Das Wirtschaftsnews-Portal muula.ch hat kritisch über den Versicherer Mobiliar und dessen CFO berichtet. Nun wirft der Manager das Handtuch.
Der Beitrag hatte in der Versicherungsbranche, aber auch darüber hinaus, für Aufmerksamkeit gesorgt.
Das Wirtschaftnews-Portal muula.ch hatte im April unter dem Titel «Die Mobiliar sollte sich einen neuen Finanzchef suchen» kritisch über den Berner Versicherungskonzern berichtet.
Rückzug in Pension
Dabei kam nicht nur das schlechte Abschneiden an der Börse sowie das Verjubeln von Millionen von Franken zur Sprache, sondern auch die verkrusteten, intransparenten Konzernstrukturen wurden thematisiert.
Die geringe Verantwortung im Vergleich mit anderen Gesellschaften wurde ebenfalls kritisiert.
Nun gab der 58-Jährige am heutigen Dienstag per Communiqué seinen vorzeitigen Rücktritt bekannt. Der langjährige Finanzchef der Mobiliar, Peter Brawand, gehe auf Ende Mai 2024 vorzeitig in Pension, teilte der Berner Versicherer mit.
Das überrascht nicht sonderlich, weil die gemütlichen Zeiten auch für den langsamen Berner Genossenschaftsversicherer vorbeisein dürften.
Stellvertretender Konzernchef
Der Betriebswirtschafter und diplomierte Wirtschaftsprüfer verantworte seit dem 1. Juni 2004 die Finanzen. Dies umfasse das Rechnungswesen, das Controlling, das Risikomanagement und die Finanzkommunikation der Gruppe Mobiliar.
Er habe unter die heutigen Planungs- und Reportingprozesse und den Unternehmens-Strategieentwicklungsprozess aufgebaut. Zudem habe er den Swiss Solvency Test (SST) und das Economic Value Management eingeführt, würdigte die Mobiliar sein Schaffen.
Zudem sei er als Mitglied der Geschäftsleitung seit 2014 stellvertretender CEO, hiess es weiter.
Deutliche Erschlaffung
Zwar sei das Prämienvolumen während der Amtszeit von Brawand um 2 auf 4,5 Milliarden Franken gestiegen. Auch das Eigenkapital habe sich auf 6 Milliarden Franken verdreifacht.
Es schleckt allerdings keine Geiss weg, dass bei der Entwicklung deutliche Ermüdungserscheinungen und ein Gewinneinbruch von rund 35 Prozent sichtbar sind, die im Originalbeitrag ausführlich dargelegt sind.
Die Suche nach seiner Nachfolge wurde bei dem genossenschaftlichen Versicherer eingeleitet.
Dies dürfte derzeit nicht so einfach sein, weil es momentan kaum gute Finanzchefs im Versicherungsbereich auf dem Arbeitsmarkt gibt.
St.Gallen lässt grüssen
Bei der Versicherungsgruppe Helvetia hatte sich ein ähnlicher Fall abgespielt.
Nach einem kritischen Bericht von muula.ch über einen Auftritt des CEO Philipp Gmür, bei dem er wie ein Clown aussah und viele Kennzahlen fehlinterpretierte, trat dieser ebenfalls zurück.
26.09.2023/kut.