
Das Bundesamt für Gesundheit entzieht dem Krankenversicherer KluG die Bewilligung. Schäbiges Geschäften und Versäumnisse des BAG zeigen sich.
Die Zuger Krankenkasse KluG ist pleite. Doch nicht der Krankenversicherer selbst deponierte seine Bilanz.
Die Aufsichtsbehörde über die soziale Krankenversicherung, das Bundesamt für Gesundheit BAG, stellte bereits am vergangenen Mittwoch die Insolvenz per Verfügung fest, wie der Regulator erst am heutigen Dienstag bekanntgab.
Leistungen in Büchern verschwiegen
Der 31. Dezember 2025 werde die Bewilligung zur Durchführung der Grundversicherung (KVG) entzogen, hiess es weiter.
Beide Massnahmen habe die KLuG auch selbst beantragt, erklärte die Aufsicht.
KluG teilte zum eigenen Untergang mit, entsprechende Anträge bereits Ende Juli eingereicht zu haben.
Doch das BAG prüfe auch eine strafrechtliche Relevanz der Vorkommnisse, denn kürzlich habe der Vorstand der KLuG nach Hinweisen aus der Geschäftsleitung feststellte, dass Leistungen in Höhe von rund 2,4 Millionen Franken buchhalterisch nicht erfasst worden waren.
Aufsicht schläft selbst
Die Krankenversicherung KLuG mit Sitz in Zug befindet sich seit einiger Zeit in einer sehr schwierigen finanziellen Situation.
Das BAG habe den Geschäftsverlauf der Krankenkasse deshalb seit zwei Jahren intensiv überwacht und bereits verschiedene Massnahmen ergriffen, um die finanzielle Stabilität der Krankenkasse wiederherzustellen, hiess es im Communiqué.
Weshalb die Aufsichtsbehörde bei den Prüfungen nicht festgestellte, dass KluG offenbar Millionen von Leistungen in der Buchhaltung gar nicht erfasst hat, muss in diesem Zusammenhang noch ans Tageslicht kommen.
Versicherungsschutz gewährleistet
Mit der Insolvenzerklärung würden die rund 9300 Versicherten geschützt, weil sie den Insolvenzfonds bei der Gemeinsamen Einrichtung des KVG aktiviert.
Dieser gewährleistet, dass die Leistungen der Versicherten vergütet werden, sobald die KLuG nicht mehr allen Verpflichtungen nachkommen kann.
Marktführer Helsana werde der Kundschaft ein Angebot für die Grundversicherung machen.
Die Branche würde auch den lückenlosen Versicherungsschutz sowie die Leistungsvergütung für Zusatzversicherungsprodukte gewährleisten, erklärte das BAG, obwohl in diesem Bereich die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma zuständig ist.
Rolle der Aufsicht unklar
Wie konnte es mit KluG so weit kommen? Nun, für 2024 wies die Krankenkasse selbst noch eine Solvenzquote von 119 Prozent aus.
Das BAG kam jedoch in eigenen Berechnungen zu dem Schluss, dass nur 24 Prozent an Solvabilität gegeben seien, wie muula.ch über den ungewöhnlichen Fall berichtete, der bereits im September 2024 bekanntwurde.
Eine unterjährige Prämienerhöhung konnte die Finanzprobleme offenbar auch nicht beheben, weshalb sich die Aufsichtsbehörde auch deswegen Vorwürfe gefallen lassen muss.
Auch das lange Zuwarten des Regulators ist erklärungsbedürftig. Selbst das Communiqué über die Insolvenz erreichte die Öffentlichkeit fast eine Woche später.
Eklatante Missstände
Das BAG unter der Oberleitung von Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider genehmigt regelmässig zu tiefe Krankenkassenprämien, was muula.ch ebenfalls bereits thematisiert hatte.
Zahlreiche Krankenversicherer wiesen Solvenzquoten aus, die unter dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestwert von 100 Prozent lagen.
Und wie sich zeigt, kann der KVG-Solvenztest eine Überdeckung der Verpflichtungen von 19 Prozent signalisieren, obwohl das Ende schon nah ist.
12.08.2025/kut./Meldung mit Angaben von KluG ergänzt