Das Auktionshaus Christie’s wird derzeit von Hackern in die Mangel genommen. Doch die Firma reagiert clever auf die Cyberattacke.
Das berühmte Auktionshaus Christie’s ist momentan von einem Hackerangriff betroffen.
Dabei flossen auch Kundendaten ab und Auktionen mussten verschoben werden, wie muula.ch bereits berichtete.
Zur Chefsache erklärt
Doch die Firma hat einen beachtenswerten Weg eingeschlagen, um mit der Situation umzugehen.
Zunächst einmal wird Aussenstehenden klargemacht, dass Christie’s den Cybervorfall nicht auf die leichte Schulter nimmt, sondern zur Chefsache erklärte.
CEO Guillaume Cerutti gestand der Kundschaft höchst persönlich in einer E-Mail, dass sie womöglich von dem Datenabfluss betroffen sein könnten.
Dies erledigen also keine unteren Chargen, und es soll nichts beschönigt oder gar unter den Teppich gekehrt werden.
Stand der Ermittlungen geteilt
Doch das ist noch nicht genug. Dieser Tage flattert von Cerutti eine weitere Nachricht in die elektronischen Postfächer der Kundschaft und der Topmanager erklärt die Situation weiter.
Zunächst entschuldigte er sich aufrichtig bei den Betroffenen für die Unannehmlichkeiten, welche durch den Cybervorfall möglicherweise entstanden sind.
Die Firma habe umgehend externe Hilfe eingeschaltet und geht mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass keine Identifikationsdaten mit Fotos oder Unterschriften abgeflossen sind.
Global agieren
Auch bei Finanzdaten und Kreditkartenangaben gab sich Christie’s sicher, dass sie nicht kompromittiert worden seien.
Der CEO versicherte, dass alle Betroffenen einzeln kontaktiert würden.
Die Teams von New York, Genf bis Hongkong stünden für weitere Auskünfte zur Verfügung, beteuerte er.
Dies zeigt auch eindrücklich, dass ein globales Problem auch global gelöst werden muss.
Kostenloses Monitoring offeriert
Und das ist noch nicht einmal alles.
Aufgrund der vielen Cybervorfälle mit persönlichen Daten hat sich ein neues Geschäftsfeld aufgetan und das heisst Monitoring.
Es schaut im Internet und viel tiefer im Darknet, ob und gegebenenfalls welche Personendaten konkret die Runde machen.
Womöglich werden bei der gut betuchten Kundschaft von Christie’s auch Daten weiterverkauft.
Doch auch dafür hat CEO Cerutti vorgesorgt.
Für ein Jahr lang bezahlt das Auktionshaus einen «Identity Monitoring Service», hiess es von Christie’s umgehend.
Erfahrungen teilen
Cybervorfälle lassen sich heutzutage kaum noch umgehen. Dies wird auch im Interview von muula.ch mit dem CTO der Baloise-Gruppe Alexander Bockelmann klar.
Der Basler Versicherer war selbst von einem Hackerangriff betroffen.
Das Wichtige ist wohl tatsächlich, dass Firmen, Behörden und Verbände mit der Situation professionell und offen umgehen.
Baloise-CTO Bockelmann ging sogar so weit zu sagen, dass der Erfolg einer Firma künftig davon abhängt.
Nicht auf Kundenreaktion warten
Christie’s hat den Hackerangriff jedenfalls umgehend zur Chefsache erklärt, was zeigt, dass die Firma die Angelegenheit richtig ernst nimmt.
Gleichzeitig lässt das Auktionshaus die Kundschaft nicht hängen und wartet auch nicht ab, bis sich Betroffene mit negativen Entwicklungen um ihre Daten selbst melden.
Vielmehr bietet der Konkurrent von Sotheby’s einen kostenlosen Service an, ein Jahr lang das Internet auf mögliche Personendaten zu durchforsten.
10.06.2024/kut.