Der Ex-Verteidigungsminister Ueli Maurer wollte unbedingt einen Schweizer Jet für den Bund haben. Die Anschaffung war eine lohnende Investition.
Die Coronavirus-Pandemie hat dem Bund nicht nur Unsummen gekostet. Sondern es gibt durchaus auch Lichtblicke, die Geld in die Bundeskasse gespült haben. Ein Fall ist soeben abgeschlossen worden, wie Administration mitteilte.
Dabei geht es um den Verkauf des Bundesratsjets, der Pilatus PC-24, für dessen Anschaffung sich der damalige Vorsteher des Eidgenössischen Verteidigungsdepartements, Ueli Maurer, stark gemacht hatte. Er wollte nämlich unbedingt einen Jet aus Schweizer Produktion für die Verwaltung haben.
Unbrauchbar für die Beamten
Gesagt, getan: Der Bund schaffte 2018 eine PC-24 an und diese wurde im Jahr 2019 in den Dienst der Eidgenossenschaft gestellt.
Doch im Februar 2022 entschied der Bundesrat, die Flotte umzustrukturieren und die PC-24, bei der es nur ein Not-WC an Bord gibt und die von den Beamten ohnehin nur mässig nachgefragt wurde, abzustossen.
Das Flugzeug wurde auf der Internetseite von Armasuisse zum Verkauf ausgeschrieben. Käufer der PC-24 ist das in der Textilbranche tätige Unternehmen JoyVida International aus Interlaken. Die Firma habe das beste Angebot eingereicht und somit den Zuschlag erhalten, teilte Armasuisse weiter mit.
Schweigen im Walde
Nun will natürlich jeder ordentliche Bürger wissen, was die ganze Investition für den Privatjet unter dem Strich gekostet hat. Da gibt sich die Bundesverwaltung zugeknüpft. Selbst auf spezielle Anfrage von muula.ch hiess es lediglich, die «Angaben zum Kaufpreis sind Teil des Vertrags und daher geschäftsgeheim».
Auch zum ursprünglichen Anschaffungspreis wollte ein Mediensprecher von Armasuisse keine Angaben machen. Allerdings hiess es zumindest als Indikator, dass der marktgängige Verkaufspreis den damaligen Erwerbspreis übersteige. Es war also zumindest kein Verlustgeschäft bei dem Luxus-Flieger.
Aber wie ist der Markt für solche Luxusjets eigentlich? muula.ch hat mehrere Experten zur PC-24 befragt und deren Einschätzungen zum Kauf- sowie Verkaufspreis erbeten. Dabei ergab sich übereinstimmend folgendes Bild:
Günstiges Paket
Der Bund schaffte die Maschine 2018 bei Pilatus als einer der ersten Kunden für diesen Flugzeugtypen an. Der Kaufpreis des Luxusfliegers dürfte damals die «magische Grenze» von zehn Millionen Dollar nicht überschritten haben. Eher habe der Anschaffungspreis zwischen acht und neun Millionen Dollar gelegen, schätzten die Fachleute, die um Vertraulichkeit ihrer Namen in dem kleinen Markt gebeten hatten.
Bei einem Kunden, wie der Bundesverwaltung, dürfe man zudem davon ausgehen, dass markante Zugeständnisse bei der Anschaffung des Privatjets gemacht wurden, die sich nicht nur in einem deutlich rabattierten Preis, sondern auch in guten Konditionen für Wartung und Service niedergeschlagen haben dürften.
Schliesslich sei die Schweizer Regierung kein normaler Businesskunde, so der Tenor, sondern eher ein Prestige-Nutzer für den Hersteller.
Explosive Nachfrage
Mit der Coronavirus-Pandemie habe nun aber ein absoluter Nachfrage-Boom gerade bei kleinen Jets eingesetzt, weil es für vermögende Privat- und Geschäftsleute wichtig gewesen sei, in kleinen Maschinen ohne Kontakte zu vielen anderen Passagieren zu reisen.
Die PC-24 mit ihren rund 4 bis 8 Sitzen sei am Markt daher sehr gefragt gewesen, hiess es von einem Experten. Die Erstkäufer hätten sich förmlich überschlagen.
Der Markt zog daraufhin auch beim Preisniveau zwischen zehn und 30 Prozent an. Dabei dürfte eine Rolle gespielt haben, dass Pilatus kontinuierlich die Preise für neue Flugzeuge anhob, was die Werte von gebrauchten Maschinen ebenfalls in die Höhe trieb.
Lange Wartezeiten
Hinzu kam ausserdem, dass die Lieferfristen von neuen Maschinen während der Coronavirus-Pandemie mit all den Logistik-Problemen immer länger wurden. Die Wartezeiten betrugen zwischen 1 bis 2 Jahren. Auch dies führte dazu, dass die Preise bei gebrauchten PC-24 deutlich zulegten.
Nach dem Entscheid des Bundes, die PC-24 zu verkaufen, haben sich laut Armasuisse zehn Interessenten für den Jet gemeldet. Danach seien zwei konkrete Angebote eingegangen, hiess es weiter. Eines davon kam von der JoyVida International, die nun den Zuschlag erhielt.
Was dürfte der Bund insgesamt daran verdient haben? Laut offiziellen Angaben hatte der betreffende Bundesratsjet 1100 Flugstunden absolviert, was für die 3,5 Jahre an Nutzung ein eher geringes bis normales Niveau sei.
Clever eingekauft
Mit dem Anstieg des Preisniveaus während der Coronavirus-Pandemie rechneten mehrere Sachverständige gegenüber muula.ch vor, dass der Bund einen Zugewinn zwischen 15 und 20 Prozent erzielt haben dürfte. Kommt hinzu, dass die Schweiz eigentlich deutlich günstigere Paket-Konditionen erhalten haben dürfte, was das Geschäft noch günstiger werden lässt.
Als aktueller Wert für einen solchen Jet wird gemäss einer Schätzung etwa 10,5 bis 11 Millionen Dollar angenommen. Es habe noch einen Einfluss, ob nur Interessenten in Europa beziehungsweise in der Schweiz oder aber weltweit auf das Angebot angesprungen seien. Weltweit sei das Preisniveau nämlich noch etwas höher, hiess es von den Fachleuten. Letztlich machte aber ein Bieter in der Schweiz den Deal.
Ende gut – alles gut?
Insgesamt hat Bundesrat Maurer also ein gutes Geschäft eingefädelt. Zumindest sorgte der Nachfrage-Boom genau bei diesen Jet-Grössen während der Coronavirus-Pandemie für einen markanten Preisschub. Somit gab es ein gutes Ende für die Schweiz mit diesem bei der Bundesverwaltung eigentlich unbeliebten Jet.
11.10.2021/kut.