Luxusuhren-Marktführer Patek Philippe hat nach drei Jahrzehnten die neue Modellreihe «Cubitus» lanciert. Den Glücklichen winken enorme Gewinne.
Derzeit gibt es praktisch nur ein Thema in der Fangemeinde von Schweizer Luxusuhren.
Es ist die Lancierung der «Cubitus»-Kollektion von Marktführer Patek Philippe, die Kontroversen ausgelöst hat.
Wenig Aussergewöhnliches
So steht beispielsweise das quadratische Design oder das vollgepackte Ziffernblatt bei der Platin-Version in der Kritik.
Auch die Mischung aus bekannten Uhrendesigns um Cartier, Gerald Charles, Bell & Ross oder die firmeneigene «Aquanaut» gefällt vielen Fans bei der Innovation nach so langer Zeit nicht, wie muula.ch bereits berichtete.
Zudem eckt etwa die Gangreserve von nur 48 Stunden oder die geringe Wasserdichte vielerorts an, weil so teure Luxusuhren doch mehr liefern sollten.
Obendrein monierten Fans, dass der Name der neuen Serie «Cubitus» viel zu sehr an Dekubitus, der Hautkrankheit vieler älterer Menschen, erinnere.
Preisskala nach oben offen
Mancherorts bezog sich die Kritik sogar auf die Preissetzung, obwohl es in dem oberen Preissegment quasi keine Grenzen gibt. Ein Einsteigermodell aus Edelstahl für 35.000 Franken, das sei schon etwas happig, hiess es.
Doch als absoluter Marktführer der Luxusuhrenindustrie kann Patek-Philippe-Präsident und Besitzer Thierry Stern dabei wahrscheinlich machen, was er will. Ökonomen sprechen in einem solchen Fall von preisunelastischer Nachfrage.
Die empfohlenen Verkaufspreise für offizielle Händler liegen mit 35.000 Franken für die Edelstahl-Version, mit 52.000 Franken für die Roségold- und Stahl-Version und mit 75.000 Franken für die Platin-Luxus-Edition etwas höher als bei der letzten Lancierung neuer Patek-Philippe-Zeitmesser.
Sofortgewinne möglich
Dies sei auch bitter nötig, hiess es unter Uhrenliebhabern, weil im 2-Jahres-Vergleich der Marktführer deutlich mehr am Graumarkt eingebüsst hat als etwa der Rolex-Konzern.
Die Charts von den Marktpreisen auf Watchcharts.com zeugen davon.
Doch wenn die Tarife so stark am Zweitmarkt sinken, müssen die Uhrenhersteller die Verkaufspreise am Primärmarkt erhöhen. Das hat Marktführer Patek Philippe also beherzigt.
Umgehend sind die neuen Luxusuhren von Patek Philippe aber auch schon auf einschlägigen Portalen mit einem Preisaufschlag zu haben.
Auf «Chrono24», einem bekannten Online-Portal, kostet die Edelvariante der «Cubitus» mit Grossdatum im Doppelfenster und mit Wochentags- sowie Mondphasen-Anzeigen beispielsweise bereits zwischen 170.000 und 190.000 Franken.
Damit wäre also ein Sofortgewinn zum offiziellen Verkaufspreis von rund 120.000 Franken verbunden. In Asien liegen die Verkaufserlöse teils noch deutlich höher.
Von umgehenden Return on Investments (ROI) um die 250 bis 300 Prozent ist daher am Markt die Rede.
Unsägliche Händler agieren
Doch die «Cubitus» sind eigentlich gar nicht so ohne Weiteres verfügbar.
Patek Philippe achtet peinlich genau darauf, dass nur Uhrensammler und Uhrenfanatiker ein Exemplar bekommen, das auf keinen Fall umgehend auf dem Zweitmarkt landet und einen gigantischen Sofortgewinn realisiert.
Daher können die aktuellen Verkäufe auf den Internetplattformen entweder nur Fake oder in Zusammenarbeit mit einem offiziellen Händler sein.
Da alle Uhrenverkäufe vom Marktführer registriert sind, ist meist rasch klar, wer da den schnellen Profit sucht.
Meist trennt sich Patek Philippe von solchen Uhrenhändlern, weil sie nicht zur Philosophie um die Knappheit passen.
Hersteller bieten selbst an
Letztlich gibt es eigentlich aber noch eine dritte Möglichkeit, wie umgehend solch hohe Preise am Zeitmarkt entstehen.
Es ist der Umstand, dass sie Patek Philippe selbst erzeugt.
Viele der aktuellen Verkäufer der «Cubitus» auf «Chrono24» haben ohnehin nur wenige Bewertungen aus früheren Verkäufen und da liegt die Vermutung durchaus nahe.
Es hat den Vorteil, dass der Uhrenhersteller selbst die Preise kontrolliert.
Lukrative Kapitalanlage
Langfristig lassen sich mit Patek-Philippe-Luxusuhren exorbitante Preise bei Sammlern erzielen.
In Genf, wenn etwa beim Auktionshaus Phillips oder bei Sotheby’s beziehungsweise Christie’s historische Luxusuhren unter den Hammer kommen, gehen die Preise durchaus in die Millionen.
Wie lukrativ Uhren als Kapitalanlage sind, hat muula.ch unlängst anhand einer Buchbesprechung thematisiert.
Unter die offiziellen Verkaufspreise wird eine Patek Philippe wohl auch in der schlimmsten Marktkrise nie rutschen. Insofern ist die Schweizer Topuhrenmarke stets ein gutes Investment.
Milliardenumsatz gibt Möglichkeiten
Doch auch bei solchen Versteigerungen mischen die Uhrenmanufakturen selbst kräftig mit, um die Preise in die Höhe zu treiben und einen Anreiz für langfristiges Sammeln zu schaffen.
Die Hersteller sind dazu durchaus fähig, in solchen Millionensphären mitzuspielen.
Patek Philippe produziert pro Jahr laut offiziellen Angaben beispielsweise zwischen 50 und 70 Tausend Uhren, was zum Durchschnittspreis von rund 50.000 Franken allein einen Jahresumsatz bei dem Familienunternehmen zwischen 3 und 4 Milliarden Franken ergibt.
Hayeks kauften Fälschung
Und als unlängst eine Omega-Vintage-Uhr in Genf für 3 Millionen Franken über den Tisch ging, jubelte die zur Swatch Group gehörende Uhrenmarke über das Resultat.
Normalerweise sind solche Auktionspreise den Marken Patek Philippe oder Audemars Piguet vorbehalten.
Doch als die Hayeks, denen die Swatch Group quasi gehört, die Omega Speedmaster-Uhr nach der Auktion unter die Lupe nahmen, war diese gefälscht.
Der eigene Uhrenhersteller war für 3 Millionen Franken einem Betrug aufgesessen.
Dieser Fall war lange Zeit das Gesprächsthema der Uhrenindustrie. Nunmehr ist es jedoch die «Cubitus»-Kollektion von Patek Philippe, und dabei dürfte der Hersteller kräftig mitmischen.
26.10.2024/kut.