
Das Aussendepartement EDA hat auf eine Wirtschaftskonferenz in Zürich hingewiesen. Dabei legen die Diplomaten ein Wort neben die Goldwaage.
Wenn Medienmitteilungen korrigiert werden, müssen Journalisten genau hinsehen.
Dann ist nämlich etwas schiefgegangen, was der Herausgeber der Medieninformation so nicht stehenlassen konnte.
Wort im Titel entfernt
Dem Eidgenössischen Aussendepartement EDA ist so etwas nunmehr passiert.
Am 27. und 28. Februar 2025 finde die vierte Ausgabe des International Cooperation Forums (IC Forum) an der ETH Zürich statt, teilten die Diplomaten in einem Communiqué mit.
Überschrieben war das Ganze mit «Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung im Zentrum des IC Forums».
Rund 5 Stunden später korrigierte das EDA die Medieninformation und das Wort «Nachhaltige» fiel raus.
Langfristige Ausrichtung?
Nachhaltigkeit ist auch der schwierigste Begriff in der aktuellen Welt.
Nachhaltige Entwicklung kann beispielsweise bedeuten, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten künftiger Generationen nicht eingeschränkt werden.
Nachhaltig kann aber auch umweltschonend bedeuten, manchmal meint das Wort aber auch sozial verträglich, also Produkte, die Menschen unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt haben. Nachhaltig kann sogar Gleichberechtigung der Geschlechter meinen.
Und Firmen sprechen häufig von nachhaltiger Gewinnerwirtschaftung, was alles ein wenig bedeutet, also umweltschonend, fair und als langfristige Untergrenze.
Einfluss von Trump
Oft ist mit Sustainability, wie das Modewort auch heisst, jedoch der Umweltaspekt gemeint.
«Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung» in einer Medieninformation leitet Leser praktisch direkt zu Gedanken der Umweltschonung und Klimarettung.
Dies war den Diplomaten im EDA wohl zu viel. Seit der erneuten Wahl von US-Präsident Donald Trump ins Weisse Haus ist die Übernutzung der Natur nämlich wieder stark in den Hintergrund gerückt und Erdölförderung, Umweltverschmutzung & Co. sind «in».
Nationalstaaten im Rampenlicht
Da passt eine Konferenz zur Klimarettung nicht mehr ins Bild.
Auch ist Kooperation gerade nicht «en vogue» und damit verfehlt das «C» im Namen der Veranstaltung seinen Sinn.
Jeder Staat schaut zur Zeit ja nur noch auf sein eigenes Wohl. «America First», «Buying EU» und die «Switzerland First» lauten die Losungen der Stunde.
Bundesräte anwesend
Gemeinsam mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Forschung, Philanthropie und NGO suchen die Bundesräte Guy Parmelin und Ignazio Cassis nach innovativen Wegen für die wirtschaftliche Entwicklung in Entwicklungs- und Partnerländern, hiess es im Communiqué weiter.
Über 1500 Personen aus mehr als 120 Ländern würden in Zürich oder online erwartet und erhielten die Gelegenheit, sich vertieft über Herausforderungen auszutauschen und innovative Lösungen für die internationale Entwicklungszusammenarbeit zu diskutieren, erklärte das EDA, was schon gar nicht mehr so stark nach Ökologie klingt.
Es ist zudem kaum umweltfreundlich, wenn Tausende von der ganzen Welt in die Schweiz reisen oder tagelang online zuschauen und Energie verbrauchen.
Raubbau an Mensch und Natur
Das diesjährige IC Forum soll sich aber der Frage widmen, wie die Schweiz die Entwicklungsländer unterstützen kann, ihr wirtschaftliches Potenzial sozial-, umwelt- und klimaverträglich auszuschöpfen.
Die Gutmenschen lassen dann also doch grüssen. Um Wirtschaftswachstum zu erreichen und Armut sowie Hunger zu beseitigen, sollen diese Staaten also keinen Raubbau an der Natur und Menschen machen dürfen.
Dabei stünden auch Themen, wie nachhaltige Finanzierungslösungen und nachhaltiger Handel sowie intelligente Stadtentwicklung, auf der Agenda der Konferenz.
Fähnchen in den Wind hängen
Doch was heisst das genau?
Sind bei nachhaltigen Finanzierungen plötzlich Umweltkriterien, statt ökonomische Aspekte im Vordergrund oder sollen die Projekte einfach langfristige Kredite erhalten?
All dies lässt das EDA trotz der Korrektur der Medienmitteilung bewusst offen.
Mit unklaren Begriffen kann die Schweiz ihr Fähnchen nämlich immer genau in den Wind hängen, der gerade weht und dem Land passt.
26.02.2025/kut.