Erich Kellenberger überliess den Calida-Verwaltungsratssitz seinem Sohn Allan. Doch die Gründungsfamilie zieht sich teils bei der Firma zurück.
Die Gründerfamilie von Calida, die Kellenbergers, hat einen teilweisen Rückzug bei dem traditionellen Schweizer Bekleidungshersteller bekanntgegeben.
In einer zweistufigen Transaktion wolle sich die Unternehmerfamilie mit reduzierter Beteiligung weiter langfristig engagieren, teilte Calida am heutigen Mittwoch überraschend mit.
Rund 10 Prozent kaufen
Der Verwaltungsrat habe entschieden, den Grossteil des Erlöses aus dem Verkauf der Lafuma-Beteiligung, über deren Verkauf an die Peugeot-Familie auch muula.ch berichtete, für Rückkäufe von eigenen Aktien zu nutzen.
Zu diesem Zweck unterbreite die Calida Holding AG zum einen allen Aktionären ein öffentliches Rückkaufangebot über maximal rund 9,8 Prozent Aktienkapitals zum Festpreis von 28.50 Franken brutto je Namenaktie.
Übernahmekommission tagte
Ein Mitglied der Gründerfamilie, nämlich Max Kellenberger, verpflichtete sich, Aktien im Umfang von mindestens 7 Prozent des Aktienkapitals im Rahmen des öffentlichen Rückkaufangebots anzudienen. Zu diesem Zweck ist geplant, dass Max Kellenberger und die Gesellschaft eine Andienungsvereinbarung unterzeichnen.
Dies geht aus einem Entscheid der Übernahmekommission zu dem Fall hervor. Derzeit hat die Familie 33,36 Prozent des Aktienkapitals und der Stimmrechte von Calida.
Die zurückgekauften Aktien sollen zu einem späteren Zeitpunkt vernichtet werden.
Von 33 auf unter 20 Prozent
Danach erfolge ein weiterer Aktienrückkauf von knapp 10 Prozent nach erfolgter Kapitalreduktion, welcher eine weitere Reduktion der Aktienbeteiligung der Familie Kellenberger erlaube.
Gegenüber dem Festpreis des öffentlichen Rückkaufangebots erfolge dies zu einem reduzierten Preis von 27.90 Franken je Aktie.
Damit reduziert sich der Aktienanteil der Familie Kellenberger nach Abschluss des öffentlichen Rückkaufangebots und nach Vollzug der Kapitalherabsetzung und des Aktienkaufvertrags auf insgesamt rund 18 bis 22 Prozent.
Junior kennt Verkaufsobjekt
Allan Kellenberger, seit gut einem Jahr ist er Vertreter der Familie Kellenberger im Verwaltungsrat der Calida Gruppe, erachte die Fokussierung der Gruppe auf das traditionelle Kerngeschäft als solide Basis für die weitere erfolgreiche Entwicklung.
Der Sohn von Erich Kellenberger, dem langjährigen Verwaltungsrat und einstigen Geschäftsführer von Calida, muss es wissen, denn er arbeitete ein paar Jahre im verkauften Geschäftsteil Lafuma, dessen Erlöse nun zum Aktienrückkauf genutzt wird.
Machtkampf in der Firma
Auch bei Tally Weijl war der direkte Nachkomme der Gründerfamilie im In- und Ausland tätig gewesen und habe – laut der Einladung zur Generalversammlung, die zu seiner Wahl geführt hat, «früh Einblicke in die Organisation und Funktionsweise der Calida Group erhalten».
Vor seiner Ernennung war ein Machtkampf intern vonstatten gegangen, wie muula.ch berichtete.
Dichter Gewinn mit Verlust
Der erste Aktienrückkauf ermögliche zudem ein aktionärsfreundliche Gewinnverdichtung mittels Aktienvernichtung, hiess es im Communiqué.
Die Voraussetzung dafür ist, dass Calida auch einen Gewinn erwirtschaftet.
Im vergangenen Geschäftsjahr musste die Bekleidungsfirma allerdings die fehlende Erholung nach der Coronavirus-Pandemie sowie einen Verlust von 66,5 Millionen Franken bekanntgeben.
07.08.2024/kut.