Finma stösst Banken-Star vom Sockel

Eine Skulptur am Wasser
Den Regulator bei den Hörnern packen? (Symbolbild: N. Jäger / pixabay)

Die Finanzmarktaufsicht Finma geht mit Brachialgewalt gegen eine Minibank vor. Den erfahrenen Chef Charles Henri Sabet nimmt sie quasi alles.

Wenn eine Schweizer Bank irgendwelche Missstände hat, schaut die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma normalerweise gemütlich zu.

Finden die Beamten etwas, gibt es allenfalls eine Verwarnung oder einen Aufpasser zur Seite.

Rechtskraft nicht erlangt

Nicht so jedoch bei der Flowbank, einer Genfer Online-Bank, die erst 2020 ins Leben gerufen wurde.

Dort erklärte die Finma vergangene Woche, dass das Geldhaus in Konkurs sei. Noch bevor die Chefs und Eigentümer eine entsprechende Verfügung rechtskräftig abklären konnten, zog der Regulator überraschend den Stecker.

Chef und Mehrheitsaktionär ist Charles Henri Sabet, ein bekannter Banker, der sich mit der Gründung der Synthesis-Bank einen Namen gemacht hat, die er dann an die dänische Saxo-Bank erfolgreich verkaufte.

Auslandsbank betroffen

Nach ein paar Jahren in London, Dubai und den Bahamas kam der Schweizer mit libanesischen Wurzeln wieder in die Schweiz und startete mit ein paar Freunden die Flowbank.

Weil die investierten Gelder aus dem Ausland kamen, galt das Geldhaus in der Schweiz laut Finma-Bewilligung als ausländisch beherrschte Bank.

Bilanzsumme bei 680 Millionen

Wer Sabet trifft, lernt sofort einen Macher kennen.

Mit Swissness, Toptechnologie und günstigen Gebühren wollte er am Finanzplatz punkten, erklärte er einmal in einem Interview.

Der im Devisenhandel sehr erfahrene Banker schaffte es binnen kürzester Zeit auf eine Bilanzsumme von 680 Millionen Franken und 22.000 Kundenkonten sowie rund 150 Mitarbeitern, wie die Finma in ihrer Einstellungsmitteilung bekanntgab.

Kapital eingeschossen

Wer im Handelsregister nach den Verantwortlichen und den Kapitalbewegungen schaut, der sieht, dass es eine Kapitalerhöhung im Jahr 2023 gab und die Besitzer die Eigenmittel auf 81,4 Millionen Franken aufstockten.

Ohne weitere Entwicklungen um allfällige Verluste zu betrachten, wäre dies auf die von der Finma bezogene Bilanzsumme eine Eigenkapitalquote von immerhin rund 10 Prozent, was beachtlich ist.

Flowbank-Logo
Logo der Flowbank (Bild: PD)

Im Verwaltungsrat der Flowbank, dem die Finma nun Kompetenzen absprach, sind im Handelsregister wohlklingende Namen zu finden.

So wird etwa Michel Broch, der Verwaltungsratspräsident des Bankhauses Reyl, erwähnt.

Fehlende Abklärungen

Das Start-up hielt laut der Finma mehrfach nicht die Eigenmittelvorschriften ein. Zudem sei das Geldhaus mangelhaft organisiert, hiess es weiter.

Eine Untersuchung habe zudem ergeben, dass die Bank zahlreiche Geschäftsbeziehungen mit erhöhten Risiken einging und Transaktionen von erheblichem Umfang abwickelte, ohne die Hintergründe der Geschäftsbeziehungen und Transaktionen angemessen abzuklären.

Angesichts der schweren Missstände, der dauerhaften Verletzung von Bewilligungsvoraussetzungen sowie der Unfähigkeit der Bank, den rechtmässigen Zustand wiederherzustellen, verfügte die Finma bereits am 8. März 2024 den Bewilligungsentzug und sprach der Bank die Gewähr für eine einwandfreie Geschäftstätigkeit ab.

Weitere Kapitalerhöhung gescheitert

Diese Verfügung ist aufgrund eines hängigen Beschwerdeverfahrens vor Bundesverwaltungsgericht noch nicht rechtskräftig. Dennoch zog die Finma den Stecker, weil die Besorgnis bestand, dass die Flowbank überschuldet sei.

«Der Bank gelang es nicht, innert Frist eine genehmigungsfähige Erhöhung der Eigenmittel zu unterbreiten», hiess es wörtlich.

Kategorie 5 als Minirisiko

Für Bankmanager Sabet ist das ein Desaster. Der Regulator nimmt nicht nur Geld von ihm, sondern auch seine Reputation. Warum die Finma so hart durchgriff, ist unklar.

Medienanfragen liessen Sabet, die Bank und die Finma unbeantwortet.

Charles Henri Sabet
CEO der Flowbank Charles Henri Sabet. (Bild: PD)

Vielleicht hat es mit dem neuen Finma-Direktor Stefan Walter zu tun, der härter am Finanzplatz Schweiz durchgreifen will, wie muula.ch berichtete.

Im Finma-Register ist das Geldhaus unter der Kategorie 5 also kleiner Marktteilnehmer mit absolut geringem Risiko für die Schweiz geführt.

Mirabaud und Credit Suisse

Wer die Vergehen um Geldwäschereiverdacht etwa beim Bankhaus Mirabaud oder die Enforcementverfahren bei der Krisenbank Credit Suisse ansieht, über die muula.ch berichtete, erkennt, dass selbst bei etablierten Schweizer Geldhäusern zahlreiche Schwächen in den Abläufen vorherrschen.

Dem Regulator passieren ja auch Fehler, wie die falsche Telefonnummer der Medienstelle im Communiqué eindrücklich zeigt.

Konkurrenz ausschalten?

Und dass ein Start-up mit grossem Wachstum rasch in Kapitalschwierigkeiten kommt, dürfte wohl auch keine Verwunderung auslösen.

Vielmehr zeigt es, dass das Geschäft gut läuft und andere Anbieter unter Druck bringt.

17.06.2024/kut.

Finma stösst Banken-Star vom Sockel

One thought on “Finma stösst Banken-Star vom Sockel

  • Juni 17, 2024 at 4:02 pm
    Permalink

    Interessant, eine andere Sicht als auf IP zu lesen.

    Und ja, bei Hauen auf Kleine ist die Finma ganz ganz große Klasse.

    Beim Kontrollieren der Großen hingegen – CS läßt grüßen – versagt sie, kuscht

    Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, daß de Köpfe von den Großbanken zur Finma wechseln: https://schweizblog.ch/?s=Finma

    Reply

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