Amerikaner schnappen sich Rohstoffhändler Gunvor

Eine Erdölraffinerie von Gunvor
Gunvor handelt viel mit Erdöl. (Bild: PD)

Der Genfer Rohwarenkonzern Gunvor bekommt neue Besitzer und einen neuen CEO. Alles hängt mit einem Lukoil-Deal zusammen, den die USA blockieren.

Der grösste Energiehändler der Welt, Gunvor, hat sich eine neue Eigentümerstruktur gegeben und einen Führungswechsel publiziert.

87 Prozent wechseln Besitzer

Mehrheitsaktionär und CEO Torbjörn Törnqvist verkaufe seine Anteile an Personen des Firmenmanagements, teilte der Genfer Rohstoffhändler am heutigen Montag überraschend mit.

Törnqvist hatte Gunvor 1997 mit seinem russischen Geschäftspartner Gennadi Timtschenko gegründet und dessen Anteile kurz vor Sanktionen im Jahr 2014 übernommen.

Neben dem Management war nur noch Törnqvist mit 87 Prozent beteiligt.

Doch die Amerikaner hatten unlängst den Kauf der Auslandsaktiva des russischen Energiekonzerns Lukoil untersagt, weil Gunvor immer noch dem russischen Präsidenten nahestehen soll.

Amerikaner als CEO

Mitglieder des Managements hätten einen Buy-Out-Vertrag akzeptiert, hiess es verklausuliert. Externe Besitzer werde es weiterhin keine geben, erklärte Gunvor weiter. Wer genau als Eigentümer einzieht, ist jedoch nicht bekannt.

Die Idee sei bereits im Jahr 2022 in Marokko auf einem Leadership-Treffen thematisiert worden, so der Rohstoffhändler weiter.

Weltweite Aktivitäten von Gunvor
Gunvor hat weltweite Aktivitäten. (Bild: PD)

Als CEO werde Gary Petersen fungieren, der bereits seit 2024 die Geschäfte von Gunvor Amerika in Houston führt.

Der Ökonom und Veteran im Rohstoffgeschäft besitze die US-Staatsangehörigkeit und werde zunächst zwischen Houston und Genf pendeln, machte der Rohstoffhändler die künftigen Gegebenheiten klar. 

Russe tritt ab

Mit dem Wechsel seien weitere Änderungen im Verwaltungsrat sowie in der Geschäftsleitung verbunden. Genaueres würde auch zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben, hiess es im Communiqué.

Im Schweizer Handelsregister sind die Änderungen noch nicht vollzogen. Insofern handelt es sich um einen überraschenden Schritt.

Bei Gunvor International traten allerdings vor wenigen Tagen ein Brite und ein Franzose aus der Geschäftsleitung aus. Auch ein Russe ist in der Holding nicht mehr von der Partie.

Blockadehaltung aufgeben?

Törnqvist sei eine Marionette des Kremls, hatten die USA unlängst verkündet, und sich gegen den Verkauf der Auslandsaktivitäten des russischen Konzerns Lukoil an Gunvor gestemmt.

Mit der Übernahme durch einen Amerikaner als CEO und weiteren Gefolgsleuten ist noch nicht klar, ob die USA ihren Widerstand gegen den Deal nun aufgeben.

Die «Russen» haben mit der Abgabe der Aktienmehrheit bei Gunvor einen hohen Preis gezahlt.

Falls der Verkauf der Auslandsassets von Lukoil über die Bühne geht, sind die Russen etwa Tankstellennetze in Rumänien und Bulgarien sowie Raffinerien los. Ein späterer Rückverkauf an Russland, der bei Törnqvist sicher eine Option gewesen wäre, hat sich damit erledigt.

Gegengeschäft von Blackrock

Wundern würde all dies nicht, denn die Amerikaner hoffen auf ein anderes Geschäft, das derzeit durch die Chinesen blockiert wird.

Es ist der Kauf von Teilen des Panamakanals für rund 23 Milliarden Dollar durch den US-Vermögensverwalter Blackrock, bei dem der Genfer Konzern MSC eine Schlüsselrolle spielt.

Logisch waren diese Transaktionen der Hauptgegenstand beim Treffen Schweizer Unternehmer unlängst im Oval Office mit US-Präsident Donald Trump.

Genf ist und bleibt die Drehscheibe für die Geschäfte der Grossmächte.

01.12.2025/kut.

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