Die Weko wird zum Weltpolizisten

Ein Polizist und ein Polizeifahrzeug
Die Weko will der ganzen Welt ihre Bedingungen aufdrücken. (Bild: M. Hassan / pixabay)

Die Schweizer Wettbewerbshüter knöpfen sich wieder mal einen Ausländer vor. Dabei gäbe es im Inland viel mehr zu tun.

Die Wettbewerbskommission Weko hat sich eine der grössten Verlagsgruppen Frankreichs vorgeknöpft.

Marktmacht missbraucht

Die Firma Madrigall, die viele Bestseller und prämierte Autoren um den Literaturnobelpreis oder den Prix Goncourt verlegt, verweigere der Schweizer Buchhändlerin Payot den Bezug ihrer Bücher zu den in Frankreich üblichen Konditionen, hiess es am heutigen Donnerstag.

Die Weko sei aufgrund eines neuen Schweizer Gesetzes zum Schluss gelangt, dass Madrigall mit seinem Verhalten die relative Marktmacht gegenüber Payot missbrauche, erklärten die Schweizer Wettbewerbshüter.

Gleiche Preise verweigert

Die Weko verpflichte Madrigall, Payot den Direktimport zu französischen Bedingungen zu ermöglichen, erklärte die Behörde, obwohl ihre Macht wohl kaum über die Landesgrenze hinausreicht.

Schweizer Buchhändler beziehen Madrigall-Bücher bisher über den offiziellen Schweizer Vertriebskanal.

Payot, eine der führenden Westschweizer Buchhändlerinnen, wollte die Bücher von Madrigall aber direkt aus Frankreich importieren. Madrigall verlange dafür von Payot allerdings deutlich höhere als in Frankreich übliche Einkaufspreise, hiess es von der Weko.

Umsatzeinbruch unzumutbar

Die Weko stufte die Payot offerierten Einkaufspreise als missbräuchlich ein, weil ein Nicht-Bezug als Alternative durch die Umsatzeinbussen unzumutbar wäre.

Dies sei auf die neuen Bestimmungen zur relativen Marktmacht gestützt, welche auf die Fair-Preis-Initiative zur Bekämpfung der Hochpreisinsel Schweiz zurückgehen.

Madrigall umfasst als eine der grössten Verlagsgruppen Frankreichs rund 15 Verlagshäuser, wie Gallimard, Flammarion, Casterman sowie Folio, und hat daher für die französischsprachige Schweiz eine grosse Bedeutung.

Leere Drohungen

Der Entscheid der Weko ist aber aus mehrfacher Sicht unsinnig.

So kann die Behörde ihren «Wunsch» wohl kaum in Frankreich durchsetzen und nur den Schweizer Direktvertriebskanal «piesacken». Doch dafür bräuchte die Weko eine Rechtsgrundlage.

Falls Madrigall gegen die vorliegend verfügten Massnahmen verstösse, würde die Weko eine neue Untersuchung eröffnen und dabei allenfalls Sanktionen aussprechen, drohte die Behörde aber.

Den Entscheid der Weko können die Franzosen jetzt noch vor das Bundesverwaltungsgericht weiterziehen. Damit treibt die Schweiz für Madrigall allerdings die Kosten in die Höhe.

Schweiz verursacht Sonderaufwand

Auch sind die vom französischen Verlagshaus vorgebrachten Argumente für das Vorgehen durchaus stichhaltig.

Madrigall lehnt die Direktbelieferung von Payot ja nicht grundsätzlich ab.

Madrigall rechtfertigt laut Zusatzinformationen der Weko die höheren Einkaufspreise für Payot damit, dass die Direktversorgung von Payot und die Belieferung in der Schweiz zu Mehrkosten führen, die bei französischen Buchhändlern nicht anfallen würden.

Aus diesem Grund könne Payot nicht die Einkaufspreise beziehungsweise den Rabatt gemäss den in Frankreich für alle Buchhändler geltenden Allgemeinen Verkaufsbedingungen gewähren.

Andere Etiketten nötig

Zum einen seien dies die höheren Arbeitskosten in der Schweiz, welche für die Tätigkeiten vor Ort anfallen.

Zum anderen könnten an den von Payot zurückgegebenen Büchern durchaus Schäden entstehen, wenn vor der Rückgabe etwa die Etiketten mit den Preisinformationen entfernt werden müssen.

In Frankreich ist das nicht der Fall, da die Preisinformationen direkt auf die Bücher gedruckt werden. Die Weko findet die Kosten dafür aber unplausibel, hiess es lapidar.

Schweiz will keinen Wettbewerb

Und schliesslich gäbe es für die Weko im Inland eigentlich viel mehr zu tun, um die Hochpreisinsel Schweiz zu bekämpfen.

Quasi alles, was zu tieferen Preisen führen würde, sieht die Weko nicht als ihre Aufgabe gemäss Gesetz an.

Da wären zum Beispiel Unfallversicherungen, für die Schweizer viel zu viel Geld bezahlen. Wenn da doch die Weko nur mal hinsehen würde.

Medikamente, welche Schweizer im Ausland beziehen, darf die Grundversicherung nicht bezahlen. So wird Wettbewerb feinsäuberlich unterbunden.

Amazon als Alternative

Und wer auch sieht, dass Schweizer Kekshersteller ihre Produkte in der Schweiz viel teurer verkaufen als im Ausland, weiss, dass es beim Verkaufen nicht auf die tatsächlichen Kosten ankommt, sondern auf die Zahlungsbereitschaft der Kunden.

Andere Buchhändler als Payot sind zudem offenbar bereit, höhere Preise für Bestseller & Co. aus Frankreich zu bezahlen.

Und jeder Westschweizer könnte sich seine Bücher auch bei Amazon bestellen, doch da schränkte die Schweiz unlängst den Wettbewerb selbst ein.

21.11.2024/kut.

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