Bundesbeamte schnüffeln wieder im Kehricht

Kehrichtsäcke in Bern auf der Strasse
Müllsäcke zeichnen das Strassenbild in der Schweiz – wie hier in Bern. (Bild: muula.ch)

Beamte kontrollieren ständig den Schweizer Hausmüll. Alle zehn Jahre tun sie dies noch akribischer und bringen Erstaunliches hervor.

In vielen Schweizer Städten liegen die Kehrichtsäcke achtlos auf den Strassen. Staatsdiener nehmen dagegen die «Beppi»-, «Züri» oder einfach nur Gebührensäcke oftmals ganz genau unter die Lupe.

Städtischer Kleinkrieg

Das Schnüffeln im Hausmüll der Schweiz hat System.

Wer in Basel beispielsweise die blauen Tüten nicht zur vorgeschriebenen Uhrzeit auf die Strasse stellt, muss damit rechnen, dass die Stadt den Kehricht untersucht und falls sie dabei auf Adressen- oder Namenangaben stösst, die Übeltäter auch büsst.

Doch diesmal ist nicht der kantonale oder städtische Kleinkrieg gegen achtlose Bürger gemeint. Es geht um Grösseres, es geht um die ganze Schweiz.

Rund 17 Tonnen im Fokus

Rund 6 Millionen Tonnen Abfälle aus Haushalten und Kleingewerbe, sogenannte Siedlungsabfälle, fallen in der Schweiz pro Jahr an, was immerhin im Schnitt jährlich 671 Kilogramm pro Person sind.

Etwa die Hälfte dieser Siedlungsabfälle wird separat gesammelt und verwertet. Die andere Hälfte wird in Kehrichtverbrennungsanlagen verbrannt.

Seit 1982 schauen Beamte alle zehn Jahre tiefer in diese zweite Hälfte und analysieren, was Schweizerinnen und Schweizer so wegwerfen und, ob sich dabei noch etwas verwerten liesse.

Dazu schnüffelt die Beamten in 16,5 Tonnen an Kehrichtsäcken aus 33 repräsentativ ausgewählten Gemeinden nach Abfallfraktionen.

Weniger Hausmüll

Im Vergleich mit der Analyse aus dem Jahr 2012 habe die Menge Kehricht, die aus Haushalten stammt, nunmehr um durchschnittlich 58 Kilogramm pro Person abgenommen, teilte das Bundesamt für Umwelt BAFU mit.

Die Kehrichtmenge sei von 206 auf 148 kg je Person geschrumpft.

Trotz dieser positiven Entwicklung landeten aber immer noch zu viele rezyklierbare Stoffe im Kehricht, hiess es weiter zur durchmischten Bilanz.

Steigerung noch möglich

Rund 21 Prozent des Abfalls, respektive 31 kg pro Person, wären nämlich noch verwertbar. Dabei handelt sich insbesondere um verarbeitete und gekochte Speisereste, Rüstabfälle von Gemüse und Früchten und Kunststoffverpackungen, wie Flaschen für Milch oder Shampoo.

Erstaunlich, was die Beamten zwischen Katzensand, Batterien, Getränkekartons, Windeln, Spielzeug und Ordnern alles herausfanden.

Verschiebung der Anteile

Die jüngste Analyse zeigte, dass die Menge an Lebensmittelabfällen im Kehrichtsack gegenüber 2012 zwar von 60 auf 50 Kilogramm pro Person und Jahr zurückgegangen ist.

Im Vergleich mit dem Jahr 2012 ist der Anteil der Lebensmittelverluste am gesamten Kehrichtsackinhalt aber von 15,2 auf 18,4 Prozent grösser geworden.

Dies hänge damit zusammen, dass Abfallarten wie Glas, Papier oder Kunststoff stärker abgenommen hätten als die Lebensmittelverluste, hiess es vom BAFU zur Begründung. 

Von den rund 50 kg Lebensmittelverlusten seien mehr als die Hälfte vermeidbar gewesen, schlussfolgerten die Beamten, denn sie wären bei rechtzeitigem Konsum und korrekter Lagerung noch essbar gewesen. Hört, Hört.

Weniger Glas und Papier

Biogene Abfälle, wie Blumen, Äste oder Topfpflanzen, machen nach wie vor mehr als 35 Prozent des Inhalts eines Kehrichtsacks in der Schweiz aus.

Weiterhin hohe Anteile haben laut der Analyse die Verbundwaren wie Ordner, Spielzeug oder Windeln mit 17,9 Prozent, Kunststoffe mit 13,4 Prozent und Papier mit 11,9 Prozent.

Die Erhebung zeigte als positive Entwicklungen, dass Glas und Papier im Kehricht gegenüber der letztmaligen Untersuchung anteilsmässig zurückgangen.

Glas sank von 4 auf 3 Prozent und Papier reduzierte sich von 13 auf 12 Prozent.

Müllexperten geben Erklärungen

Auch die Menge an Plastik habe im Hausmüll von 15 auf 13 Prozent abgenommen. Immerhin reduzierten sich Kunststoffe in absoluten Zahlen von 249.000 auf 174.000 Tonnen.

Die Entwicklung erklären die Müllexperten damit, dass vermehrt Angebote zur Kunststoffsammlung bestünden und, dass Kunststoffverpackungen tendenziell leichter würden.

Vielleicht achtet der eine oder andere Schweizer nach der Lektüre des Artikels vermehrt darauf, was er oder sie achtlos in den Kehrichtsack wirft.

Es könnten schliesslich Staatsbeamte auffinden und genauestens unter die Lupe nehmen.

23.11.2023/kut.

Bundesbeamte schnüffeln wieder im Kehricht

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