
Armut ist auch in der reichen Schweiz ein immer grösseres Thema. Dies müsste besonders den Schweizer Staat interessieren.
Die Zahlen verblüffen immer auf das Neue.
Im Jahr 2023 waren in der Schweiz 8,1 Prozent der Bevölkerung beziehungsweise 708.000 Personen von Einkommensarmut betroffen, teilte das Bundesamt für Statistik BFS am heutigen Montag mit.
Verzicht auf Notwendiges
Rund 6,3 Prozent hatten mindestens zwei Arten von Zahlungsrückständen in den vergangenen 12 Monaten, hiess es weiter.
Sogar 5,5 Prozent der Bevölkerung mussten aus finanziellen Gründen auf wichtige Güter, Dienstleistungen und soziale Aktivitäten verzichten, führte das BFS weiter aus.
Deutschland besser
Zwar gehört der Lebensstandard in der Schweiz nach wie vor zu den höchsten in Europa.
Doch der Blick auf die europäische Statistik zeigt, dass die Schweiz einen höheren Anteil an Haushalten als Deutschland hat, die Schwierigkeiten haben, über die Runden zu kommen.

Die Armutsgrenze betrug dabei im Jahr 2023 durchschnittlich bloss 2315 Franken im Monat für eine Einzelperson und 4051 Franken für zwei Erwachsene mit zwei Kindern.
Dies ist wahrlich nicht viel Geld zum Überleben und betrifft doch rund 10 Prozent der Bewohner.
Deutlich mehr Zahlungsrückstände
Bei der erwerbstätigen Bevölkerung lag die Armutsquote mit 4,4 Prozent beziehungsweise rund 176.000 Personen sogar höher als in den Vorjahren.
Im Jahr 2022 lag der Wert bei 3,8 Prozent und 2021 bei 4,2 Prozent deutlich unter dem aktuellen Niveau selbst bei Menschen, die einer Beschäftigung nachgehen.
Der Anteil der Bevölkerung mit Zahlungsrückständen ist nach einem Rückgang während der Covid-19-Pandemie wieder gestiegen:
Nachdem 2022 lediglich 4,8 Prozent der Personen in einem Haushalt mit mindestens zwei Arten von Zahlungsrückständen lebten, lag dieser Wert 2023 mit den genannten 6,3 Prozent wieder fast auf dem Niveau von 2019 als es 7,0 Prozent.
Bei Blick auf nur einen Zahlungsrückstand sind die Anteile deutlich höher.
Pfeifen auf Steuerzahlungen
Der Schweizer Staat hat ein Interesse daran, dass sich die Situation ändert.
Laut dem BFS sind die meisten Zahlungsrückstände bei den Steuern, die bekanntermassen im Nachhinein von den Bürgern selbst entrichtet werden müssen.
Gleich nach den Steuern kommt der Zahlungsverzug bei den Krankenkassenprämien, die rund ein Drittel der Bevölkerung ohnehin nicht mehr bezahlen kann.

Auch hier hat die Schweiz ein Interesse an Änderung der Situation, denn falls Einwohner ihre Krankenkassenprämien nicht begleichen, muss der Kanton fast alles den Krankenkassen um Helsana, Swica, Concordia, Visana, CSS & Co. erstatten.
Dies belastet die Steuerkassen der Kantone wiederum.
Die Steuern könnten aber eigentlich niedriger sein und dann hätte ein Teil der Bevölkerung auch weniger Schwierigkeiten, Steuern und Krankenkassenprämien zu zahlen.
31.03.2025/kut.