Doppelmoral der Schweiz bei Umweltberichten

Ein Baum in einer Bubble über der Erdkugel
Wird die Umwelt durch mehr Bürokratie gerettet? (Bild: Nicky / pixabay)

Firmen sollten eine umfangreiche Klimaberichterstattung aufgedrückt bekommen. Viele applaudierten, doch der Bundesrat spart nun Milliarden.

Die Schweizer Wirtschaftsprüfer dürften die Champagnerflaschen schon in die Kühlschränke gestellt haben.

Schweizer Firmen sollten nämlich eine umfangreiche Klimaberichterstattung anfertigen müssen und das Ganze analog zu Jahresabschlüssen von Prüfern um Deloitte, Ernst & Young EY, PwC, KPMG, BDO, & Co. testieren lassen.

Milliarden über Milliarden

Der Aufschrei war gross, denn laut einer Regulierungsfolgenabschlätzung kämen auf Schweizer Unternehmen fast 1 Milliarde Franken an Mehrkosten pro Jahr zu, wie muula.ch berichtete.

Nach 10 Jahren wäre dieser Kosten-Tsunami immerhin schon auf 10 Milliarden Franken an Aufwand angewachsen.

Die Öffentlichkeit bekäme im Gegenzug viele Angaben zur Umweltnutzung.

Mehrheit sagt «ja»

Im Rahmen der Vernehmlassung gingen 88 Stellungnahmen ein und 81 unterstützten die Vorlage vorbehaltlos beziehungsweise mit Änderungswünschen, wie der Bundesrat in dieser Woche bekanntgab.

«Die Vernehmlassungsvorlage des Bundesrats wird im Grundsatz von der Mehrheit der Kantone, der politischen Parteien, der Dachverbände der Wirtschaft, der Branche und von den interessierten Kreisen begrüsst», hiess es wörtlich.

Damit wäre eigentlich die Umsetzung angesagt.

Vorläufiges Pausieren

Doch der Bundesrat bekam kalte Füsse und pausierte die Revision der Verordnung zur Klimaberichterstattung von Firmen vorläufig, wie er überraschend bekanntgab.

Mit der Umsetzung der Verordnung solle zugewartet werden, bis Klarheit über die regulatorische Entwicklung in der Europäischen Union (EU) bestünde, hiess es weiter.

Zudem sollen pragmatischere Änderungen der Bestimmungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung her, so die Landesregierung.

EU als Tempomat

So wichtig scheint das Anliegen um die Ausweitung von Klimakennzahlen also nicht zu sein. Sonst hätte die Schweiz auch einen anderen Standard als jenen der EU bestimmen können, wie es eigentlich vorgesehen war.

Doch die EU hat mittlerweile erkannt, dass sie ihre eigenen Unternehmen übermässig belastet und trat daher auf die Bremse.

Schwupps, interessiert die Schweiz das Thema auch nicht mehr. Die ganzen Umweltangaben sind also verzichtbar.

Ein Aufschrei zur Sistierung wurde auch nicht laut.

FDP und SVP geeint

Von den 88 Teilnehmern der Vernehmlassung äusserten sich fünf sehr kritisch, hiess es von der Administration. Dies waren Avenergy, cemsuisse, das KMU Forum, der Verband Schweizerischer Assetmanagement- und Vermögensverwaltungsbanken VAV sowie VSLF, also der Verband der Schweizerischen Lack- und Farbenindustrie.

Fünf weitere Eingaben, also jene von FDP, SVP, dem Kanton Sankt Gallen, dem Gewerbeverband sgv und Schweizer Zucker, lehnten die Vorlage sogar explizit ab.

Sie sind jetzt quasi «die Gewinner» gekommen, obwohl die Reform in der Vernehmlassung eigentlich in der Mehrheit begrüsst worden war.

Kein neues Geschäftsfeld

Der Umwelt dürfte das Ganze ohnehin nicht gutgetan haben, denn es war quasi nur eine Selbstbeschäftigung der EU-Beamten mit den Schweizer Staatsdienern.

Und die Champagnerflaschen bei den Wirtschaftsprüfern müssen erst einmal im Kühlschrank bleiben.

Es gibt (vorerst) kein neues Geschäftsfeld in Milliardenhöhe für die Branche um Deloitte, Ernst & Young EY, PwC, KPMG, BDO & Co.

29.06.2025/kut./Verbandsname VSLF korrigiert

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