Die Branche der Luxusuhren ist für ihre Tradition, Präzession und Ästhetik bekannt. Dies zeigt sich besonders gut an der römischen Zahl Vier.
Einer der faszinierendsten Aspekte traditioneller Luxusuhren ist die Verwendung römischer Zahlen auf den Zifferblättern.
Kennt nämlich jemand einmal die unterschiedliche Schreibweise der Zahl 4, so springt sie ständig ins Auge.
Von Rolex bis Cartier
Die Rede ist von «IIII» statt der korrekten römischen Schreibweise «IV».
Die Wahl der Darstellung auf den Uhrenzifferblättern mag auf den ersten Blick trivial erscheinen. Sie spiegelt jedoch eine tief verwurzelte Verbindung zwischen Tradition, Ästhetik und praktischen Überlegungen wider.
Diese Praxis unterstreicht die Kunstfertigkeit der Uhrmacher und ihren Respekt vor der historischen Bedeutung der römischen Zahlen.
Viele renommierte Uhrenhersteller, von Rolex über Patek Philippe bis zu Cartier und Vacheron Constantin, verwenden «IIII» auf ihren Zifferblättern.
Einfachere Produktion
Schon im Mittelalter wurden auf Turmuhren und Sonnenuhren römische Zahlen in der Schreibweise «IIII» anstelle von «IV» verwendet.
Einer der praktischen Gründe war von damals bis heute die Vermeidung von Verwirrung bei der Herstellung von Zifferblättern:
Da römische Ziffern aus Metall geformt und auf Zifferblätter angebracht wurden, war es einfacher, vier gleichartige I zu verwenden, als das kompliziertere IV zu formen und zu montieren.
Visuelle Symmetrie
Es gibt neben dieser Hommage an die Tradition und die Vereinfachung im Herstellprozess aber auch die Legende, dass der römische Kaiser Augustus die Schreibweise «IV» ungern sah, da die Buchstaben «IV» auch als die Anfangsbuchstaben seines Erzfeindes, des Gottes Jupiter (IVPITER), gedeutet werden konnten.
Obwohl diese Geschichte nicht belegbar ist, hat sie zur Mystifizierung dieser Praxis beigetragen.
Doch es gibt noch ganz andere Ursachen. Die Verwendung von «IIII» schafft eine visuelle Symmetrie auf dem Zifferblatt.
Zweimal 14 Zeichen
Es teilt die ersten vier Zahlen (I, II, III, IIII) in eine harmonische Gruppe, was zu einer gleichmässigeren Verteilung der Zahlen führt.
Das Zifferblatt ist oft in drei gleiche Teile geteilt: „I bis IIII“, „V bis VIII“, und „IX bis XII“. Diese Aufteilung trägt zur ästhetischen Balance bei.
Hinzu kommt, dass auf beiden Seiten 14 Zeichen stehen, statt 12 auf der rechten Seite und 14 auf der linken Seite, wenn man «IV» nutzen würde.
Teil der Markenphilosophie
«IIII» ist für manche Menschen auch einfacher und intuitiver zu lesen als «IV», insbesondere aus der Ferne oder bei schlechten Lichtverhältnissen.
Viele renommierte Schweizer Uhrenhersteller verwenden «IIII» aber mittlerweile auch als Teil ihrer Markenidentität. Es kann als Zeichen von Prestige und langer Handwerkskunst gesehen werden.
Einige Luxusmarken setzen bewusst auf «IIII» als Unterscheidungsmerkmal gegenüber Konkurrenzprodukten. Damit entstehen aber auch ein hoher Wiedererkennungswert und hochwertiges Design.
Asien als Herausforderung
Studien zeigten obendrein, dass Menschen vertraute Muster bevorzugen. «IIII» ist dabei für viele Menschen vertrauter als «IV», was ein positives Gefühl beim Betrachten der Uhr auslösen kann.
Ohnehin ist für die Uhrenhersteller, die stark auf den asiatischen Markt ausgerichtet sind, die Zahl 4 ein schwieriges Metier.
Vier wird in vielen asiatischen Sprachen «Shi» ausgesprochen und dies hat die gleiche Bedeutung wie der Tod.
Von Misstönen ablenken
Deshalb verzichten viele Hotels auf Zimmernummern mit 4 oder auf die vierte Etage. Auch Fluggesellschaften überspringen meist die Sitzreihe vier und vergeben keine Sitzplätze mit 4 in den Zahlen.
Bei Luxusuhren geht das nicht, aber mit positiven Assoziationen können die Uhrenkonzerne von negativen Konnotationen ablenken.
Magie der Uhrmacherkunst
Die Wahl zwischen «IV» und «IIII» ist daher in der Luxusuhrenbranche mehr als nur eine Frage der Schreibweise.
Sie repräsentiert eine tiefe Verbindung zwischen Tradition, Design, Funktionalität und Markenidentität in der Uhrmacherkunst.
Uhrenhersteller entscheiden sich oft für «IIII», um all diese verschiedenen Aspekte harmonisch zu vereinen und ein Produkt zu schaffen, das sowohl ästhetisch ansprechend als auch extrem funktional ist.
28.07.2024/kut.