Viele Logistikdienstleister schreiben ihren Fahrern mittlerweile vor, in welcher Reihenfolge sie Päckli ausliefern müssen. Das sorgt für viel Frust.
Jetzt ist der Päckchen- und Paketdienst schon drei Mal am Haus vorbeigefahren, obwohl man auf eine Sendung wartet. Noch vor Kurzem kam der Paketbote aber genau um diese Uhrzeit, um Lieferungen abzugeben.
Apps haben das Sagen
Doch das ist nun Geschichte, denn viele Lieferwagen folgen einer anderen Logik.
Bei der Schweizerischen Post, aber auch bei Lieferdiensten, wie DHL, Fedex & Co., kommen seit einiger Zeit neue Systeme zum Einsatz, welche die Routenplanung bei der Auslieferung von Päckchen und Paketen optimieren.
Angaben auf Apps oder Tablets geben den Fahrern fest vor, in welcher Reihenfolge sie die Sendungen auszuliefern haben.
Umständlich und gefährlich
Dabei kann es nun passieren, dass die gelben Fahrzeuge der Post oder von DHL nicht alle Pakete pro Strasse ausliefern, sondern die Fahrer mehrmals in die gleiche Strasse oder ins gleiche Dorf zurückschicke, wie der «SonntagsBlick» in seiner neuesten Ausgabe berichtete und auch Recherchen von muula.ch ergaben.
Das neue System sei nicht nur unökologisch, umständlich und teils gefährlich, hiess es in der Printzeitung.
Die Reihenfolge der Auslieferung sei nicht mehr nachvollziehbar und in den Fahrzeugen falle deutlich mehr Sortierarbeit bei den Sendungen an, weil die Lieferungen nicht mehr vorsortiert sind, erklärten Betroffene. Das Personal würde zur Weissglut getrieben.
Gefährlich sei das Ganze sogar, weil die App nicht zwischen den Fahrtrichtungen in einer Strasse unterscheide und auch Einbahnstrassen nicht erkenne. Das Personal müsse so jeden Tag mehrfach Strassen zu Fuss überqueren, was gefährlich sei, so der Tenor.
Ärger auch bei Kundschaft
Ein weiteres Ärgernis ist, wenn die Fahrer stupide gemäss App ein Päckchen um 8 Uhr in ein Büro oder in ein Ladengeschäft liefern sollen, das erst um 9 Uhr besetzt beziehungsweise geöffnet ist.
Da werden die Kunden dann bloss informiert, dass sie ihre Lieferung selbst abholen oder einen neuen Liefertermin vereinbaren sollen. Früher hätten die Fahrer solche Besonderheiten berücksichtigt. Nun ärgern sich auch oft Kunden über die neue Lieferlogik.
Viele Vorteile
Von der Post hiess es gegenüber dem «SonntagsBlick» zum neuen System, dass der Staatsbetrieb um den Unmut des Personals wisse. Gerade für langjährige Pöstler sei das Fahren nach Plan eine grössere Umstellung, hiess es weiter.
Die Tourenplanung sei aber so komplex geworden, dass man technologische Unterstützung benötige. Die Schweizerische Post könne mit der dynamischen Planung viel schneller und flexibler auf Mengenschwankungen oder besondere Anforderungen der Zustellung reagieren, erklärte der Staatsbetrieb.
Für die Firmen hat die Einführung eines solchen Systems aber gleich noch einen Vorteil. Sie werden unabhängiger und flexibler beim Einsatz des Personals, denn das Spezialwissen, was manche Mitarbeiter in ihrer Zustellregion haben, entfällt.
17.12.2023/kut.