Freude über zwei WM-Tore kostet vier Milliarden Dollar

In Riad, der Hauptstadt Saudiarabiens, gibt es oft Autokorsos bei sportlichen Jubelfeiern. (Bild: Apriltran / pixabay)

Die Fussballer aus Saudiarabien haben an der Weltmeisterschaft gegen Argentinien überraschend mit 2 zu 1 gewonnen. Die Freude darüber geht aber richtig ins Geld.

Der Fussball habe in den Golfstaaten überhaupt keine Bedeutung, lautet eine der vielen Fehleinschätzungen zur Fussball-Weltmeisterschaft, welche derzeit vom Weltfussballverband Fifa in Katar ausgetragen wird.

Nicht nur die Herrscher des Emirats, die Familie Al Thani, hat dies eindrücklich an der Eröffnungsfeier mit bisher unveröffentlichten Videomaterial verdeutlicht, welches die Fussball-Begeisterung des Emir-Vaters höchstpersönlich zeigt.

König schaltet sich ein

Mit der ersten sportlichen Überraschung der diesjährigen Fussball-WM, dem Sieg Saudiarabiens über das Fussball-Team aus Argentinien mit Star-Spieler Lionel Messi, tritt die Begeisterung der Golfregion für den Fussball erst so richtig zu tage.

Nach dem Triumph machten nämlich nicht nur Videos von jubelnden Fussballfans vor Fernsehern und den üblichen lärmenden Autokolonnen mit Fahnen im Königreich Saudiarabien die Runden, sondern auch der saudische König Salman Al Saud meldete sich umgehend zu Wort.

Er erklärte laut offiziellen Quellen den heutigen Mittwoch einfach zu einem nationalen Feiertag.

Strippenzieher involviert

Alle Angestellten des öffentlichen und privaten Sektors bekämen anlässlich des historischen Sieges der Saudischen Fussball-Nationalmannschaft gegen Argentinien arbeitsfrei, hiess es. Auch die Schüler und Studierenden sämtlicher Bildungslevel müssten per königlicher Direktive nicht zur Schule oder Universität.

Der Entscheid zu den «Grünen Falken» sei mit dem Kronprinzen und Premierminister des Königreiches, Mohammed bin Salman, dem eigentlichem Führer des Wüstenstaates, abgestimmt, hiess es weiter.

Kostspieliger Entscheid

Wie gross die Begeisterung über den historischen Sieg und für Fussball im Allgemeinen ist, kann muula.ch anhand der Kosten für den Entscheid verdeutlichen und dabei auf das Bruttoinlandproduktes BIP von Saudiarabien schauen.

Dieses Jahr erwartet der Internationale Währungsfonds IMF aufgrund der gestiegenen Erdöleinnahmen für das Königreich mit seinen rund 35 Millionen Einwohnern ein BIP von rund 1500 Milliarden Dollar.

Ein Ausfall-Tag, wie ihn König Salman nunmehr verfügt hat, käme da auf 4,1 Milliarden Dollar. Im Jahr 2021 war das BIP noch bei rund 833 Milliarden Dollar gewesen und ein ausserordentlicher Ferientag kommt da immer noch auf Einbussen von rund 2,3 Milliarden Dollar.

Nichts zu teuer

Gewiss, mit dem Entscheid steht nicht das ganze Königreich still. Das Erdöl sprudelt beim staatlichen Erdölkonzern Saudi Aramco sicher weiter, und es wird vielerorts, wie in Spitälern, an Flughäfen oder in Restaurants, auch an Feiertagen fleissig am BIP gearbeitet.

Allerdings verdeutlicht die grobe Überschlagsrechnung eindeutig die Tragweite des Entscheids.

Schweiz gegen Brasilien

Für die Schweiz, die auf ein BIP von ungefähr 820 Milliarden Dollar kommt, wäre eine solche Massnahme zum Feiern zwar ohnehin undenkbar. Bundespräsident Ignazio Cassis hat keine solch weitreichenden Kompetenzen.

Und bis zum Schweizer Fussball-WM-Spiel gegen Kamerun am morgigen Donnerstag beziehungsweise bis zum Match der Schweiz gegen die Fussball-Nation Brasilien am nächsten Montag bekommt die Eidgenossenschaft auch keine Volksabstimmung mehr über einen freien Tag zu einem allfällig historischen Sieg hin.

Das Thema ist also zumindest hierzulande gegessen.

Historische Zusammenkunft

Historisch dürfte aber ohnehin ein ganz anderes Fussballspiel werden. Es geht um die Partie der verfeindeten Nationen USA und Iran, die am kommenden Dienstag stattfindet.

Die Freude über einen allfällig historischen Sieg zumindest im Fussball dürfte für den Gewinner sich teuer werden, wenn er seine Begeisterung richtig öffentlichkeitswirksam zum Ausdruck bringen will.

Der saudische König Salman hat die Messlatte für Jubelfeiern jedenfalls recht hochgelegt.

23.11.2022/kut.

Freude über zwei WM-Tore kostet vier Milliarden Dollar

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