Die verschärfte Regulierung von Grossbanken ist dem CEO der UBS Sergio Ermotti ein Dorn im Auge. Doch plötzlich schlägt er andere Töne an.
Beide Grossbanken der Schweiz, die Krisenbank Credit Suisse (CS) und die Grossbank UBS, mussten schon vom Staat gerettet werden und daher schreit die ganze Welt nach einer strengeren Bankenregulierung.
Doch die Schweizer Probleminstitute sahen da bisher keinen Handlungsbedarf, schliesslich liess sich wie bei der CS ein Vertrauensverlust nicht «wegregulieren», so der einschlägige Bankentenor.
Spricht Finma aus der Seele
Doch plötzlich äussert sich der Schweizer Starbanker Sergio Ermotti völlig in eine andere Richtung. «Wenn es zum Beispiel um grobe Fahrlässigkeit geht, sollte es einfacher sein, diese über die Regulatoren zu adressieren», sagte er der Januar-Ausgabe des Wirtschaftsmagazins «Bilanz».
Dies sei heutzutage nicht einfach, führte der UBS-Konzernchef weiter aus.
Damit schlägt er ganz in die Kerbe der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma, die kurz vor Weihnachten einen Bericht zum Untergang der CS publizierte und zahlreiche Unzulänglichkeiten in der Regulierung publikmachte, wie auch muula.ch über den Hilferuf berichtete.
Dabei war auch über die Schwierigkeit der Finma gesprochen worden, selbst bei grob-fahrlässigen Vergehen die Verantwortlichen dingfest machen zu können.
Unklare Verantwortlichkeiten
Insofern stimmt die Finma mit Ermotti in diesem Punkt überein. Aber in noch einer Forderung der Finma sieht der UBS-Chef gewissen Handlungsbedarf.
«Und dann müssen wir schauen, wer die einzelnen Verantwortlichen sind», sagte er in dem Interview weiter. Es könne nicht sein, dass die Aktionäre und die Mitarbeiter für Verantwortungslosigkeit zahlen müssten, so Ermotti weiter.
Genau dies war ein Anliegen der Finma, das sogenannte Senior-Management-Regime in der Schweiz einzuführen, wonach jeweils klar ist, wer auf Topebene welchen Entscheid jeweils bei internationalen Konzernen zu verantworten habe.
Man glaubt es kaum, aber dies ist offenbar im Falle der Krisenbank CS nicht immer gegeben.
Mehr Eigenkapital?
Ermotti wird mit seinem Einlenken bei der Regulierung sicher an etwas Zuckerbrot gedacht haben, also etwas, was der Schweizer Finanzplatz sicher akzeptieren müsste, aber was nicht so weh tut.
Grobe Fahrlässigkeit dürfte ihn und seine Mitstreiter bei Verfehlungen sicher kaum betreffen, und auch klare Verantwortlichkeiten mittels eines Zuständigkeitsdokuments sind im Interesse der Geldhäuser.
Weniger Spass versteht der UBS-Chef dagegen sicher bei höheren Anforderungen beim Eigenkapital oder bei Strafen, welche die Finma künftig aussprechen können will.
Etwas Raum für einen Kompromiss wäre noch beim besseren Informieren der Öffentlichkeit über Enforcementverfahren zu sehen, denn das tut Ermotti & Co. eigentlich auch nicht weh.
«Wir brauchen auf jeden Fall mehr Klarheit», machte Ermotti sein Anliegen bei der Grossbankenregulierung klar.
25.12.2023/kut.