Das Leben des Philipp Hildebrand scheint unverrichteter Dinge zu verlaufen. Vielleicht misslingt auch sein neuester Coup.
Philipp Hildebrand taucht immer wieder irgendwo in der Öffentlichkeit auf.
Er, der einst als Chef der Schweizerischen Nationalbank SNB zurücktrat, weil bei einem Devisengeschäft nicht genau geklärt werden konnte, ob er oder seine Frau die US-Dollar mit über 60.000 Franken an Gewinn gekauft hatten.
OECD-Niederlage abgewendet
Mit der Frau ist Hildebrand nicht mehr zusammen. Die Beziehung danach mit der gebürtigen Russin und Rohstoff-Königin Margarita Louis-Dreyfus soll auch schon wieder Geschichte sein.
Hildebrand, mittlerweile ein hohes Tier bei Blackrock, dem grössten Vermögensverwalter der Welt, war aber zum Beispiel von der Schweizer Regierung als Kandidat für das Amt des Generalsekretärs der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vorgeschlagen worden.
Dort sollte er die Nachfolge des Ende Mai 2021 abtretenden Generalsekretärs Angel Gurría übernehmen. Blackrock reicht dem Manager offenbar nicht.
Doch als die Wahl aussichtslos erschien, zog Hildebrand seine Kandidatur selbst zurück, um eine allfällige Niederlage abzuwenden.
Gemälde verschwunden
Die ehrwürdige Zürcher Kunstgesellschaft machte Hildebrand sodann im Jahr 2022 zu ihrem Präsidenten.
Damit ist er Chef der Trägerschaft des Kunsthauses Zürich und fortan muss sich Hildebrand mit dem schwierigen Thema der Aufarbeitung um die Bührle-Sammlung beschäftigen.
Doch nicht nur das. Während seiner bisher kurzen Amtszeit verschwanden zwei Gemälde spurlos, wie auch muula.ch berichtete.
Das ist alles erneut ziemlich unschön.
Neues Thema Ukraine
Nun gab der Vermögensverwalter Blackrock, deren Vize-Chairman Hildebrand ist, aber bekannt, dass er einen Fonds zum Investieren für Private und öffentlicher Institutionen in der Ukraine auflegt.
Blackrock-Chef Larry Fink hatte bereits mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski alles besprochen.
Anfang Mai kam es aber auch zu einem Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten und einer Blackrock-Delegation unter der Leitung des früheren SNB-Chefs Hildebrand.
Neues Privatisierungsgesetz
Doch aktuell überschlagen sich die Informationen in den Sozialen Medien, dass Blackrock eigentlich mit diesen Aktivitäten nichts anderes tun würde, als die Vermögensgegenstände der Ukraine kurz vor der Staatspleite separat zu sichern.
Ob das stimmt, oder ob es nur Propaganda aus Russland ist, konnte bisher nicht verifiziert werden.
Der Wiederaufbaufonds für das kriegszerstörte Land wurde aber just mit Blackrock lanciert, als in der Ukraine im Herbst 2022 ein neues Privatisierungsrecht mit deutlich kürzeren Fristen zum Verkauf von Staatseigentum in Kraft trat.
Kritik an Intransparenz
Wer sehen will, was die Ukraine privatisiert, schaut auf die Webseite der zuständigen Stelle.
So gibt es derzeit viele heruntergekommene Alkoholfabriken oder Immobilien zu kaufen.
Wer die Bieter oder letztlich die Käufer sind, geht jedoch nicht hervor. Beobachter kritisieren generell die geringe Transparenz bei all den Privatisierungen.
Ländereinen schon weg
Da Blackrock kaum für wohltätige Aktivitäten bekannt ist, sondern eher den puren Kapitalismus vertritt, bleibt die Frage offen, warum sich der berühmte Asset-Manager so stark für die Ukraine und deren Wiederaufbaufonds ins Zeug legt.
Kaum ein Investor dürfte derzeit ernsthaft daran denken, in dem unsicheren Land, wo ein Krieg tobt, grössere Geldbeträge aufzulegen.
Attraktive Ländereien der Kornkammer der einstigen Sowjetunion sollen laut Pressemeldungen ohnehin schon verkauft worden sein.
Sollte jedenfalls später irgendwann einmal herauskommen, dass Blackrock unter der Beteiligung von Hildebrand irgendwelche schäbigen Transaktionen gemacht hat, dürfte es sich für den Ex-SNB-Direktor um ein Déjà-vu-Erlebnis handeln.
Definitiver Beweis fehlt
Denn bei der Hildebrand-Affäre in der SNB ging es auch darum, dass nicht klar war, wie die Gewinne um das Devisengeschäft genau entstanden sind.
Hildebrand war als SNB-Präsident nach nur rund zwei Jahren nämlich mit den Worten zurückgetreten, dass es ihm nicht möglich sei, «einen abschliessenden und definitiven Beweis» dafür zu erbringen, dass seine Frau ohne sein Wissen die umstrittenen Finanztransaktionen veranlasst habe.
Vielleicht passiert so etwas Ähnliches gerade auch in der Ukraine. Es gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung.
Aber so richtig scheint im Leben des Philipp Hildebrand nichts zu gelingen.
10.06.2023/kut.