Finanzchef erklärt unrentablen Deal eines Versicherers

Die Vaudoise Versicherung ist in Lausanne domiziliert. (Bild: PD)

Die Vaudoise Versicherung hat eigene Aktien zurückgekauft und dabei eigentlich Geld verloren. Der CFO erklärt gegenüber muula.ch, warum er dennoch zufrieden ist.

Aktienrückkäufe boomen zurzeit, weil das firmeninterne Geld dort offenbar am besten angelegt ist. Auch der Lausanner Versicherer Vaudoise hat einen Aktiendeal zum Festpreis am Markt offeriert, wie muula.ch berichtete.

Nach Abschluss der Transaktion rechnet das neue Wirtschafts-Newsportal der Schweiz nun nach, und es kommt offensichtlich zu einem indirekten Verlust von mehreren hunderttausend Franken.

11,3 Millionen gezahlt

Diese hätte der Versicherer gespart, falls er die Aktien nicht zum Festpreis von 402 Franken zurückgekauft, sondern die Papiere über den Markt zum Beispiel am Donnerstag vergangener Woche zu 396 Franken oder zu Beginn der Offerte zu 392 Franken bezogen hätte.

Der Aktienrückkauf spielte letztlich 28.125 Titel ein, wie das Unternehmen mitteilte. Somit gab der Versicherer rund 11,3 Millionen Franken für den Deal aus.

Obendrein muss die Gesellschaft nun auch noch die ganzen Gebühren der Zürcher Kantonalbank ZKB zahlen, welche die Offerte des Aktienrückkaufes begleitete.

Grössere Pakete

Was sagt die Firma dazu? Vaudoise-Finanzchef Christoph Borgmann zeigte sich gegenüber muula.ch trotzdem zufrieden, obwohl das offerierte Gesamtvolumen von 100.000 Aktien bei Weitem nicht erreicht worden war.

CFO Vaudoise Christoph Borgmann

Christoph Borgmann, Finanzchef des genossenschaftlichen Versicherers Vaudoise aus Lausanne. (Bild: PD)

Die Höhe des Rückkaufvolumens sei bewusst hoch angesetzt worden, damit Anleger, die möglicherweise ein grösseres Paket an Vaudoise-Aktien abstossen wollten, auch zum Zuge gekommen wären.

Geringe Liquidität

Generell sei es bei dem Titel des Sach- und Lebensversicherers aufgrund des geringen Transaktionsvolumens pro Tag an der Börse nämlich schwierig, grössere Portfolios loszuwerden, erklärte Borgmann weiter.

Bei einem Volumen von rund 28.000 Aktien hätten Investoren rund ein halbes Jahr gebraucht, um es über den freien Markt loszuschlagen.

Der offerierte Preis von 402 Franken je Titel sei beim Aktienrückkauf so bestimmt worden, dass er nicht sonderlich viel über dem aktuellen Kurs lag und Verkäufer nicht deutlich besser gestellt hätte, als Aktionäre, die weiterhin investiert blieben.

Formular ausfüllen

Die ganze Offerte sei ohnehin hauptsächlich für institutionelle Investoren im Inland interessant, wenn sie die Verrechnungssteuern zurückforderten. Arbitrage sei bei den geringen Spannen zum Markt wahrscheinlich nur in geringem Umfang lukrativ gewesen.

Auf die Rückzahlung der Verrechnungssteuer müssten Anleger nämlich auch eine Zeitlang warten, und es ist ein administrativer Aufwand mit einem Formular damit verbunden, erklärte der 48-Jährige.

Freude für alle

Letztlich hätten von dem Angebot aber alle Aktionäre profitiert, sagte der Vaudoise Finanzchef weiter und zeigte auf, dass die Offerte doch seine Berechtigung hat. Falls ein grösseres Aktienpaket auf den Markt käme, könnte der Aktienkurs nämlich sonst eventuell deutlich nachgeben, so die Logik.

Mit dem Aktienrückkauf hätten Verkaufswille also die Chance bekommen, nunmehr auf einen Schlag auszusteigen. Damit sei «Druck» vom Markt genommen worden.

Attraktive Rendite

Und noch einen Vorteil für alle Vaudoise-Aktionäre hob Borgmann gegenüber muula.ch hervor. Da die zurückgekauften Aktien nicht dividendenberechtigt seien, verteilt sich der Gewinn der Gesellschaft unter viel weniger Eigentümern.

Der Wert der Dividendenrendite liegt bei dem Versicherer aber aktuell schon zwischen ansehnlichen 4 und 5 Prozent. Und die Genossenschaftsanteile werden sogar zu 6 Prozent verzinst.

21.11.2022/kut.

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