Auf Schweizer Labubu-Fieber folgt chinesisches Geschwür

Eine Labubu-Figur der Firma Pop Mart
Die Labubu-Figuren tauchen derzeit überall auf. (Bild: D. Kristiano / unsplash)

Der Hype um Plüschtiere der Firma Pop Mart aus China schwappt in die Schweiz. Der Hintergrund ist viel ernster, als die meisten vermuten würden.

Der Boom um die Kuschelmonster Labubu ist in der Schweiz angekommen.

Die Warenhauskette Manor startete den Verkauf in der Westschweiz und nun gehen die langen Warteschlangen um die begehrten Accessoires auch vom Zürcher Hauptbahnhof durch das Land.

Rihanna und Beckham werben

Die Plüschtier-Figuren, die breit grinsen, die Zähne fletschen und boshaft dreinblicken, sind dabei keineswegs neu.

Labubu wurde bereits im Jahr 2015 von Kasing Lung kreiert und 2019 vom chinesischen Spielzeughersteller Pop Mart explizit für Erwachsene auf den Markt gebracht.

Doch mit Influencer-Marketing um Sänger wie Lalisa, Rihanna & Co. oder Fussballstars, wie David Beckham, setzte ein weltweiter Hype ein.

Ferrero und Dubai-Schoggi als Vorbilder

Der Verkaufstrick der «Black Box», bei dem Käufer nicht wissen, welches Modell sie erhalten, beschwor die Spielsucht herauf.

Auch diese Verkaufsmethode ist vielen bekannt, denn die Kinderüberraschungseier von Ferrero nutzen sie seit Jahrzehnten.

Sondereditionen von Labubu, die von Mona Lisa im Louvre in Paris verkauft werden, tragen ihren Beitrag zum Boom bei.

Geschickte Inszenierung in den Sozialen Medien bringen für die Firma Pop Mart einen Kassenschlager, wie bei Dubai-Schokolade, ein.

Von Werkbank zum Marktführer

Doch der Hintergrund ist viel ernster als das böse Gesicht von Labubu erwarten lässt.

Früher waren chinesische Firmen die verlängerte Werkbank des Westens. Hersteller von Autos, Haushaltgeräten und Elektronikwaren liessen Millionen an Chinesen für sich schuften und dann verkauften die Grosskonzerne die Waren unter ihren Marken.

Mittlerweile hat sich das Reich der Mitte gemausert und bringt eigene Produkte unter ihren Brands erfolgreich auf den Markt.

Der Treiber ist dabei nicht mal mehr der chinesische Staat mit Subventionen, sondern die Privatwirtschaft Chinas. 

Billigimage abgelegt

Labubus kosten zwischen 40 und 50 Franken das Stück. Die Püppchen können aber auch auf Hunderte Franken emporschiessen.

Hätte man vor ein paar Jahren chinesische Billigware am Zürcher HB verkauft, hätten Passanten wohl mitleidig nur ein paar Franken dafür gezahlt. Das hat sich komplett geändert.

Solche Beispiele dafür lassen sich mittlerweile zuhauf finden. Elektroautos BYD, Nio & Co. sind mittlerweile wohl die bekanntesten Markenbotschafter Chinas.

Chinesische Teehaus-Ketten oder Eiscremegeschäfte, wie Chagee und Mixue, eröffnen eine Filiale nach der anderen auf der ganzen Welt und nehmen dabei wohlgemerkt Starbucks- beziehungsweise McDonalds-Preise.

Die chinesische Uhrenmarke Pagani Design steht Schweizer Zeitmessern inzwischen kaum etwas nach.

Sicherheitsgründe bremsen

Klar, sind bei Plüschfiguren, Tee, Eis, Uhren oder Handtaschen keine grossen Gefahren für westliche Konsumenten zu spüren.

Allenfalls Markenrechte von Luxusgüter- oder Uhrenherstellern um Bally, Rolex, Swatch & Co. werden da tangiert.

Geht es jedoch um Mobilfunkausstatter, wie Huawei, die Streamingplattform Tiktok, wo selbst US-Soldaten viele Infos aus ihren Kampfjets und Militärbasen posten, oder chinesische Modelle der Künstlichen Intelligenz KI, wie DeepSeek, will der Westen aus Sicherheitsgründen bei dem Wandel am Markt ein Wörtchen mitreden.

Auch die Päcklifluten der Online-Marktplätze Temu und Shein sind Störfaktoren für viele Regierungen.

Und von der chinesischen Pharmaindustrie will nach der Coronavirus-Pandemie auch kein Land mehr abhängig sein. Streit mit Peking ist da vorprogrammiert.

Wall Street begleitet Wachstum

Westliche Konsumenten fahren jedenfalls immer mehr auf chinesische Waren und Marken ab.

Dabei sind die Produkte und Dienstleistungen nicht mehr nur billige Kopien westlicher Brands, sondern überschlagen sich mit Kreativität.

Selbst Investoren lockt diese Entwicklung immer mehr – als die chinesische Teehaus-Kette Chagee etwas Geld für ihre Expansion brauchte, gab es an der Börse in New York sofort 400 Millionen Dollar.

Und der Schweizer Labubu-Boom ist ein klares Zeichen, wie es in der Schweiz mit China weitergeht. Dem kann das Land nur mit Innovationen entgehen.

29.06.2025/kut.

Auf Schweizer Labubu-Fieber folgt chinesisches Geschwür

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