Die Finanzmarktaufsicht Finma hat sich zum Untergang der Credit Suisse geäussert. Anwesende trauten ihren Ohren teils kaum.
Fast auf den Tag genau vor einem Jahr wurde die Notfusion der Krisenbank Credit Suisse (CS) mit der Grossbank UBS verkündet.
Dies waren auch die Eröffnungsworte am heutigen Mittwoch von Marlene Amstad, der Präsidentin der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma, an ihrer Jahresmedienkonferenz.
Besserungen in Zukunft
2023 werde als aussergewöhnliches Wirtschaftsjahr in die Annalen der Schweiz eingehen, führte sie weiter aus. Die Fusion der CS mit der UBS habe auch das Aussenbild der Finma dominiert.
Die Aufsichtsbehörde möchte – neben all dem Vergangenen, das derzeit noch analysiert werde – ihren Blick auf künftige Finanzkrisen richten, betonte Amstad in Bern vor den Medien.
Extreme Liquiditätszuschläge
Die Aufsichtsbehörde werde dazu ihren Ermessensspielraum künftig noch konsequenter nutzen, sagte die Finma-Präsidentin zur Vorgehensweise.
So schweben ihr Stresstests für die Liquiditätssituation von Finanzinstituten vor. Schliesslich seien als historisch einmaliges Ereignis bei der CS im Oktober 2022 innerhalb eines Monats rund 93 Milliarden Franken an Liquidität abgeflossen.
Ab Januar 2024 gelten für systemrelevante Finanzinstitute bereits extreme Liquiditätszuschläge, gab die Finma zudem bekannt.
Umsetzbarkeit von Plänen prüfen
Als Zweites wird die Aufsichtsbehörde bei Stabilisierungsplänen, also bei Plan B, künftig stärker unter die Lupe nehmen. Besonderes Augenmerk werde auf der Umsetzbarkeit von Massnahmen liegen, erklärte Amstad.
Bei der CS hätte die Finma auch darauf gedrängt, einen Datenraum einzurichten, was die Lösung zur Notfusion mit der Grossbank UBS erst ermöglicht habe, hiess es weiter. «Entsprechend werden wir eine Verschärfung der Bewilligungspraxis des Plan Bs prüfen», erklärte sie.
Auch sei der Spielraum bei der Vergütung von Bankmanagern derzeit in einem Rundschreiben geregelt. Künftig sollte sich die Politik überlegen, ob es dafür nicht ein Gesetz in der Schweiz bräuchte, weil für die Aufsichtsbehörde derzeit viel zu viel Ermessensspielraum bestünde.
Datum schreckt auf
Doch auf die Frage, wann die Finma endlich den Bericht der Wettbewerbskommission zur Marktsituation nach der Grossfusion der CS mit der UBS publiziere, passierte Ungewöhnliches.
«Die Finma hat am 12. März der Fusion zwischen der UBS und CS zugestimmt», sagte die amtierende Direktorin der Finma Birgit Rutishauser. Die CS hat wohlgemerkt erst am 15. März 2023 das erste Mal um Liquiditätshilfen gebeten.
Dies sei zum Schutz der Gläubiger erfolgt, ganz wie es im Gesetz vorgesehen sei, erklärte die Beamtin.
Am 12. Juni habe der Vollzug der Fusion auch stattgefunden und die Finma sei erstmalig an die Stelle der Weko getreten.
Amstad kontrolliert alles
Ein Versprecher des Datums kann es daher nicht gewesen sein, denn selbst die Finma-Präsidentin und anwesende Finma-Medienverantwortliche intervenierten nicht, obwohl sie jedes Wort haargenau verfolgten und notfalls eingriffen.
Wer die Ausführungen anhand der Aufzeichnung nachvollziehen will, kann dies bei Youtube (ungefähr 52. Minute) tun.
Rutishauser sagte noch zu der wichtigen Weko-Analyse, die bereits seit Monaten bei der Finma liegt, dass die Aufsichtsbehörde noch nicht entschieden habe, wann sie den Bericht publiziert. Offenbar steckt viel Brisanz in dem Dokument.
Damit wird klar, dass die Fusion der CS mit der UBS nicht in einer Nacht-und-Nebel-Aktion beschlossen wurde, wie alle Beteiligten der Öffentlichkeit weismachen wollen, sondern von langer Hand geplant war.
Liquiditätspuffer früher benötigt
Auf die Frage einer Medienvertreterin, was die Aufsichtsbehörde Finma mit der Distanz von einem Jahr bei der CS hätte anders gemacht, erklärten die anwesenden Behördenvertreter, dass sie eine kritische Beleuchtung der Situation bereits in einem Bericht verfasst hätten.
Letztlich zeigt aber genau das neue Verhalten der Finma mit Liquiditätszuschlägen auf Basis des Bankenruns auf die CS im Herbst 2022, dass der Totalunfall im März mit einer entsprechenden Finanzaufsicht hätte verhindert werden können.
Hätte die CS auf Basis der nun gemachten Liquiditätsstresstests im März 2023 ausreichend Vorsorge getroffen, wäre die Grossbank wohl nicht von der Bildfläche verschwunden.
Mit der Zeit kommt das ganze Ausmass der Schweizer Tragödie ans Tageslicht.
20.03.2024/kut.
