Wer in der globalisierten Welt eine Rolle spielen will, muss Marktführer in wichtigen Regionen werden. Keiner zeigt dies besser als die Art Basel.
Die Vernetzung der Welt schreitet voran und Unternehmen müssen sich fragen, wie sie sich in den regionalen Märkten aufstellen müssen.
Alles bloss am Hauptsitz, etwa in der Schweiz, zu organisieren, scheint keine Lösung zu sein, wie das Beispiel von Kunstmessen eindrücklich zeigt.
Vorteile verschwinden
Die Art Basel am Headquarter ist nämlich nicht mehr das, was die Kunstmesse einmal war. Alles ist in der Schweiz für die Galerien sowie Kunstsammler viel zu teuer und um Kunst zu sehen oder kaufen zu können, muss niemand wirklich mehr sein Haus verlassen.
Der Vorteil, sämtliche Kunst an einem Ort an wenigen Tagen besichtigen und auch kaufen zu können, schmilzt in einer globalisieren Welt mit den Möglichkeiten der Digitalisierung nämlich einfach dahin.
20-Jahre-Jubiläum
Dies erkannten auch die Macher der 1970 ins Leben gerufenen Art Basel rechtzeitig und reagierten clever, indem sie in Nordamerika mit der Art Basel Miami Beach ein zweites Standbein aufbauten. Dies geschah erstmals bereits im Jahr 2002 und dieser Tage feiert diese Kunstmesse schon ihr 20-jähriges Bestehen.
Bis zum kommenden Samstag können Interessierte nun die rund 240 Galerien besuchen und die Kunstwerke der Hunderten von Künstlerinnen und Künstlern bestaunen sowie erwerben.
Interessant ist dabei, dass am Hauptsitz in Basel die Temperaturen um die drei Grad Celsius liegen und in Miami Beach die Besucher bei angenehmen 25 Grad Celsius die Kunst sowie das Begleitprogramm geniessen und Kontakte knüpfen können.
Champagner statt Monitor
Die Diversifizierung ging quasi nicht nur regional, sondern auch zeitlich gestreckt über das Jahr. Selbst in US-Kunst-Metropolen, wie New York, herrschen zu dieser Jahreszeit eisige Temperaturen und meist Schneechaos. Da will kaum jemand Kunst bestaunen.
Am Strand und in Hotels beziehungsweise Restaurants gibt es in Miami dagegen bei angenehmem Klima ein spannendes Rahmenprogramm, was obendrein in einer digitalisierten Welt die Online-Events kaum ersetzen kann.
Es gibt Champagner in Strömen und Besucher müssen nicht nur auf ihren Monitor schauen. Den Sponsoren, wie die Grossbank UBS oder den Luxushersteller Louis Vuitton, kommt all das Persönliche auch noch viel gelegener.
Verlagerung der Schwerpunkte
Doch das sind nicht die einzigen Schachzüge, welche die Art Basel vorgenommen hat, um weltweit die Marktführerschaft bei Kunstmessen zu behaupten. Kunst gewann plötzlich viel mehr Bedeutung in Asien und neben Japan gewann China immer mehr an Statur.
Reiche Chinesen wollten aber beispielsweise nicht mehr nur einmal im Jahr nach Europa reisen, sondern sich auch unter dem Jahr mit Kunst und deren Käufen beschäftigen.
So entstand die Idee, eine Art Basel in Asien, sprich in Hong Kong, zu veranstalten. Die Ursprünge des Einfalls gingen auf das Jahr 2008 zurück, als die Basler mit einem lokalen Anbieter ein ersten Kunst-Event in der einstigen britischen Sonderverwaltungszone veranstalteten.
Lokaler Marktführer
Der Erfolg schlug ein und ab 2013 lancierten die Verantwortlichen aus der Schweiz die Art Basel HK. Mittlerweile ist der Kunst-Event in der Szene nicht mehr wegzudenken. Hier spielt nun die Musik.
Im kommenden März werden 172 Galerien aus über 30 Ländern wieder ausstellen. Stolz hatte die Art Basel unlängst mitgeteilt, dass zwei Drittel aller aus Asien und dem Pazifik-Raum kommen werden.
Sustainability mit erfüllt
Das heisst, selbst dem Mega-Trend auf Nachhaltigkeit wird immer mehr Bedeutung geschenkt, weil die Besucher und Aussteller nicht mehr bis auf die andere Seite der Welt jetten müssen.
Als Marktführer müssen Unternehmen den Markt auch führen und immer an vorderster Front mitspielen. Dies zeigt sich klar bei den Kunstmessen, denn die Launen der Sammler wollen bedient werden und Anbieter sind da schnell weg vom Fenster.
So zeichnete sich in der Kunstszene ab, dass die biedere Schweiz nach Amerika und Asien kaum als dynamischer Ort für das dritte Standbein Europa herhalten kann.
Sorgenkind beseitigen
Die Eidgenössischen Zahnräder laufen den Künstlerinnen und Künstlern sowie Besuchern viel zu langsam und sind zu wenig revolutionär. Daher lancierte die Art Basel unlängst die Art Basel Paris und landete einen Coup, wie auch muula.ch berichtete.
Firmen müssen mit der Zeit gehen, sonst gehen sie mit der Zeit, heisst es immer wieder so schön. Nunmehr besteht für die Basler Messe die Herausforderung, auch die einst legendäre Messe von Luxusuhren und Schmuck, die Basel World, wieder zu einem Erfolg zu bringen.
Schliesslich haben die Macher da geglaubt, die Schweizer Uhrenindustrie sei auf Ewigkeit das Zentrum der Welt. Doch da hatte man sich in Basel getäuscht und muss nun in den Ballungszentren der Luxusuhren und Diamanten-Liebhaber etwas Neues finden.
02.12.2022/kut.