Die Wichtigkeit freier Preise

Preissteigerungen sollen in Krisenzeiten die Anpassungsprozesse auslösen. (Bild: Adrian / pixabay)

Politiker versuchen derzeit fast überall, die Marktkräfte ausser Kraft zu setzen. Dabei sind Preisschocks für technische und ökonomische Innovationen unerlässlich.

In Krisenzeiten wird der Ruf nach dem Staat immer laut. Doch ist das immer so hilfreich? Nein, sagt der bekannte Wirtschaftshistoriker Harold James, der an der Princeton University in den USA lehrt.

Bestes Beispiel sei der Ölpreisschock in den 1970er Jahren. Damals reagierte die US-Regierung mit Preiskontrollen, als die arabischen Lieferländer ihr Erdölangebot verknappten.

Impulse für Lösungen

«Europa und Japan hingegen liessen den Preisen freien Lauf. Während die Autohersteller in Europa und Japan daraufhin sparsamere Autos entwickelten, produzierten die Amerikaner weiter ihre Spritfresser», erklärte der Wirtschaftsprofessor etwa gegenüber der aktuellen «Wirtschaftswoche» das Problem.

«Freie Preise sind extrem wichtig für die Anpassung an ökonomische Schocks», führte der Experte weiter aus. Die Schweiz sollte hierbei also aufpassen.

Preise werden sinken

Auch den vielerorts – angesichts steigender Gaspreise – in Spiel gebrachte Gaspreisbremsen erteilte der Wissenschafter eine Absage. «Es wäre besser, die Preise steigen zu lassen und den sozial Schwachen mit direkten Einkommenstransfers unter die Arme zu greifen», hob der 66-Jährige hervor.

«Die Gaspreise werden nicht ewig hoch bleiben», relativierte er die Situation.

Generell müsse aber zwischen Angebots- und Nachfrageschocks unterschieden werden. Bei fehlender Nachfrage springe der Staat häufig in die Bresche.

Druck auf Regierungen

Bei Angebotsmangel, also Versorgungskrisen, gerieten Staaten allerdings rasch unter Druck und müssten die Mittel effizienter sowie sparsamer einsetzen, hiess es.

Obwohl wirtschaftliche Krisen meist mit persönlichen Härten verbunden seien, so der Wirtschaftsexperte, seien sie häufig Katalysatoren für Innovationen.

Als es im 19. Jahrhundert zu witterungsbedingten Ernteausfällen und damit zu Hungersnöten kam, forcierten die Regierungen grenzüberschreitenden Handel, liberalisierten Unternehmensgesetze und erleichterten die Gründung von Aktiengesellschaften.

Corona lässt grüssen

All dies habe geholfen, mit Handel und Arbeitsteilung das Versorgungsrisiko zu reduzieren. Somit wartet der Professor neben dem Spritfresser-Beispiel gleich mit noch einem Exempel auf.

Krisen verhelfen laut dem Ökonom bestehenden Technologien zum Durchbruch, wie die mRNA-Technologie zeigte, die seit den 1990er Jahren als Mittel zu Bekämpfung von Tropenkrankheiten bekannt sei.

Auch die Dampfmaschine sei bereits 1769 patentiert worden, aber kam erst zum Durchbruch, als Mitte des 19. Jahrhunderts die Hungerkrise mit einer besseren Lebensmittelversorgung der Massen schlagartig verbessert werden musste.

Einheitslösung ablehnen

In Krisensituationen, wie bei der Coronavirus-Pandemie oder der aktuellen Energiekrise, wird oftmals nach der internationalen Zusammenarbeit der Regierungen gerufen. Doch auch da wirkt James ab.

«Wenn das Angebot schrumpft, braucht es vor allem freien Handel, damit die Güter dorthin gelangen, wo die Not am grössten ist», erklärte er.

Wettbewerb fördere bessere Ideen und Lösungen zutage. Internationale Kooperationen im Sinne einer zentralen Einheitslösung schadeten mehr, als sie nützten, mahnte der Wirtschaftsfachmann.

Unsinn im Reich der Mitte

Es sei ein grosser Fehler, sich derzeit nicht für Freihandel oder etwa die Anbindung Chinas an die Welt auszusprechen, so James. «Das Land hat seinen wirtschaftlichen Aufstieg vor allem der Einbindung in die internationale Arbeitsteilung zu verdanken», gab der Wirtschaftshistoriker zu bedenken.

Probleme, wie Klimawandel und die internationale Sicherheit könnten nur mit China gelöst werden, betonte er.

Aktuell begeht China laut James allerdings auch einen historischen Fehler. «Staatschef Xi Jinping setzt auf staatliche Kontrolle statt auf Markt und Freiheit», sagte er.

Verzögerung der Anpassungen

Xis Kurs gleiche eher jenem von Russlands Präsident Wladimir Putin als dem Reformkurs Deng Xiaopings, der China gross gemacht habe, mahnte er nochmals offene Märkte an.

Freie Preisbildung bringt umgehend Innovationen hervor. Unterdrückung der Marktkräfte verzögert bloss die Anpassungen.

28.11.2022/kut.

Die Wichtigkeit freier Preise

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert