Die Bank Vontobel erreichte im Jahr 2023 kaum ein Finanzziel. Der Abgang vom Langzeit-CEO Zeno Staub erscheint da in völlig neuem Licht.
«Unter der Führung von Zeno Staub hat sich Vontobel zu einem führenden fokussierten und damit erfolgreichen Schweizer Investmenthaus entwickelt.»
Dies hatte der Verwaltungsrat von Vontobel zum Abgang des CEO im Mai 2023 freudig gesagt.
Drei Chefs führen
Das Unternehmen organisiert seine drei Client Units – Asset Management, Wealth Management und Digital Investing – künftig in die zwei Kundensegmente Private Clients und Institutional Clients, hiess es von der Bank Vontobel am heutigen Donnerstag zum Geschäftsjahr 2023.
Die Doppelspitze bei Vontobel, die nach der Rücktrittserklärung von Staub eingesetzt wurde, hatte also nichts anderes zu tun, als gleich eine Reorganisation durchzuführen.
Das tut auch Not, denn die Kosten laufen wie bei der Grossbank UBS nach der Übernahme der Credit Suisse (CS) völlig aus dem Ruder.
Mit drei Chefs, statt einer Konzernführung fällt bei Vontobel eben auch ein höherer Aufwand an, denn Staub ist erst auf die Generalversammlung im April 2024 zurückgetreten.
Genau wie bei der UBS nach der Fusion mit der CS gibt es auch vieles doppelt oder dreifach.
Sinkende Netto-Neugelder
Während praktisch alle Banken vom besseren Zinsgeschäft profitieren und neue Rekordergebnisse publizieren, ging der Gewinn bei der Bank Vontobel um 6,6 Prozent auf 215 Millionen Franken zurück. An Konzernergebnisse von 384 Millionen Franken, wie sie Vontobel etwa im Jahr 2021 erzielt hatte, ist kaum mehr zu denken.
Die Netto-Neugelder sanken 2023 um 3,5 Milliarden Franken – nach einem Rückgang von 5,2 Milliarden Franken bereits im Jahr 2022. Dabei baute Vontobel die Belegschaft um 60 Mitarbeiter auf 2275 aus.
Die Kundeneinlagen gingen innerhalb eines Jahres allerdings sogar um 25 Prozent auf nur noch knapp 10 Milliarden Franken zurück. Von Wachstum gibt es keine Spur.
Finanzziele in weiter Ferne
Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis verschlechterte sich um einen weiteren Prozentpunkt und liegt nun bei fast 80 Prozent. An die 69 Prozent im Jahr 2021, also zehn Prozentpunkte weniger, ist kaum mehr zu denken.
Der Abgang von Staub, der rund zwölf Jahre lang an der Spitze von Vontobel stand, erscheint somit in völlig anderem Licht. Ein zusätzliches Kostenprogramm in Höhe von 100 Millionen Franken müssen nunmehr her.
Die strategischen Finanzziele um Ertragswachstum, Netto-Neugelder, Eigenkapitalrendite und Kostenquote werden 2023 ohnehin allesamt verfehlt, wie aus einer Präsentation für Investoren und dem Geschäftsbericht 2023 (S. 17) hervorgeht.
Börsianer fliehen
Die Dividende soll dennoch konstant bei 3 Franken je Titel belassen werden. Damit erreicht Vontobel eine hohe Dividendenrendite auf den aktuellen Aktienkurs von rund 5,5 Prozent.
An der Börse kamen die ganzen Nachrichten dennoch schlecht an und die Vontobel-Papiere gaben rund 3 Prozent nach.
08.02.2024/kut.