Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco scheint die Orientierung verloren zu haben. Bürokraten wollen die Wirtschaft wie im Sozialismus steuern.
Würde man Personen auf den Strassen von Bern, Zürich, Basel, Lausanne oder von Genf befragen, in welchen Sektoren der Fachkräftemangel in der Schweiz am grössten ist, bekäme man sicher «im IT-Bereich», «bei Ingenieuren» und «im Gesundheitswesen» als Antwort.
Gigantische Analyse
Und würde man die Menschen auf Schweizer Strassen befragen, wo die Knappheit an Arbeitskräften am geringsten ist, so antworteten sicher viele beim Verkaufspersonal um Migros, Coop, Manor, Globus & Co.
Mit viel Aufwand ist das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco nun zum gleichen Resultat gekommen.
Eine Aktualisierung des Indikatorensystems zur Beurteilung der Fachkräftenachfrage habe ergeben, dass «dass der Gesamtindex bei Spezialist/innen im Gesundheits- und IKT Bereich sowie bei Naturwissenschaftler/innen, Mathematiker/innen und Ingenieur/innen mit einem Wert von über 7,0 am höchsten ausfällt», teilte das Seco etwas versteckt am heutigen Dienstag zu einer neuen Analyse mit.
Sechs Indikatoren ausgewählt
«Der tiefste Gesamtindexwert (3,1), und damit am wenigsten Anzeichen für Fachkräftemangel, weisen Verkaufskräfte auf. Die Indexwerte der übrigen Berufsgruppen verteilen sich dazwischen», hiess es weiter in dem 83 Seiten umfassenden Bericht.
Um zu dem banalen Resultat zu kommen, machen sich die Schweizer Beamten viel Mühe: Sie entwickelten ein System, das sich aus sechs Indikatoren zusammensetzt.
Dazu gehören die Arbeitslosenquote, die Quote der offenen Stellen, die Zuwanderungsquote, die Qualifikationsanforderungen, das Beschäftigungswachstum sowie der demografische Ersatzbedarf, erklärten die Staatsdiener.
Um nun ein Gesamtbild der Fachkräftesituation in einzelnen Berufen zu erhalten, wurden die Indikatoren für jeden Beruf berechnet und schliesslich zu einem Gesamtindexwert zusammengefasst.
Alles beruht auf einer Analyse aus dem Jahr 2016. Besser kann Planwirtschaft sicher auch nicht funktionieren.
Wichtige Detailfragen
Bei der Interpretation der Resultate ist es laut dem Seco wichtig zu berücksichtigen, dass keine klare Grenze gezogen werden kann, in welchen Berufen Fachkräftemangel vorliegt und in welchen nicht.
Folglich diene der Indexwert für die Gesamtwirtschaft (5,0) als Referenzpunkt. Dies sei aber nicht zwangsläufig mit einer ausgewogenen Arbeitskräftesituation gleichzusetzen, schränkten die Beamten ein.
Der Bericht bietet einen statistischen Überblick zur Arbeitskräftesituation in verschiedenen Berufsgruppen.
Detailbetrachtungen nach Berufsuntergruppen und -arten erlauben es gemäss dem Seco zudem, mögliche Heterogenitäten innerhalb einer Berufsgruppe näher zu beleuchten.
Vertiefte Analysen zu den Ursachen für Fachkräftemangel und zu möglichen Massnahmen, um diesen einzudämmen, seien hingegen nicht Gegenstand dieses Berichts. Klar, braucht es dafür weitere Abklärungen.
Gegenseitig hochschaukeln
Das ist eigentlich Planwirtschaft pur und dient nur für Staatseingriffe. Es wird erst ein bürokratisches Monster aus Indikatoren geschaffen, an welchen die Beamten dann wieder schön drehen können.
Bei den Gesprächen über die Personenfreizügigkeit mit der Europäischen Union kann man zum Beispiel all dies dann schön einsetzen, denn auf der Gegenseite sitzen ja auch nur Bürokraten, denen solche Planungen gefallen dürften.
Staat unnötig
Doch fragt man die Menschen auf der Strasse, wie man den Arbeitskräftemangel in den Bereichen IT, bei Ingenieuren oder im Gesundheitswesen beseitigen könnte, antworten sicher viele «mehr Ärzte, Computerspezialisten und Techniker in der Schweiz ausbilden» oder «aus dem Ausland anlocken».
Noch mehr Verkaufspersonal aus Lörrach, Weil am Rhein, Konstanz oder aus den Grenzregionen Italiens oder Frankreichs zu holen, brauche es hingegen nicht.
12.09.2023/ena.