Bewirken nachhaltige Anlagestrategien etwas im Sinne der Nachhaltigkeit? Agnes Neher, Expertin für Nachhaltigkeit bei Baloise, gibt Einblicke.
Was verstehen Sie beim Versicherer Baloise unter der Engagement-Strategie?
Wir verwalten die Gelder unserer Versicherten und Dritter. Dabei investieren wir treuhänderisch auch in Aktien und Obligationen.
Wenn wir im Rahmen unserer Analysen allfällige Defizite bei Unternehmen puncto Nachhaltigkeitsthemen feststellen, so prüfen wir systematisch, wie wir weiter vorgehen.
Im Rahmen unserer Engagement-Strategie suchen wir in spezifischen Fällen den Austausch mit den Firmen, um die Punkte im Bereich der Nachhaltigkeit anzusprechen, die aus unserer Sicht verbesserungswürdig sind.
Wir pflegen einen solchen Dialog sowohl alleine als auch in Zusammenarbeit mit anderen Investoren, um unsere Kräfte zu bündeln.
Engagement heisst für uns auch, dass wir den aktiven Dialog mit den Regulatoren suchen.
Dies machen wir durch die aktive Teilnahme an Arbeitsgruppen und Kommissionen von Verbänden. Ich agiere beispielsweise als Präsidentin der Nachhaltigkeitskommission beim Schweizerischen Versicherungsverband SVV.
Bringt ein solcher Dialog wirklich etwas im Sinne der Nachhaltigkeit?
Ja, auf jeden Fall. Investoren sind wichtige Stakeholder eines Unternehmens. Die Stimme von ihnen zählt.
Wichtig ist, dass die Dialoge mit grosser Sorgfalt und Qualität geführt werden.
Der tatsächliche Nachweis von Wirkungsketten kann aber oftmals schwierig sein, da der Erfolg schwierig zu messen ist.
Haben Sie Beispiele dafür?
Eines meiner Lieblingsbeispiele ist «Climate Action 100+», eine der bisher grössten Engagement-Initiativen.
Diese zielt darauf ab, mit den weltweit grössten Treibhausgasemittenten in Kontakt zu treten, um sicherzustellen, dass diese die notwendigen Massnahmen gegen den Klimawandel ergreifen.
Gleichzeitig hilft dies, finanzielle Risiken zu mindern und den langfristigen Wert der Vermögenswerte zu maximieren.
In den vergangenen Jahren wurde der Dialog mit über 170 Firmen gesucht.
Und über 77 Prozent der ausgewählten Unternehmen verpflichten sich mittlerweile, bis 2050 oder früher ihre CO2-Emissionen auf null zu reduzieren.
Gibt es noch weitere Anwendungsfälle?
Ein anderes erfolgreiches Beispiel ist unser direkter Engagement-Dialog mit einer Schweizer Kantonalbank.
Wir haben das Gespräch mit dieser Institution gestartet, da ihr Nachhaltigkeitsrating unsere Aufnahmekriterien in das Investmentuniversum nicht erfüllt hatte.
Wir haben unsere Einschätzung ihrer Nachhaltigkeitsleistung dargelegt und gemeinsam mit der Bank neue Ziele festgelegt.
Bereits nach einigen Monaten konnten wir eine Besserung ihrer Nachhaltigkeitsbewertung beobachten.
Können Sie auch Stimmrechte an den Generalversammlungen von Aktiengesellschaften als Gestaltungsmittel einsetzen?
Jede Aktie hat in der Regel eine Stimme und die kann auf der jährlichen Generalversammlung (GV) der jeweiligen Aktiengesellschaft ausgeübt werden.
Vor der GV wird den Aktionären eine Agenda der einzelnen Themen mitgeteilt, die behandelt werden.
Auf dieser Grundlage entscheiden wir gemäss unseren Richtlinien, wie wir abstimmen werden.
Wir üben da beispielsweise die Stimmrechte für die Schweizer Aktien unseres Schweizer Versicherungsportfolios aus.
Was bringt Anlegern die Engagement-Strategie?
Engagement ermöglicht es Investoren, mit der eigenen Stimme etwas Positives bei ihren investierten Gesellschaften zu bewegen.
Sie üben damit Einfluss auf das Management aus, um die strategische Weiterentwicklung von Unternehmen im Sinne von mehr Nachhaltigkeit zu fördern.
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Das Interview ist eine Kooperation von muula.ch mit Baloise.