Normalerweise stehen FDP-Politiker der «Neuen Zürcher Zeitung» nahe. Doch Finanzminister Christian Lindner präferiert ein anderes Medienhaus.
Früher sind die FDP-Politiker aus Deutschland bei der «Neuen Zürcher Zeitung» ein- und ausgegangen.
So sind der deutsche Aussenminister Guido Westerwelle oder der deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler nicht selten bei der «Alten Tante» an der Falkenstrasse in Zürich gesichtet worden.
Termin extra ermöglicht
Der aktuelle FDP-Finanzminister Deutschlands, Christian Lindner, scheint dagegen ein anderes Schweizer Medienhaus zu bevorzugen, wie der deutsche Branchenblog «kress.de» in einem Beitrag schrieb.
Bei der Jubiläumsfeier der Ringier Journalistenschule Mitte September konnte man dies gut sehen. Lindner sei trotz eines vollen Kalenders eigens in die Schweiz gereist und habe eine Rede gehalten.
Eigentlich wäre der Wahlkampf in Brandenburg wichtiger gewesen.
Ungewöhnlich häufig auf «Du»
Auffällig sei zudem gewesen, wie gut Lindner im Schweizer Medienhaus Ringier heute schon vernetzt sei.
Er habe die gesamte Spitze des Hauses von «Michael» (Ringier) über «Marc» (Walder) bis hin zu Journalistenurgestein «Hannes» (Britschgi) gedutzt, hiess es.
Dabei gilt es zu beachten, dass in Deutschland das «duzi» viel unüblicher im Geschäftsleben ist, und anders als in der Schweiz nur unter tatsächlichen Freunden verbreitet ist.
Schröder als Vorreiter
Lindner werde Ringier nach seinem Abschied als deutscher Minister im kommenden Jahr wohl häufiger zu Diensten sein, hätten Teilnehmer des Anlasses getuschelt.
Ringier habe ohnehin eine gewisse Tradition in diesem Feld und hatte den deutschen Ex-Kanzler Gerhard Schröder im Jahr 2005 schon als Berater verpflichtet.
Vielleicht spielt dabei für Lindner auch eine Rolle, dass die «Neue Zürcher Zeitung» kaum noch als liberales Blatt bezeichnet werden kann, da sie sich häufig rechter als die SVP positioniert.
Auch die Wirtschaftsredaktion der «Alten Tante» – früher ein weltweites Aushängeschild – ist bekanntermassen nur noch ein Schatten seiner selbst.
Keller-Sutter vergessen
FDP-Politiker Lindner war obendrein schon vor kurzem in Luzern und sprach an der Universität gemeinsam mit Finanzministerin Karin Keller-Sutter, wie muula.ch berichtete.
Auffällig war auch dabei, wie sehr sich Lindner aus Deutschland weg sehnte und die Zustände in seiner Heimat kritisierte.
Für die Schweiz fand er viele lobende Worte und genoss anschliessend das Bad in der Menge. Dabei vergass er Keller-Sutter völlig.
24.10.2024/kut.