Bundesverwaltung mit Führungsproblem

Ein Blick über die Dächer von Bern mit dem Parlament in der Mitte
In Bern brodelt die Unzufriedenheit unter den Beamten. (Bild. Marcel / pixabay)

Viele Organisationen befragen ihr Personal, wie Job und Arbeitsumfeld gefallen. Beim Bund kommen dabei strukturelle Defizite zum Vorschein.

Die Bundesverwaltung führe in regelmässigen Abständen Personalbefragungen durch, um die Personalpolitik steuern und prüfen zu können, hiess es in einem Communiqué der Administration zur Personalbefragung 2023.

Im Herbst 2023 fand nach 2020 wieder eine Vollbefragung aller Mitarbeitenden statt.

Hohe Arbeitszufriedenheit

Dabei verschickte der Bund, wie alle vier Jahre, rund 37.000 Fragebögen und zirka 70 Prozent der Beamten schickten ihre Antworten zurück.

Das Auffälligste an den Personalbefragungen ist, dass sich in den vergangenen zehn Jahren insgesamt kaum etwas geändert hat. Insofern ist die kostspielige Aktion wohl eher kein aktives Steuerungsinstrument, sondern ein Bestätigungsinstrument.

Die Arbeitszufriedenheit in der Bundesverwaltung beträgt diesmal 71 Punkte; nur im Coronavirus-Jahr 2020 war es mit 73 Zählern ein Höchstwert und da waren wohl alle froh, beim Staat und nicht in der Privatwirtschaft zu arbeiten.

Gegenläufige Effekte

Wenn es nach den Beschäftigten ginge, würden sie nach der Coronavirus-Pandemie auch noch mindestens zwei Jahre beim Bund arbeiten wollen. Der Wert lag 2023 bei 82 Punkten; nur in der Pandemie wollten dies mit 84 Zählern noch mehr Beamte.

Doch unter der Oberfläche zeigen sich schon Veränderungen über die Jahre – allerdings gleichen sich positive und negative Entwicklungen aus, sodass nach Aussen ein Signal der Stabilität herauskommt.

Probleme mit den Chefs

Auffällig ist etwa der Abfall in der Kategorie Engagement, denn für die Bundesverwaltung gibt es keine hohen positiven Bewertungen mehr, überdurchschnittliche Leistungen erbringen zu wollen. Das gab es in den vergangenen zehn Jahren noch nie, wie aus dem Bericht hervorgeht.

Die Zeit wird von Menschen in Diagrammen normalerweise von links nach rechts empfunden, weshalb Betrachter aufpassen müssen, denn der neueste Wert steht in der Tabelle links.

Die Mitarbeiter beurteilen zudem die Themen Entscheidungsprozesse, Führung durch die oberste Leitung sowie die Anpassungsfähigkeit der Organisation als verbesserungswürdig.

Führungsschwächen kompensiert

Die «oberste Führungsebene geht in der Verwaltungseinheit die dringlichsten Probleme an», bekam die geringsten Zustimmungswerte überhaupt. Dabei ist ein deutlicher Leistungsabfall nach der Coronavirus-Pandemie festzustellen.

Die Chefetage setzt dabei keine klaren Ziele und informiert auch nicht rechtzeitig über Veränderungen, bemängelte das Bundespersonal.

Welches Departement beziehungsweise welcher Bundesrat oder welche Bundesrätin besonders betroffen sind, wird allerdings nicht publiziert.

Geringe positive Beurteilungen zeigen auch Entwicklungsmöglichkeiten. Doch da ist eine leichte Aufwärtsbewegung festzustellen, was das Abrutschen bei der Führung etwas kompensiert.

Klarer Handlungsbedarf

«Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die in der Personalpolitik und der Personalstrategie formulierten Massnahmen grundsätzlich Wirkung zeigen, aber weiterverfolgt und teilweise noch intensiviert werden müssen», hiess es am Ende im Communiqué.

Doch das hätte eigentlich jedes Jahr als Fazit stehen können. Von aktivem Steuerungsinstrument fehlt also jede Spur, denn der Handlungsbedarf in der Chefetage hat sich akzentuiert.

13.02.2023/kut.

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