Die Swiss-Life-Gruppe hat ihre Semesterresultate vorgelegt. Ein Thema spricht der Lebensversicherer aber offenbar nur ungern an.
Der Lebensversicherer Swiss Life hat in seiner Medienmitteilung vom Mittwoch ein wichtiges Wort überhaupt nicht erwähnt.
Es ist das Eigenkapital, was unerwähnt bleibt, aber unaufhaltsam sinkt, wie Recherchen von muula.ch ergaben.
Vergleich hinkt
So müssen Interessierte erst eine Investorenpräsentation zum Halbjahr ansehen, um herauszufinden, dass das Eigenkapital fast zehn Prozent auf nur noch 7,75 Milliarden Franken eingebrochen ist.
Der Vergleich bezieht sich aber wohlgemerkt auf den Zeitraum vom 1.1.2023 und dem 30.06.2023.
Vergleicht man etwa den publizierten Wert per 30.06.2022, als die Eigenmittel noch bei 10,9 Milliarden Franken lagen, mit der aktuellen Situation, ist dies ein Einbruch von rund 30 Prozent.
Dramatische Schrumpfung
Noch schlimmer wird die Lage, wenn man nicht wie Swiss Life den 1. Januar als Vergleichsdatum nimmt, sondern auf das Jahresende abstellt.
Per Ende 2022 sank das Eigenkapital der Swiss-Life-Gruppe zum Vorjahr bereits um rund 40 Prozent auf 10,3 Milliarden Franken, wie aus dem Geschäftsbericht 2022 hervorgeht.
Nun liessen sich zwei Einwände gegen diese Betrachtungsweise anführen.
Erstens gab es einige Änderungen in der Buchhaltung. Doch nüchtern betrachtet, dürfte dies Investoren egal sein, weil die absolute Zahl vom Eigenkapital im Notfall zählt.
Wenig Puffer für Katastrophe
Und zweitens stellt der Lebensversicherungskonzern bei der Kapitalisierung lieber auf den Swiss-Solvency-Test SST ab, bei dem er derzeit mit rund 215 Prozent gut abschneidet.
Doch schaut man auf die Präsentation zum Halbjahr, werden Sensitivitäten angegeben, wie Einbrüche bei Immobilien oder Aktienkursen, eine Zinssenkung oder die Ausweitung von Kredit-Spreads negativ auf den SST wirken.
Kommen alle Szenarien zusammen, sinkt der SST-Wert um rund 62 Prozent und kommt an das untere Ende des strategisch angepeilten Sicherheitsbandes.
Verdacht auf Unregelmässigkeiten
Mit den sinkenden Eigenmitteln versteht man auch den Entscheid der Swiss Life nur schwer, ein neues Aktienrückkaufprogramm aufzulegen. Dadurch sinkt das Kapital nämlich weiter.
Der Versicherer hatte ohnehin gerade erst eigene Titel im Wert von rund 1 Milliarde Franken zurückgekauft, wobei der Verdacht auf Insidergeschäfte aufgekommen war, wie muula.ch exklusiv berichtete.
Nun kommen zwar nur 300 Millionen Franken zum Rückkauf der Aktien infrage – was zeigt, dass das Swiss-Life Management um Verwaltungsratspräsident Rolf Dörig und CEO Patrick Frost sich der knappen Kapitalien wohl bewusst sind.
Kniff mit Quotienten
Aber in der Medienmitteilung kommt das Wort Eigenkapital gar nicht vor.
Sehr wohl erwähnen die Verantwortlichen dagegen die Eigenkapitalrendite, die sich mit dem schrumpfenden Wert unter dem Bruchstrich dann allerdings logischerweise positiv entwickelt hat.
06.09.2023/ena.