Die Grossbank Credit Suisse hat unlängst ihre neue Strategie sowie Teile ihres Quartalsberichts bekanntgegeben. Nun publizierte sie den vollständigen Rapport und neue Probleme kommen zum Vorschein.
Die taumelnde Grossbank Credit Suisse (CS) hat unlängst ihre Kapitalerhöhung sowie Anpassung der Strategie bekanntgegeben. Gleichzeitig machte sie für das dritte Quartal einen Verlust von rund vier Milliarden Franken und für die ersten drei Quartale zusammen einen Mega-Verlust von 5,9 Milliarden Franken publik.
Nun gab das Geldhaus in der Nacht auf Donnerstag den vollständigen Quartalsbericht bekannt. Das Werk umfasst 154 Seiten und daraus stechen drei Hiobsbotschaften hervor, wie muula.ch feststellte.
Aufsichtsrecht verletzt
Erstens geht es um die Abflüsse von Kundengeldern und da läuft es Lesern kalt den Rücken hinunter. Während der ersten zwei Wochen im Oktober flossen aufgrund der Negativpresse sowie wegen Falschmeldungen auf den Sozialen Medien demnach signifikant höhere Bargeldbeträge ab und auslaufende Sparanlagen wurden nicht erneuert.
Diese Entwicklungen seien nun zwar nicht mehr in der Grössenordnung vorhanden, so die CS. Allerdings konnte der Abfluss noch nicht gekehrt werden, hiess es weiter.
Und dann steht, dass mit diesen Abflüssen die Liquiditätspuffer auf Ebenen so mancher Rechtsträger unter die regulatorisch geforderten Level gefallen seien. («we have fallen below certain legal entity-level regulatory requirements»). Auf Gruppenebene hätten die Vorgaben der Aufsichtsbehörden aber insgesamt gehalten.
Weitere Abschreibungen
Der zweite, bisher praktisch unbekannte Punkt, sind Probleme der CS beim Goodwill. Dieser muss regelmässig auf Werthaltigkeit geprüft werden. Und dabei bekundet die CS, dass der berechnete Wert für die Division Asset Management nur noch rund 12 Prozent den bilanzierten Ansatz überdecke und daher Wertberichtigungen drohen könnten.
Die Position reagiere sensitiver auf eine Wertberichtigung, weil höhere Eigenkapitalkosten im 3. Quartal berücksichtigt werden mussten, hiess es.
Insgesamt beträgt der Nettobuchwert an Goodwill auf dieser Position im Asset Management 1,169 Milliarden Franken. Die CS-Gruppe hat zum dritten Quartal rund 3 Milliarden Franken an Nettobuchwerten von Goodwill bilanziert.
Falls die CS feststellt, dass der Bilanzwert des Goodwills beim Asset Management nicht mehr werthaltig ist, müsste sie also eine Korrektur vornehmen.
Verlustgeschäft Allfunds
Und dann ist man, drittens, auch schon wieder bei Fehlbeträgen. Nach den Horror-Verlust-Zahlen für das Berichtsquartal, wird es auch im vierten Quartal wieder Verluste geben. Das hatte die CS zwar bereits so angegeben. Allerdings machte die CS nun im Report schon Zusatzangaben.
So wird im vierten Quartal ein Verlust von 75 Millionen Franken aus dem Verkauf der Allfunds-Beteiligung resultierten.
Die CS hatte mit viel Tamtam angekündigt, ihren rund 8,6 Prozent-Anteil bei Allfunds zu veräussern. Nun, nach Abschluss des Deals, wird klar, dass es für die Grossbank ein Verlustgeschäft war.
Warum verkauft man das, wenn dabei ein so grosser Abgangsverlust entsteht? Da bleibt nur Schulterzucken. Der verlustreiche Verkauf muss also noch das kleinere Übel gewesen sein.
Noch mehr Minuszeichen
Ausserdem werden laut dem Bericht 250 Millionen Franken an Belastungen für Abschreiber auf Software und Immobilien sowie Restrukturierungsaufwand anfallen. Hinzu kämen noch die negativen Effekte vom Geschäft, das die CS nicht weiterbetreiben werde.
Und die normale Geschäftstätigkeit drücke angesichts der Widrigkeiten an den Kapitalmärkten ebenfalls auf den Gewinn, hiess es.
Kleingedrucktes zählt
Nicht-Erfüllung von regulatorischen Vorschriften, drohender Goodwill-Abschreiber im Asset Management und 75 Millionen Franken an Verlust beim Verkauf der Allfunds-Beteiligung, der nur einen Teil der Fehlbeträge im anstehenden vierten Quartal darstelle, sind schon Hiobsbotschaften.
Diese stehen allerdings quasi nur im Kleingedruckten.
03.11.2022/kut.
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