Das Bundesamt für Gesundheit BAG kontrolliert normalerweise ganz genau, wie die Krankenkassen ihre Tarife kalkulieren. Notfalls greifen Beamte ein – aber offenbar nicht bei allen.
Das Bundesamt für Gesundheit BAG ist bekannt dafür, dass es bei den beaufsichtigten Krankenkassen selbst kleinste Details, wie die Verbuchung von Inkontinenzhilfen, genau kontrolliert. Doch nun kommt der Fall einer kleinen Krankenkasse zum Vorschein, die machen kann, was sie will.
«Wir verscherbeln sicher nicht auf Befehl aus Bern unser Tafelsilber», wird Felix Waldmeier, der Geschäftsführer der kleinen Krankenkasse Wädenswil, im Zürcher «Tages-Anzeiger» vom Donnerstag zitiert.
Reserven viel zu hoch
Im August hätte das BAG verlangt, dass der Krankenkversicherer seine Prämien senke und Reserven abbaue, hiess es weiter. Letztere seien mittlerweile nämlich bereits dreimal höher als verlangt, hiess es zur Erklärung.
Doch für Waldmeier seien hohe Reserven bei einer so kleinen Krankenkasse besonders wichtig. Ein einziger teurer Krankheitsfall unter den rund 11.000 Versicherten könne die Kasse bereits aus dem Gleichgewicht bringen, erklärte der Manager.
Anlagen in Immobilien
Ausserdem seien bei der KKW, wie die Krankenkasse Wädenswil mit der Abkürzung heisst, die Reserven teilweise in Wädenswiler Immobilien investiert und da wolle er nicht einfach verkaufen.
All dies hätte er dem BAG auch deutlich so gesagt, hiess es weiter in dem Artikel. Seit Mitte September habe er aber nichts mehr von den Bundesbeamten gehört, was der Chef der Krankenkasse KKW als Genehmigung der Prämien interpretiert habe.
Falsches Signal
Es ist doch interessant zu sehen, was im Schweizer Krankenversicherungsmarkt beim Zusammenspiel mit dem Regulator so alles möglich ist. Allerdings senden die Aussagen, sofern sie in dieser Absolutheit stimmen, ein völlig falsches Signal an die Branche.
06.10.2022/kut.