereich Lebens- und Krankenrückversicherung profitiert von deutlich geringeren Covid-19-Schäden und von höheren Erträgen auf den Kapitalanlagen. Last, but not least sei die Umsetzung einer einfacheren Organisationsstruktur bei Swiss Re auf gutem Weg. Klingt eigentlich alles gut.

Die positiven Entwicklungen und der zuversichtliche Ausblick kamen an der Börse aber zunächst nicht so gut an.

Der Aktienkurs ging gleich zu Handelsbeginn um rund 3 Prozent in die Knie. Allerdings setzte sich im Laufe des Freitags auch unter Investoren die Meinung durch, dass die Entspannungsgefühle bei Swiss Re durchaus begründet sein dürften.

04.08.2023/kut.

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