Das Bezirksgericht Zürich verurteilt einen Ex-Manager von den SBB zu Haft. Der wollte nur rasch «Kohle machen» und dies muss er nun teuer bezahlen.
Schweizer Staatsbetriebe bergen fürchterliche Missstände.
Dies wurde aus dem Urteil des Bezirksgerichts Zürich vom heutigen Freitag bewusst, bei dem der ehemalige Chef des Bahngastronomie-Unternehmens Elvetino, Wolfgang Winter, zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt wurde.
Bewährung gewährt
Der mittlerweile 68-Jährige muss ein Jahr absitzen, wie das Gericht mitteilte. Für den Rest der Freiheitsstrafe gelte eine zweijährige Bewährungszeit, hiess es weiter.
Die Richter sprachen den früheren Elvetino-Chef wegen Veruntreuung, versuchtem Betrug, passiver Bestechung und ungetreuer Geschäftsbesorgung während seiner fünfjährigen Tätigkeit bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB schuldig.
Lustreise nach China
Unter anderem hatte sich der CEO der Tochterfirma eigenmächtig eine Lohnerhöhung um monatlich 1500 Franken genehmigt und Übernachtungen in Luxushotels als Spesen abgerechnet.
Seiner Assistentin hatte der Manager zudem untersagt, Geschäftsflüge in der Economy-Klasse zu buchen und eine private Reise mit der Familie nach China landete laut dem Gericht sogar auf der Spesenliste.
Kickbacks aus Beratungsverträgen
Ausserdem vergab Winter Beratungsmandate zu seinen eigenen Gunsten.
Teile des Geldes liess er sich mit verschleiernden Stichworten «Kartoffelerne» oder «Mangoernte» zurückzahlen.
Allein daraus sei Elvetino sei ein Schaden von mindestens 250.000 Franken entstanden.
In einer WhatsApp-Nachricht hatte der Verurteilte sogar geschrieben, er wollte bei den SBB «nur schnell noch etwas Kohle machen».
Schadenersatz zahlen
Das Gericht verurteilte auch zwei Kollegen des früheren Elvetino-Chefs zu bedingten Freiheitsstrafen von 24 und 12 Monaten.
Dazu kommt eine bedingte Geldstrafe von 290 Tagessätzen à 30 Franken für den ehemaligen Geschäftsführer und von 90 Tagessätzen à 80 Franken für einen seiner Kollegen. Die Verurteilten müssen zudem Schadenersatz in der Höhe von mehreren 100.000 Franken bezahlen.
Mit dem zweiten Kollegen betrieb der Ex-Chef eine Firma für Gastroartikel aus China, darunter Kaffeebecher und Brotkörbchen.
Diese Firma verkaufte die teils unbrauchbaren Artikel überteuert an Elvetino und es entstand ein Schaden von knapp 200.000 Franken.
Gegen aussen verschleierte Winter seine Beteiligung an der Firma sogar, weil er dafür eine Zustimmung des Verwaltungsrats benötigt hätte.
Keine Reue sichtbar
Die Urteile seien zwar noch nicht rechtskräftig und könnten am Obergericht angefochten werden. Die Verteidiger erklärten für den einstigen SBB-Manager noch im Gerichtssaal, Berufung einlegen zu wollen.
Die Beschuldigten hatten auf Freisprüche gepocht. Die Staatsanwaltschaft hatte für den Hauptbeschuldigten eine Freiheitsstrafe von 44 Monaten gefordert.
Der ehemalige Elvetino-Chef leitete die SBB-Tochtergesellschaft von 2011 bis 2017 und wurde dann von den SBB fristlos entlassen. All dies zeigt jedoch, wie lange solche Missstände in Schweizer Staatsfirmen nicht auffallen.
25.10.2024/kut.